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Die Abtei von Wyldcliffe - Die Schwestern der Dunkelheit

Die Abtei von Wyldcliffe - Die Schwestern der Dunkelheit

Titel: Die Abtei von Wyldcliffe - Die Schwestern der Dunkelheit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gillian Shields
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Kopf geschossen habe, aber ich hatte keine andere Wahl.«
      »Du hast mich fast bewusstlos geschlagen, damit du mit mir reden kannst? Findest du das nicht ein bisschen ?bertrieben? ?
      »Ich versuche nur, dir zu helfen, Evie. Ich weiß, dass du in Gefahr bist.«
      »Oh nein, du kommst mir doch jetzt nicht mit irgendeinem Mist, dass du eine Zigeunerin bist, die hellsehen kann, oder?«
      »Das ist kein Mist«, sagte Sarah ernst. »Es ist wahr. Ich habe es nie für etwas Besonderes gehalten, weil ich es schon immer konnte. Oh, nichts Weltbewegendes, nur so was wie den Leuten zu sagen, ob sie glücklich sind oder nicht, und das Wetter des nächsten Tages voraussehen. Und einmal, als meine Großmutter gestürzt war und sich dabei den Arm gebrochen hatte, wusste ich es, noch bevor meine Mutter mir davon erzählt hat. Aber seit du in Wyldcliffe angekommen bist, hat sich etwas verändert. Ich kriege immerzu Botschaften über dich. Jemand versucht, dich aus weiter Ferne zu erreichen. Was hast du eben wirklich gesehen?«
      Was meinte sie damit? Hatte sie das Mädchen auch gesehen? Die Worte des Taxifahrers hallten plötzlich in meinem Kopf wider. Dieser verfluchte Ort , so hatte er Wyldcliffe genannt. Wieso war ich nur jemals hierhergekommen?, dachte ich aufgebracht. Ich ertrank in Angst, war übergeschnappt, von verrückten Leuten umgeben. Und jetzt gehörte Sarah auch noch zu ihnen.
      »Sag mir, was du gesehen hast«, drängte sie mich erneut.
      »Nichts habe ich gesehen! Was ist nur in dich gefahren? Ich dachte, du wärst diejenige, die hier normal ist, erdverbunden und so weiter …«
      »Die Erde ist voller Geheimnisse«, sagte Sarah mit einem leichten Lächeln. »Du hast selbst ein paar Geheimnisse, nicht wahr, Evie? Wie zum Beispiel mitten in der Nacht durch die Gegend zu laufen.«
      »Woher weißt du das?« Ich schnappte nach Luft.
      »Das ist kein Geheimnis«, erwiderte sie. »Ich bin letzte Nacht aufgestanden, um im Krankentrakt nach Helen zu sehen. Sie hat mir gesagt, dass du dich jede Nacht rausschleichst. Sie hat dich beobachtet. Und sie macht sich Sorgen um dich.«
      »Oh ja, so sehr, dass sie Miss Scratton davon erzählt hat! Das war wirklich sehr freundlich von ihr.«
      »Freunde müssen manchmal schwere Entscheidungen treffen.«
      »Hör zu, Helen Black ist nicht meine Freundin, und wenn sie ihre Zeit damit verbringen will, hinter mir her zu spionieren, dann ist das ihr Problem.«
      »Und was ist dein Problem, Evie? Wieso hast du vorhin ins Leere gestarrt und mit der Luft gesprochen? Wenn ich nicht den Ball auf dich geschossen hätte, hätten es die anderen auch alle bemerkt. Was geht da vor? Wieso verlässt du jede Nacht den Schlafsaal?«
      Ich kam nicht mehr dagegen an. Ich war so unglaublich müde, viel zu müde, um ihr noch länger etwas vorzumachen. Also rutschte ich auf den Erdboden und lehnte mich gegen die kalte Steinmauer. Die Worte strömten nur so aus mir heraus. »Ich treffe mich mit jemandem. Einem Jungen, dem ich begegnet bin. Und ich habe sie wiedergesehen. «
      »Wen?«
      »Das Mädchen in Weiß. Ich habe sie jetzt dreimal gesehen. Das erste Mal in Miss Scrattons Klassenzimmer ? an dem Tag, als ich gerade angekommen war und du dich um mich gek?mmert hast.?
      »Ich wusste, dass da etwas vor sich ging«, sagte Sarah. »Ich war mir ganz sicher. Und gerade hast du sie also wieder gesehen?«
      »Ja.« Ich nickte. »Aber diesmal hat sie mir gesagt, dass ich vorsichtig sein soll – was ihn betrifft.«
      »Diesen Jungen, mit dem du dich triffst?«
      »Ich vermute es«, sagte ich. Mir war elend zumute. »Von wem sonst könnte sie sprechen?«
      »Und wer ist er nun?«, fragte Sarah. »Aus welchem Grund sollte dich irgendein Mädchen vor ihm warnen?«
      »Das weiß ich nicht! Ich weiß nicht einmal, ob sie überhaupt wirklich existiert! Ich habe nur einfach das Gefühl, dass ich verrückt werde.«
      »Wie hat das Mädchen ausgesehen?«
      Das blasse, geisterhafte Bild stieg wieder vor meinem inneren Auge auf. »Sie hat rote Haare und graue Augen.«
      »Du meinst, sie sah aus wie du?«
      Ich zuckte mit den Schultern. »Möglich. Ich weiß nicht, wer sie ist oder was das alles zu bedeuten hat. Und ich habe Angst.«
      »Komm mit. Wir müssen zur Bibliothek, bevor irgendwer uns sehen kann.«
      Ein paar Minuten später schlichen wir uns in die kunstvolle Bibliothek, deren Wände mit Bücherregalen aus dunklem Mahagoniholz gesäumt waren. Zwei ältere

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