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Die Abtei von Wyldcliffe - Die Schwestern der Dunkelheit

Die Abtei von Wyldcliffe - Die Schwestern der Dunkelheit

Titel: Die Abtei von Wyldcliffe - Die Schwestern der Dunkelheit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gillian Shields
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schließlich gekommen ist? Ich habe Angst, dass ich dich am Ende genauso zerst?ren werde wie Agnes. Verstehst du jetzt, warum ich dich nicht lieben kann? Meine Liebe ist wertlos.?
      »Und was ist mit meiner Liebe zu dir?«, fragte ich. »Hat die gar keine Bedeutung?«
      »Du darfst mich nicht mehr lieben. Dein Leben ist in Gefahr, und das nicht nur durch die Handlungen, zu denen ich mich vielleicht hinreißen lasse. Es gibt noch andere Kräfte, die dich beobachten und haben wollen, was du besitzt. Ich kann sie nicht länger kontrollieren. Ich bin nicht der einzige Unheilvolle, der den Talisman sucht. Du darfst nicht hierbleiben.« Seine Stimme wurde drängend. »Lauf weg, Evie. Geh nicht wieder zur Schule zurück, schon heute Nacht nicht mehr. Nie wieder. Dort wartet auf dich nur Gefahr und Ärger. Nichts anderes als der Tod.«
      Plötzlich und unerwartet hob er mich mit einer raschen Bewegung auf sein Pferd und drückte mir die Zügel in die Hände. Dann zog er mein Gesicht zu sich herunter für einen letzten, verzweifelten Kuss und brachte das Pferd dazu, sich so hinzustellen, dass es zur anderen Seite des schlafenden Tals sah, mit der Schule im Rücken.
      »Aber, Sebastian – «
      »Tu, was ich sage! Verlass Wyldcliffe jetzt sofort, solange du noch kannst. Von jetzt an dürfen wir einander nichts mehr bedeuten, Evie. Wir müssen Fremde füreinander sein.« Sein Gesicht schimmerte bleich wie der Tod, und seine Stimme klang so hart wie Eis. »Wir müssen Feinde sein.«
      Er schlug dem Pferd auf die glänzende Flanke, und das mächtige Tier warf den Kopf zurück und preschte über das Gras. Ich zog wild an den Zügeln, um es zum Anhalten zu bringen, und warf einen Blick zur?ck ?ber die Schulter.
      »Sebastian! Sebastian!«, rief ich in den Wind. »Wo bist du?«
      Es kam keine Antwort. Die Kuppe des Hügels war kahl und breit, und man konnte sich dort so gut verstecken wie in einer offenen Wüste. Sebastian hatte sich in Luft aufgelöst. Er war gegangen und hatte keinerlei Spur auf den trostlosen Hügeln hinter sich zurückgelassen. Ich war allein.
      Ich wartete und wartete, aber er tauchte nicht mehr auf. Schließlich ließ ich das Pferd gemächlich laufen, wo immer es hingehen wollte. Ich hatte nicht den Willen, eine Entscheidung zu treffen, ob zum Guten oder zum Schlechten. Als endlich der graue Schimmer der Morgendämmerung langsam über die Moors kroch, hatte das Pferd das Schultor erreicht. Ich rutschte von dem Tier herunter, und es lief im leichten Galopp weiter und davon.
      Ich war wieder dort, wo ich angefangen hatte, vor all den vielen Wochen. Das abblätternde Schild am Tor verkündete noch immer seine bizarre Botschaft:
      WYLDCLIFFE
 BE C OOL
 OR YOU DIE.
     
      Ich schob das Eisentor auf und ging müde auf das einzige Zuhause zu, das mir noch geblieben war. Was spielte es für eine Rolle, was mich dort erwartete? Sebastian war gegangen. Er war mein Feind, und ich hatte das Gefühl, als wäre ich bereits gestorben.
     

 Zweiundvierzig
 
 
      
      L angsam ging ich die leere Auffahrt entlang. Im kalten ersten Morgenlicht wirkte die Abtei wie ein riesiges Gefängnis. Wenn ich mich beeilte, schaffte ich es vielleicht gerade noch, rechtzeitig wieder ins Bett zu kriechen, bevor irgendjemand merkte, dass ich weg gewesen war. Ich schlich den Pfad entlang, der zu den Ställen führte, da ich nicht die Vordertür benutzen wollte. Als ich am Gemüsegarten vorbeikam, löste sich jemand aus den Schatten.
      »Sarah!« Ich schnappte nach Luft.
      »Gott sei Dank habe ich dich gefunden!«
      Sie umarmte mich kurz, dann zog sie mich in den ummauerten Garten hinein.
      »Was tust du hier?«, fragte ich erstaunt.
      »Helen hat mich gestern Nacht gebeten, dich im Auge zu behalten. Ich bin ihr begegnet, als sie gerade unterwegs zur Obersten Mistress war, und sie hat mir erklärt, dass sie sich Sorgen um dich macht. Ich habe ihr gesagt, dass du beunruhigt bist wegen Frankie und sie sich keine Sorgen machen muss. Aber als ich dann ins Bett gegangen bin«, fuhr Sarah fort, »hatte ich das verrückte Gefühl, dass irgendetwas ganz schrecklich schiefläuft. Ich habe mir vorgestellt, dass du in den Moors verloren gegangen wärst. Ich habe mich in deinen Schlafsaal geschlichen, aber du warst nicht da, und Helen auch nicht. Also bin ich losgezogen, um nach euch beiden zu suchen. Ich war gerade auf dem Weg zu Miss Scratton, um ihr zu sagen, dass ihr nicht da seid.? Sie sah mich besorgt an. ?Also,

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