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Die Abtei von Wyldcliffe - Die Schwestern der Dunkelheit

Die Abtei von Wyldcliffe - Die Schwestern der Dunkelheit

Titel: Die Abtei von Wyldcliffe - Die Schwestern der Dunkelheit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gillian Shields
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Winterhimmel spiegelte sich darin. Hundert Erinnerungen strömten durch mich hindurch, Erinnerungen an die Zeit, die ich mit Sebastian hier verbracht hatte: wie wir miteinander gelacht und uns unterhalten hatten, wie wir geschwommen waren und uns geküsst hatten. Nichts davon würden wir je wieder tun können. Ich ging weiter, entschlossen, den Tränen keinen freien Lauf zu lassen, und schob mich durch das wuchernde Gebüsch in die Höhle.
      »Sarah?«, rief ich leise. »Helen?«
      »Hier«, flüsterte jemand zur Antwort. Ein Stück voraus leuchtete eine Taschenlampe auf. Ich folgte dem Lichtschimmer und fand die anderen beiden bei den glitzernden Mosaiken. Sie warteten auf mich.
      »Jetzt erklär uns, was heute Morgen los war«, sagte ich ohne lange Vorrede. »Bist du wirklich vom Dach gefallen? Und ist Mrs. Hartle wirklich deine Mutter?«
      »Die Antwort lautet in beiden Fällen: ja. Und ich versuche, es euch zu erklären. Aber ihr werdet es wahrscheinlich nicht glauben.«
      »Mach dir keine Sorgen. Ich gewöhne mich allmählich daran, das Unglaubliche zu glauben. Versuch’s einfach.«
      Helen fing an, schnell und mit monotoner Stimme zu erzählen. »Ich bin in einem Kinderheim aufgewachsen, und ich habe meine Eltern nie kennen gelernt. Die Leute dort haben sich Mühe gegeben und versucht, freundlich zu sein, aber ich habe einfach nicht dorthin gepasst. Ich hatte den Ruf, schwierig zu sein. Wenn jemand versucht hat, mir zu helfen, habe ich geschrien, dass ich einfach nur allein gelassen werden wollte. Nach einer Weile haben sie daher alle Versuche aufgegeben. Ich habe an der Schule für so viel Unruhe gesorgt, dass man mich schließlich ausgeschlossen hat.« Sie errötete verlegen. Ich hatte noch nie erlebt, dass sie so lange an einem Stück gesprochen hatte, und jetzt sprach sie sogar noch weiter.
      »Ich habe mich ganz in mich zurückgezogen. Mein echtes Leben fand in meinen Träumen statt. Als ich klein war, hatte ich immer die Fantasie, dass ich fliegen könnte, wie Kinder es nun mal tun. Aber auch als ich älter wurde, träumte ich noch davon. Als ich dann ungefähr dreizehn war, fing ich an zu schlafwandeln. Eines Nachts wachte ich auf und fand mich auf dem Dach des Kinderheims wieder, ohne zu wissen, wie ich dorthin gekommen war. Ich sah nach unten und dachte, wenn ich jetzt einen Schritt ins Leere machen würde, könnte ich einfach wegfliegen, irgendwohin, wo ich das Gefühl haben könnte, dass ich dorthin gehörte. Eine andere Stimme in meinem Kopf sagte: Sei nicht dumm, du bringst dich damit nur um, aber irgendwie wusste ich, dass alles gut werden würde. Also machte ich den Schritt ins Leere.«
      Helen schloss die Augen, als würde sie in ihrem Gedächtnis nach Erinnerungen kramen. »Ich spürte, wie die Luft an mir entlangstrich, und das Rauschen des Windes erf?llte meinen Kopf wie tosendes Feuer. Ich rechnete damit, hart aufzuprallen, aber als ich die Augen wieder ?ffnete, stellte ich fest, dass ich so leichtf??ig wie eine Katze auf dem Boden gelandet war. Und dabei war das Dach bestimmt vierzig Fu? hoch! Ich konnte es anfangs kaum glauben, also wiederholte ich es noch mehrmals. Und jedes Mal landete ich vollkommen sanft und sicher. Es war, als k?nnte ich auf dem Wind dahingleiten oder als k?nnte ich genauso in der Luft schwimmen wie im Wasser. Ich kann es nicht besser erkl?ren.?
      Sie sah uns an und versuchte, unsere Reaktionen abzuschätzen. »Das war aber nicht alles. Ich stellte fest, dass ich Dinge bewegen konnte, einfach nur, indem ich daran dachte. Wenn ich zum Beispiel ein Buch an einer anderen Stelle haben wollte, stellte ich mir einfach vor, dass der Wind es wegwehte, und es bewegte sich ganz von allein. Ich konnte einen Sturm aus dem Nichts entstehen lassen. Ich konnte mich sogar selbst von einem Ort zu einem anderen schaffen, einfach nur durch die Kraft meiner Gedanken. «
      »Durch die Kraft deiner Gedanken?«, fragte Sarah. »Was meinst du damit?«
      »Es ist das, was Lady Agnes beschrieben hat«, mischte ich mich ein. »Ich fühle, ich begehre, und es geschieht … nur wurde sie zum Feuer hingezogen, und du zur Luft.«
      »Ja, so ist es«, sagte Helen. »Angenommen, man hat mich in meinem Zimmer eingeschlossen, nachdem es meinetwegen Ärger gegeben hatte, und ich wollte raus. Nun, wenn dieser Wunsch stark genug war, fühlte es sich so an, als würde ich in diese Art von … oh, ich weiß nicht, so etwas wie einen Tunnel aus rasendem Wind geraten. Und dann bin ich

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