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Die Abtei von Wyldcliffe - Die Schwestern der Dunkelheit

Die Abtei von Wyldcliffe - Die Schwestern der Dunkelheit

Titel: Die Abtei von Wyldcliffe - Die Schwestern der Dunkelheit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gillian Shields
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aneinander gebunden sein. Aber wenn der Meister bösartig ist, kann sich der Hexenzirkel ebenfalls in Gift verwandeln. ?
      »Erzähl weiter«, sagte ich rasch. Ich musste alles wissen.
      »Die Schwestern der Dunkelheit von Wyldcliffe sind gefährlich. Sie haben kein Interesse daran, irgendwen zu heilen oder etwas zu lernen. Sie folgen einem verdorbenen Meister, binden sich aus selbstsüchtigen Gründen an ihn. Nachdem Sebastian sich mit Agnes zerstritten hatte, scharte er eine Gruppe von Anhängern um sich und versprach ihnen, das Geheimnis der Unsterblichkeit mit ihnen zu teilen, sobald er es gefunden haben würde. Als Gegenleistung verpflichteten sie sich, ihm bedingungslos zu dienen.«
      »Aber sie hätten schon vor langer Zeit gestorben sein müssen«, wandte Sarah ein.
      »Die Schwestern der Dunkelheit haben ihre Plätze im Hexenzirkel an ihre Töchter weitergegeben, und die wiederum an ihre Töchter. Und so ist Sebastian während all der vielen Jahre, seit Agnes gestorben und er ins Schattenreich übergegangen ist, von ihnen genährt und unterstützt worden. Ihr Hauptziel war es, ihm bei der Suche nach dem Talisman zu helfen.«
      »Also weißt du, wer sie sind?«, fragte Sarah.
      »Nicht genau; ich habe lediglich Vermutungen. Selbst bei ihren Ritualen und Zusammenkünften achten sie sehr darauf, ihre wahren Identitäten zu verbergen. Sie könnten aus dem Dorf stammen oder die Frauen von Bauern sein. Oder Lehrerinnen an der Schule hier, wie meine Mutter. Ich weiß lediglich, dass sie Mörderinnen sind.«
      Sarah und ich warfen uns einen unsicheren Blick zu. Einen Moment lang fragte ich mich, ob Helen sich alles nur ausgedacht hatte. Sie schien unser Z?gern zu sp?ren.
      »Es tut mir leid, aber ihr müsst die Wahrheit wissen«, sagte sie. »Wenn ihr mir nicht glaubt, seht zu und lauscht. Und seid absolut still.«
      Sie schloss die Augen und hob die Arme, um mit den Fingerspitzen in der Luft einen Kreis zu ziehen. Wie aus dem Nichts kam schlagartig ein kalter Wind auf, und irgendwie erschien mit diesem rasenden Wind eine Kugel aus silbernem Licht, die vor unseren Augen in der Luft schwebte. Helen sang leise vor sich hin, und die seltsame Lichtkugel wirbelte schneller und schneller, bis wir in ihrer silbrigen Tiefe Gestalten sahen, die an bewegte Bilder erinnerten. Eine von ihnen war Helen, die andere war ihre Mutter – die Oberste Mistress.
      »Du könntest dich unter uns hervortun und groß werden, Helen«, sagte Mrs. Hartle. »Du bist ein Naturtalent. Aber du könntest noch so viel mehr lernen, wenn du dich nur von mir unterweisen lassen würdest.«
      »Was kann ich wohl von dir noch lernen?«, erwiderte Helen.
      »Unsere Riten geben dir große Macht«, sagte die Oberste Mistress eindringlich. »Auf die wenigen Begünstigten wartet sogar das ewige Leben.«
      »Die einzige Macht, die ich anstrebe, ist die, ich selbst zu sein. Und ich will frei sein, ich möchte dieses Leben so leben, wie ich es will, und mit euren Machenschaften nichts zu tun haben.«
      »Du weigerst dich? Dann lass dir gesagt sein, dass ich dir das Leben auf Wyldcliffe sehr schwer machen kann.«
      »Das werde ich nicht zulassen! Ich werde den Leuten sagen, wer du wirklich bist, und sie werden dich aufhalten! ?
      Mrs. Hartle lachte kalt. »Die verrückte Helen Black beschwert sich über die ehrwürdige Oberste Mistress der Abteischule Wyldcliffe? Was willst du ihnen erzählen – dass ich irgendeine Art von Hexe bin? Das bezweifle ich. Dich werden sie einsperren, nicht mich. Du hast wirklich keine Wahl, Helen. Du bist eine von uns. Es ist an der Zeit, dass du dein Schicksal annimmst.«
      Dann veränderte sich die Szenerie. Helen trug einen langen Mantel und eine Kapuze, die den größten Teil ihrer leuchtenden Haare bedeckte. Sie befand sich an einem dunklen unterirdischen Ort, zusammen mit vielen anderen Frauen, die alle in schwarze Gewänder gekleidet waren. Sie standen in einem Kreis und sangen. Ich sah ein Auge, einen Mund, eine Wange, die ich glaubte, wiedererkennen zu können: eine Lehrerin, eine Köchin, eine Dienerin. Dies waren die Frauen von Wyldcliffe, die sich im Hexenzirkel versammelt hatten, und Helen war eine von ihnen. Mein Mund war trocken. Ich wusste, dass ich sie schon zuvor gesehen hatte, diese schrecklichen verhüllten Frauen, oder zumindest so etwas wie ein Abbild von ihnen. Sie hatten in jener Nacht, als ich mit Sebastian im See geschwommen war und Panik bekommen hatte, nach mir gegriffen.

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