Die Achte Fanfare
ließen sich von jedem anheuern, der mit ihnen zu tun haben wollte und über die Mittel verfügte, sie zu bezahlen. Sie dehnten sich aus und errichteten Niederlassungen ihrer perversen Gesellschaft in jedem größeren und zahlreichen kleineren Ländern. Sie bildeten eine Art Subkultur und gediehen unter der Oberfläche, ohne daß die Welt von ihnen wußte. Sie hatten keine Politik, sondern stellten sich allen möglichen Gruppen von der IRA über die PLO und den Schwarzen September bis hin zu den Roten Brigaden zur Verfügung. Sie sind professionelle Terroristen geworden und verdienen es nicht einmal, noch Assassinen genannt zu werden.«
Kimberlain nickte und erinnerte sich an ähnliche Worte, die er zu Zeus gesagt hatte, als er noch bei den Caretakern war. »Ich wußte, daß sie dort draußen waren, kam aber nie nahe genug an sie heran, fand niemals harte Beweise. Ich stieß immer nur auf Andeutungen. Niemand glaubte, daß ich recht haben könnte.«
»Diese Einstellung ist seit tausend Jahren ihr größter Verbündeter. Die Menschen glauben nicht an sie, und so existieren sie einfach nicht. Doch es hat sich etwas geändert. Wir haben ihre Festung in Nizza ausheben können, weil sie plötzlich an die Oberfläche kamen und Spuren hinterließen, wo sie zuvor niemals welche hinterlassen hatten.«
»Denken Sie doch nach«, sagte Kimberlain. »Benbasset hat sie als seine Hilfskräfte herangezogen, doch ich wette, sie waren nur für ein außergewöhnliches Honorar dazu bereit. Stellen Sie sich vor, eine Gruppe wie die Hashi würde vorbereitet aus den Trümmern der Welt auftauchen, die Benbassets Plan hinterläßt. Deshalb müssen sie an die Oberfläche gekommen sein. Sie müssen aus ihren Verstecken hervorkriechen, um bereit zu sein, wenn die Zeit kommt. Es ist wie bei Suleimans Angriff, nur, daß sie diesmal nicht nur versuchen, das Christentum zu überrennen, sondern die ganze Welt.«
»Sie gestehen ihnen Prinzipien zu, die sie schon längst nicht mehr haben.«
»Wieso denn nicht, zumindest nicht ein paar von ihnen? Wenn einige der Malteserritter ihrer wahren Sache seit über vierhundert Jahren treu geblieben sind, könnte dies doch auch auf eine gleiche Anzahl Hashi zutreffen. Die Welt, wie sie nach der Durchführung von Benbassets Plan sein wird, wäre doch wie geschaffen für sie.«
»Das akzeptiere ich, doch es erklärt immer noch nicht Benbassets Absichten. Wieso hält er sich mit einem Anschlag auf die Erntedankfest-Parade des Kaufhauses Macy's auf, wenn er sowieso beabsichtigt, die Welt zu vernichten?«
»Aus dem gleichen Grund, warum er zahlreiche Industrielle töten ließ, die Verbindungen zum Militär hatten. Ich habe einige Erfahrung mit dieser Denkungsweise. Die Ziele waren verschieden, doch die Gedankenprozesse ähneln sich. Im Prinzip ist Benbasset weder paranoid noch psychotisch; er ist besessen, und eine besessene Natur hat es auf Eskalation angelegt. All das muß mit dem Plan begonnen haben, die Industriellen zu ermorden. Doch noch während er die Morde plante und ausführen ließ, reichten sie ihm nicht mehr. So richtete er seine Aufmerksamkeit auf das Ereignis, bei dem seine Familie umkam, Macy's Parade, weniger als Rache, sondern als Ausweitung seines Plans. Danach verbreiterte sich sein Gesichtsfeld auf die gesamte Zivilisation, in die er das Vertrauen verloren hatte. Warum nicht die gesamte Welt bestrafen? Diese Eskalation ist in sich logisch, und Benbasset wird seinen Plan nicht aufgeben, selbst dann nicht, wenn er weiß, daß wir ihm auf der Spur sind, was vielleicht unsere einzige Chance ist, ihn wirklich aufzuhalten.«
»Und er unterscheidet sich wirklich nicht so sehr von Ihnen oder mir?« fragte Danielle. »Wir beide sind jetzt hier, weil wir eine Wiedergutmachung dafür schaffen wollen, wie wir unser Leben in der Vergangenheit gelebt haben. Im damaligen Kontext haben wir uns nicht falsch verhalten, doch der Kontext ist bedeutungslos. Wir alle haben uns überlegt, wie wir unsere Schulden individuell begleichen können, wobei wir nicht versuchen, geschehenes Unrecht wiedergutzumachen, sondern lediglich ein gewisses Gleichgewicht herstellen wollen.«
»Und da werden wir alle scheitern, denn die Maßstäbe verändern sich ständig.« Ihm fiel etwas ein, das Peet ihm gesagt hatte. »Wir begehen zu oft den Fehler, zu versuchen, aus unseren Gefängnissen zu fliehen, anstatt uns mit ihnen zu arrangieren. Jeder sehnt sich nach etwas, und wenn er es gefunden hat, sehnt er sich nach etwas
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