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Die Achte Fanfare

Titel: Die Achte Fanfare Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jon Land
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Das Hauptschiff war praktisch verlassen, doch Kimberlain stellte fest, daß Danielle trotzdem die wenigen anscheinenden Touristen aufmerksam musterte.
    An beiden Seiten des Mittelschiffs führten geschwungene Bogengänge zu den einzelnen Kapellen der Kathedrale. Die dritte Öffnung führte zu einem Durchgang zum Südflügel und der Kapelle des heiligen Johannes. Der Andachtsraum war nicht so lang wie das Hauptschiff, doch genauso breit, mit Bänken an beiden Seiten und einem Gang, der durch die Mitte des Raums zum Altar verlief. Mehrere Menschen hatten sich hier zum Gebet niedergekniet. Danielle ging den Gang entlang, bis sie einen Mönch in einer braunen Robe erreichte, der zur Hälfte inner- und zur Hälfte außerhalb einer Gangreihe kniete. Sie bedeutete dem Fährmann, auf der Bank hinter ihm Platz zu nehmen, und Sekunden später schlug der Mönch das Kreuzzeichen und glitt zurück, bis er den Sitz vor Kimberlain erreicht hatte, wobei Danielle auf der anderen Seite des Ganges saß.
    »Hallo, Fährmann«, sagte der Mönch leise. »Nennen Sie mich Bruder Valette.«
    Der Mönch hatte den Namen von Jean de la Valette angenommen, der die ursprünglichen Ritter von Malta im Jahre 1565 in die Schlacht geführt hatte, und Kimberlain fragte sich, ob er tatsächlich von diesem Mann abstammte.
    »Wir müssen uns beeilen«, fuhr der Mönch fort. »Wir haben nur wenig Zeit, und wie Danielle Ihnen zweifellos erklärt hat, ist unser Orden kompromittiert worden. Wir können niemandem mehr vertrauen. Daher muß alles unter uns dreien bleiben.«
    »Sie sind der Führer der Ritter«, schloß Kimberlain.
    »Und Sie sind ein berühmter Krieger, Fährmann.«
    Eine Gruppe Chorknaben, mit weißen Roben bekleidet, ging den Gang in der Mitte entlang. Bruder Valette schwieg, bis sie das Chorgestühl neben dem Altar erreicht hatten, und Kimberlain benutzte die Gelegenheit, um zu betrachten, was die Mönchskutte nicht vom Antlitz des Bruders verbarg. Es war ein altes Gesicht, doch sonnengebräunt und lebensfroh; die Augen leuchteten in einem kräftigen Grün. Es war ein Antlitz, das nichts von der Verzweiflung verriet, die man seinen Worten anmerken konnte.
    »Ich nehme an, Danielle hat Sie vom Ausmaß dessen informiert, womit wir es zu tun haben«, fuhr Bruder Valette fort.
    »Bruchstücke. Fragmente.«
    »Alles, was sie selbst wissen durfte. Sie hat die Informationen weitergegeben. Die Schlußfolgerungen bleiben uns überlassen.«
    »Einschließlich über die Verbindung zwischen einem gestohlenen Atom-U-Boot und einem geheimen Netzwerk von Ölförderanlagen.«
    »Diese Bruchstücke werden sich zu einer Sintflut zusammenfügen, wie die Welt sie noch nicht gesehen hat. Sind Sie mit der Offenbarung des Johannes vertraut, Fährmann? Mit der Apokalypse?«
    »Ein wenig.«
    »Jedesmal, wenn eins der sieben großen Übel hereinbrach, erklang eine Posaunenfanfare. Die achte wird jetzt erklingen.« Er sah Kimberlain direkt ins Gesicht. »Eine Station namens Außenposten 10 bildet das Herz von Spinnennetz. Sie liegt dreizehnhundert Kilometer von der Basis McMurdo entfernt, hinter dem Transantarktischen Gebirge. Pipelines von einem Meter fünfzig bis drei Meter Durchmesser führen in den Komplex hinein und aus ihm hinaus. Sie winden sich ihren Weg durch einen Großteil der Antarktis.«
    »Überziehen den Kontinent wie Adern«, verdeutlichte Kimberlain.
    In einer der Chornischen am Altar, unter einem großen roten Wandteppich, auf dem sowohl ein reich verziertes Kreuz wie auch der an einer Kette hängende Wappenschild der Ritter von Malta dargestellt war, hatten die Chorknaben mit dem Einsingen begonnen.
    »Doch der Kontinent ist zerbrechlich«, sagte Bruder Valette. »Die vielen Eisebenen, von denen manche bis zu fünf Kilometer dick sind, haben ein beträchtliches Gewicht und eine gewaltige Masse. Nur Dr. Mendelsons Wasserdüsensystem ermöglichte es, die Spinnennetz-Pipelines zu legen, ohne das komplizierte ökologische Gleichgewicht zu zerstören. Doch der Pipeline wohnt auch eine tödliche Verletzbarkeit inne.«
    »Die durch das U-Boot ausgenutzt werden soll. Aber wie?«
    »Ich bin mir nicht sicher, aber es muß etwas mit den Raketen zu tun haben.«
    »Die Verfahrensweise an Bord einer Trident macht es erforderlich, daß vier Mann ihre Kodes eingeben, bevor auch nur ein Fernlenkkörper abgeschossen werden kann. Ich kann mir nicht vorstellen, wie die Entführer das bewerkstelligen wollen.«
    »Sie verstehen nicht, worauf ich hinauswill. Wenn sie die

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