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Die Achte Fanfare

Titel: Die Achte Fanfare Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jon Land
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auf die Fenster fielen, von dem Holzfußboden reflektiert wurden. Kimberlain war an die Spitze getreten und blickte nun von der Halle aus in den Raum. Dann sah er an Peet vorbei zu Lisa. »Bleib hier.«
    »Ich will …«
    »Ich sage, bleib hier! Sieh nicht hinein. Hast du verstanden? Sieh nicht hinein!«
    Er betrat den Raum, gefolgt von Peet. Im Wind direkt hinter den Fenstern raschelten die Bäume und Sträucher.
    Das Zimmer war das reinste Chaos. Möbel waren zerschlagen und umgeworfen worden, überall lagen Papiere verstreut, die noch im Wind flatterten, der durch eine Reihe von zerbrochenen Scheiben blies. Die Leichen lagen etwa jeweils einen halben Meter voneinander entfernt, eine kleine in der Mitte und zwei große daneben. Die Leibwächter hatten ihr Bestes gegeben, um Zeus zu verteidigen, und waren dabei durchaus auch nach dem Lehrbuch vorgegangen. Doch es hatte nicht gereicht.
    Die Leiche des ersten Leibwächters lag mit dem Gesicht nach unten, und Peet drehte sie um. Sie war über und über mit Blut verschmiert; man konnte unmöglich sagen, welche Waffe die Verletzungen verursacht hatte, die sie aufwies. Der Riese bückte sich tiefer; ihm war etwas aufgefallen.
    »Er war hier«, sagte Peet leise.
    »Wer?«
    »Quail.«
    »Ein Gefühl, Peet?«
    »Diesmal mehr als nur das, Fährmann«, sagte der Riese und drehte die Leiche, so daß Licht auf ihre Brust fiel.
    Kimberlain sah die Brust, oder besser das, was noch davon übrig war. Die Rippen und Knochen über dem Herzen waren zertrümmert und zersplittert worden. Er fragte sich, ob sich das Herz selbst noch im Körper befand. Bei all dem Blut und der Dunkelheit konnte man es unmöglich erkennen.
    Ja, es war Quail gewesen. Er hatte das eine Markenzeichen zurückgelassen, das er sich gelegentlich gestattete. Daß der Holländer so vorgegangen war, konnte nur eins bedeuten: Er wollte, daß der, der die Leichen fand, wußte, daß er es gewesen war. Er wollte, daß Kimberlain es erfuhr.
    Zeus' Leiche lag daneben, halb auf der Seite, den Kopf obszön nach hinten gebogen. Die blicklosen Augen wölbten sich vor und starrten ins Leere. Kimberlain kniete neben der Leiche des alten Mannes nieder und dachte seltsamerweise, daß er Zeus jetzt zum erstenmal ohne seine ständig gegenwärtige Sonnenbrille sah.
    Peet untersuchte die Leiche des zweiten Leibwächters und ging dann durch das Zimmer, wobei er in regelmäßigen Abständen stehenblieb.
    »Die Wächter haben ihr Bestes gegeben«, erklärte er, »doch sie wußten nicht, womit sie es zu tun hatten. In den Wänden stecken mindestens ein Dutzend Kugeln. Quail hat mit ihnen gespielt. Der Arm des zweiten Leibwächters wurde zertrümmert und aus dem Gelenk gerissen. Quail muß zugelassen haben, daß dieser Mann in seine Nähe kam.«
    »Die Scheinwerfer«, begriff Kimberlain endlich.
    »Was ist mit ihnen?«
    »Scheinwerfer zeigen normalerweise nicht auf das Haus. Er hat sie gedreht, verdammt; bevor er ging, hat er sie gedreht. Er wollte sichergehen, daß wir sein Werk auch entdecken.«
    Peet richtete sich auf. »Ich hätte es gespürt, wenn er noch in der Nähe gewesen wäre.«
    »Aber er war hier, und zwar erst vor kurzer Zeit.«
    Zum ersten Mal seit der Entführung der Rhode Island wollte Mac, daß Jones in seiner Kabine auftauchte. Es war ein Tag vergangen, seit der Verrückte seinen Ärmel aufgerollt und die Tätowierung des Namens eines Schiffs der Navy enthüllt hatte, auf dem er einst als Captain gedient hatte: Thresher.
    Das Atom-U-Boot U.S.S. Thresher war vor fünfundzwanzig Jahren auf Tauchfahrt verloren gegangen; alle Besatzungsmitglieder galten als tot. Der Captain war ein Mann gewesen, an dessen Name sich Mac nicht mehr erinnern konnte, doch dessen Gesicht er irgendwie im Gedächtnis behalten hatte. Jones' Gesicht.
    »Aber wir waren gar nicht an Bord«, hatte Jones ihm erklärt; dabei wich sein Blick nicht von der Tätowierung. »Nein, das stimmt nicht ganz. Wir waren so lange an Bord, daß jedermann sehen konnte, wie wir auf Fahrt gingen. Aber wir hatten gerade den ersten Tag unserer Patrouillenfahrt hinter uns, waren 250 Meilen vor der Küste Neuenglands, als es hieß, wir seien gesunken.«
    »Ich … ich verstehe nicht.«
    »Wir damals auch nicht. Alle außer mir natürlich, denn ich war ja der Kapitän. Befehle, nur Befehle. In der Navy war eine starke Fraktion der Auffassung, U-Boote sollten vollautomatisch gesteuert werden. So hätte man die perfekte Kontrolle; Computer kümmerten sich um alles. Es sollte

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