Die Achte Fanfare
darauf, Sie seien ein Geist, den man aus der Vergangenheit gerufen hat, damit er gegen die Feinde des Volkes kämpft.«
»Das weiß nur mein Schneider mit Sicherheit, Miß Nu.«
»Cathy.«
»Jared.«
Es folgte eine Pause, bevor Cathy Nu dann fortfuhr. »Nun, da wir uns formell miteinander bekannt gemacht haben, können wir uns wohl den Fakten zuwenden. Mr. Burns hat mich gestern abend telefonisch kurz informiert. Da haben Sie aber eine ungeheuerliche Sache aufgedeckt … falls das alles stimmt.«
»Es stimmt.«
»Aber vielleicht reicht es trotzdem nicht.« Sie zuckte die Achseln. »Wenn das, was Sie behaupten, der Wahrheit entspricht … Nun, unter uns gesagt, ich habe Burns gesagt, wir sollten versuchen, die Parade abzusagen. Doch er sieht das nicht vom Standpunkt eines Sicherheitsbeauftragten aus, und so hat er keine echte Vorstellung, worum es hier geht. Die Parade führt über eine Strecke von vier Kilometern, wobei auf drei bis fünf Metern Breite vielleicht zwei Millionen Zuschauer am Straßenrand stehen. Das sind einfach zu viele Menschen, um eine absolute Sicherheit garantieren zu können, ganz gleich, welche Maßnahmen wir ergreifen, und glauben Sie mir, selbst in einem ganz normalen Jahr lassen wir uns da nicht lumpen.«
»Hat er die Liste mit den Maßnahmen erwähnt, die ich vorgeschlagen habe?«
»Ja, und die meisten habe ich bereits durchführen lassen. Ich habe mit dem Captain von der New Yorker Polizei gesprochen, der für die städtischen Sicherheitsvorkehrungen verantwortlich ist, und Sie können mir glauben, an diesem Feiertag werden jede Menge Mitglieder der Polizeitruppe lange Gesichter ziehen: Er hat zugestimmt, weiteren fünfzehnhundert Mann den Urlaub zu streichen. Einige von ihnen sind schon im Einsatz. Das wird der Stadt ein Vermögen an Überstundenzahlungen kosten.«
»Ich weine später. Was ist mit dem Luftverkehr?«
»Schon geregelt, und ich mußte dabei nicht einmal allzu sehr in die Einzelheiten gehen. Der gesamte Luftverkehr wird um die Stadt umgeleitet. Drei Hubschrauber der Polizei und zwei der Küstenwache werden am Stadtrand patrouillieren, um die Durchführung der Maßnahme zu gewährleisten. Die Helikopter der Küstenwache sind mit einem besonderen Radar ausgerüstet, der sonst zur Aufspürung von Drogenschmugglern eingesetzt wird. Wenn irgendein Flugzeug versucht, in den Luftraum über New York einzudringen, werden wir rechtzeitig gewarnt.« Sie hielt inne. »Sie nehmen aber nicht an, daß der Anschlag aus der Luft erfolgen wird, oder?«
»Sie denn?«
»Den Informationen zufolge, die wir von Ihnen erhalten haben, wäre das am einfachsten.«
»Nicht, wenn wir den Plastiksprengstoff berücksichtigen. Das verändert die Spielregeln. Das C-12 hat solch eine Explosionskraft, daß sie auch vom Boden aus ihr Ziel erreichen können. Ein Flugzeug ist da überflüssig.«
Cathy Nu rief sich diesen Teil des Berichts in Erinnerung zurück. »Eine Million Tote, in etwa die Hälfte der Menschen, die bei der Parade zuschauen. Na gut, was machen wir also?«
»Wir schreiten die gesamte Strecke der Parade ab. Nehmen Sie Ihr Notizbuch mit, Cathy. Wir müssen eine Menge Menschenleben retten.«
»Wurden Sie in Chinatown geboren?« fragte Kimberlain Cathy Nu, während sich ihr Taxi redlich bemühte, durch die Rush Hour des frühen Morgens voranzukommen.
Sie nickte. »Als älteste von sieben Geschwistern und einzige, die dort geboren wurde. Meine Eltern wollten warten, bis sie Chinatown verlassen hatten, bevor sie eine Familie gründeten. Das ist doch nur verständlich, oder? Sie hatten das eine China für ein anderes innerhalb der Vereinigten Staaten verlassen. Mein Vater bezeichnete uns als zwei verschiedene Familien, die die unterschiedlichen Phasen seines Lebens in den USA darstellen.« Ihre Stimme wurde geistesabwesend. »Er sagte mir oft, mich würde er am meisten lieben, weil ich die Lücke zwischen diesen beiden Phasen überbrückte. Ich war elf, bevor mein erster Bruder geboren wurde, und neunzehn, als mein Vater starb. Eine Studienanfängerin an der Universität von New York mit einem Vollzeit-Job bei Macy's. Das Kaufhaus hat mich gerettet. Ich mußte meine Familie unterstützen, und Macy's unterstützte mich bei jedem Schritt des Weges. Ich verdanke dem Kaufhaus viel. Wenn ich dazu beitragen kann, daß dieser Anschlag verhindert wird, dann … Sie wissen schon.«
»Ja. Wir alle sind irgend jemandem etwas schuldig.«
»So hat es den Anschein.«
»Wohin fahren
Weitere Kostenlose Bücher