Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Die Achte Fanfare

Titel: Die Achte Fanfare Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jon Land
Vom Netzwerk:
nervenzerfetzender als die letzte. Die rohe Gewalt des Sturms war unglaublich; er warf die C-130 nach Belieben hin und her. Danielle hatte den Eindruck, in einer winzigen Nußschale auf stürmischer See zu treiben. Sie hatte sich auf dem Sitz des Co-Piloten angeschnallt und die Gurte so fest angezogen, wie sie konnte. Mittlerweile war Padrone schnell nüchtern geworden und leistete hervorragende Arbeit. Er hatte das Protestieren aufgegeben und seine Aufmerksamkeit völlig auf das Fliegen gerichtet. Er war ein guter Pilot, ein verdammt guter, und er fand schnell heraus, wie er den schwersten Böen des Sturms entgegen und die C-130 so weit wie möglich auf dem Wind gleiten lassen konnte. Danielle hatte den Eindruck, einen Rennfahrer zu beobachten, der seinen Wagen durch eine schwere Strecke steuerte und in besonders engen Kurven etwas langsamer wurde. Es kam zwar nicht auf die Geschwindigkeit an, doch er wagte es nicht, ihren Schub zu drosseln, aus Angst, an kostbarer Höhe zu verlieren.
    »Wir haben Ihre verdammten Koordinaten beinahe erreicht«, rief er ihr zu, »und auf dem Radar ist immer noch nichts. Sie träumen. Genau, wie ich es Ihnen gesagt habe.«
    Danielle schaltete das Funkgerät wieder ein und gab ihm das Mikrofon. »Senden Sie einen Notruf.«
    »Dafür ist es etwas zu spät, Lady. Bei diesem Sturm kommen wir nicht bis nach McMurdo durch.«
    »Wir wollen auch nicht McMurdo erreichen.«
    »Wen zum Teufel denn …«
    Padrone gab es auf und sprach wie angewiesen in das Mikrofon. Dann wechselte er die Frequenz und versuchte es erneut.
    »Der Sturm verschluckt die Signale, bevor sie jemanden erreichen können«, meldete er grimmig.
    Danielle hatte das Gefühl, einen Schlag in die Magengrube bekommen zu haben. Sie hatte vorgehabt, Außenposten 10 mit dem Notruf zu zwingen, ihnen die Landekoordinaten zu geben. Ohne diese Koordinaten waren sie in solch einem Sturm verloren.
    Ein gewaltiges weißes Tuch erhob sich vor ihnen. Etwas knallte mit einem lauten Donnern gegen die Nase des Flugzeugs. Die Windschutzscheibe riß, und eiskalte Luftböen schossen hindurch und schlugen wie Nadeln gegen Danielles Gesicht.
    Padrone kämpfte mit den Kontrollen, doch alle Funktionen schienen gleichzeitig ausgefallen zu sein. Er begriff, daß sie runtergehen würden, und tastete blind nach dem Knopf, mit dem er die Schneekufen ausfahren konnte.
    Doch es spielte keine Rolle mehr, ob ihnen eine Notlandung gelang oder nicht; sie hatten nicht mehr genug Treibstoff, um nach McMurdo zurückkehren zu können. Wenn der Absturz sie nicht tötete, dann auf jeden Fall die Kälte.
    Danielle riß instinktiv die Hände hoch, als die C-130 schlingernd auf den Schnee aufsetzte. Sie hörte Schreie, wußte jedoch nicht, ob es ihre oder Padrones waren, und griff nach etwas, woran sie sich festhalten konnte.
    Sie schlug noch immer mit den Armen um sich, als sich etwas Weißes vor der schlitternden C-130 erhob und die Transportmaschine mit solcher Wucht dagegen raste, daß ihre Hülle in der Mitte aufbrach. Danielle verspürte nur einen kurzen Augenblick lang Schmerz und Kälte, dann nahm sie gar nichts mehr wahr.

32
    Kimberlain schritt am Mittwoch morgen um sieben Uhr wieder durch den Gang im siebzehnten Stockwerk des Macy-Gebäudes. In Burns' Büro ging eine Frau auf und ab.
    Kimberlain trat zur Tür und spähte hinein. »Entschuldigung«, sagte er, »ich wollte mich hier um sieben mit dem Chef der Sicherheitsabteilung treffen.«
    »Da sind Sie hier richtig«, gab eine atemberaubende Orientalin zurück. »Ich bin Cathy Nu, Mr. Kimberlain.«
    Jared schüttelte die Hand, die sie ihm reichte. »Herrje.«
    »Entschuldigung akzeptiert«, sagte sie mit einem Lächeln, das sie noch schöner und strahlender wirken ließ. Ihr dunkles Haar fiel bis auf die Schultern, und ihre Haut hätte aus Wachs sein können, so glatt und makellos war sie. Sie war geschmeidig und sehr groß für eine Orientalin. Ihr Händedruck war kräftig gewesen.
    »Ich habe die Akte über Sie gelesen, die Burns mir auf den Schreibtisch gelegt hat, Mr. Kimberlain. Und wo sie aufhörte, konnte ich sie mit einigen Informationen ergänzen, die ich von Freunden in Chinatown bekam.«
    Der Fährmann lächelte schwach. »Ja, ich habe mich vor kurzem eine Weile dort aufgehalten.«
    »Und einen gewaltigen Eindruck hinterlassen. Für die Ladenbesitzer sind Sie zu einer Art Held geworden. Nur wenige Menschen sind bereit, es mit den Tong aufzunehmen. Einige Bewohner Chinatowns bestanden sogar

Weitere Kostenlose Bücher