Die Achte Fanfare
unaufhörliche Knirschen der Getriebe der Pumpen hören. Es gab kein Tor, nur eine freigepflügte Straße, die durch die gefrorene, sanft geneigte Tundra zu dem Hauptkomplex der Gebäude führte. Sie fuhren zu einer Garagentür, die sich automatisch öffnete. Bevor sie hineinfuhren, gelang es Danielle, sich noch etwas höher aufzurichten, und sie sah eine Reihe Nissenhütten, die verschiedenes schweres Gerät enthielten. Wahrscheinlich war die Arbeit an Spinnennetz noch nicht abgeschlossen. Es würde eine Menge Personal hier stationiert sein, und das würde ihr in den bevorstehenden Stunden zum Vorteil geraten.
Stunden … blieb ihr überhaupt noch so viel Zeit? Zumindest war Außenposten 10 noch nicht gefallen. Es bestand noch Grund zur Hoffnung, wenngleich auch nicht viel.
»Können Sie mich hören?« fragte der Arzt sie.
Danielle versuchte zu sprechen, brachte jedoch keine Worte über die Lippen. Sie fühlte, wie sie sich bewegten, wie sie Laute bilden wollten, und dabei kehrten weitere Erinnerungen zurück, hauptsächlich an den Gebäudekomplex selbst. Sie erinnerte sich, wie man sie an Wohnquartieren, Speiseräumen, Fitneßräumen und zahlreichen Pfeilen vorbeigetragen hatte, die den Weg zu den technologischen Zentren der Basis zeigten. Die Ordnung und Symmetrie der Einrichtung erinnerte sie irgendwie an eine Schule.
»Können Sie mich hören?« wiederholte der Arzt.
»Ja«, brachte Danielle schließlich zustande und versuchte, neue Worte zu bilden.
»Sprechen Sie bitte lauter.«
»Wie … geht es mir?«
»Sie haben keine Erfrierungen erlitten, doch es war ganz schön knapp.«
»Was ist mit dem Piloten?«
»Bewußtlos, aber nicht in Lebensgefahr. Was die Verletzungen betrifft, hat er nicht soviel Glück gehabt wie Sie. Er muß McMurdo im Sturm verfehlt haben.«
»Nein … Ich wollte, daß er hierher flog.«
»Was?«
Sie wußte, was sie jetzt sagen mußte. »Außenposten … 10.«
Der Arzt fuhr zurück und wäre vielleicht gegangen, wenn Danielle nicht die Kraft gefunden hätte, mit ihren noch immer tauben Fingern seinen Arm zu umklammern.
»Wie spät ist es? Welcher Tag?«
»Donnerstag morgen. Kurz vor drei.«
»Ihr Chef. Bringen Sie mich … zu ihm.«
»Ich wollte ihn gerade holen«, sagte der Arzt und machte sich von ihrem Griff frei. »Ich bin überzeugt, er hat auch ein paar Fragen an Sie.«
Danielles Sinne schärften sich von Minute zu Minute, während sie auf die Ankunft des Leiters von Außenposten 10 wartete. Die Krankenschwester blieb auf dem Stuhl am Fuß ihres Bettes sitzen, und sie ging davon aus, daß der Arzt auch eine Wache vor die Tür gestellt hatte.
Schließlich hörte sie Stimmen im Korridor, und dann öffnete sich die Tür der kleinen Krankenstation, auf der sie allein lag. Danielle sah den Rollstuhl, bevor sie den Mann betrachtete, der darin saß. Er hatte dichtes, an den Schläfen ergrautes Haar, das nur allmählich dünner wurde, und große braune Augen. Den sich vorwölbenden Muskelpaketen in Armen und Oberkörper sprachen zwei dünne Beine Hohn, die nutzlos zu Boden baumelten. Sein Blick legte sich auf sie, als er zu ihrem Bett fuhr, in seinem Rollstuhl fast auf Augenhöhe mit ihrem Kopf.
»Mein Name ist Farraday, Miß. Sie können mich aber ›Commander‹ nennen.«
»Sie haben die Befehlsgewalt hier, nehme ich an.«
»Das überrascht Sie, nicht wahr? Mich auch. Anscheinend habe ich eine Planstelle für Körperbehinderte erwischt, was?«
»So habe ich es nicht gemeint. Ich wollte nur sichergehen, bevor ich mit Ihnen spreche.«
»Im Augenblick ist nur eins sicher, Miß, nämlich, daß Sie gewaltig in der Klemme stecken. Diesen Ort hier gibt es eigentlich gar nicht, für den Fall, daß Sie das nicht wissen.«
»Seine Existenz ist mehr Menschen bekannt, als Sie wissen.« Sie hielt inne. »Was ist mit den Truppen? Haben Sie schon von ihnen gehört? Sind sie schon da?«
Commander Farraday blickte sie verwirrt und wütend an. »Was für Truppen?«
»Sie meinen, Sie haben noch nichts …« Danielle hielt inne. Doch es bestand kein Grund, den Gedanken nicht zu vollenden. Es war genauso gekommen, wie sie es befürchtet hatte: Irgendwie war der Fährmann gescheitert, und nun lag es einzig an ihr, die Hashi daran zu hindern, Außenposten 10 einzunehmen.
»Ich glaube, Sie erklären mir lieber genau, wer Sie sind«, sagte Farraday.
»Ich bin jemand, der Ihre Einrichtung retten möchte, Commander.«
»Was?«
»Können wir uns allein unterhalten?«
»Wie Sie
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