Die Achte Fanfare
sie schon vor ihm, und in seinem Unterleib explodierte der Schmerz. Er holte wild mit seinem stämmigen rechten Arm aus und fühlte, wie der Schlag abgefangen und umgeleitet wurde. Dann schlang sich eine Hand um sein Kinn und zog daran, in entgegengesetzter Richtung zu der, an der an seinem Handgelenk gezogen wurde.
Diesmal schnappte sein Kopf geräuschlos zurück und schwang haltlos zur Seite. Die Frau ließ ihn fallen und war schon wieder in Bewegung.
Dreißig Sekunden. Nein … achtundzwanzig …
Sie mußte ihren Plan etwas abändern, doch bei dem, was auf dem Spiel stand, war jede Änderung gefährlich. Sie polterte zum ersten Stock hinab, ohne auf die Geräusche zu achten, die sie dabei verursachte, und stürmte zur ersten Tür auf der linken Seite des Ganges. Von dem dahinterliegenden Raum hatte sie einen Blick auf den Garten. Einen guten Blick. Ein guter Schuß. Wenn die Explosionen erklangen, würden sich augenblicklich Türen öffnen, und die Halle würde sich fast genauso schnell füllen. Nun kam es auf das richtige Timing an. Die Blondine mußte sich auf das Überraschungsmoment verlassen.
Fünfzehn, vierzehn, dreizehn …
Als sie bis acht gezählt hatte, hob sie ein Bein und legte all ihre Kraft in den Tritt. Holz zersplitterte unter der Klinke, und die Tür flog auf. Die drei Männer in dem Raum reagierten augenblicklich, indem sie nach ihren Waffen griffen.
Die Blondine schoß, als die ersten Explosionen erklangen. Die Männer wurden von den Kugeln zurückgeworfen. Sie hatte ihre Salve zu breit gezielt, zuviel Munition verschwendet, doch sie mußte auf Nummer Sicher gehen. Als sie die aufgebrochene Tür wieder zuschob, dröhnte die letzte der ersten sechs Explosionen auf. Sie lief zum Fenster und hörte, wie sich der Gang hinter ihr mit einem Chaos aus Schreien, Rufen und schweren Schritten füllte.
Sie hatte einwandfreie Sicht auf den Hof und die Steinmauer. Draußen breitete sich ein ebensolches Chaos aus wie im Haus selbst. Männer rissen Gewehre von ihren Schultern und stürmten auf das Gebäude zu. Die Blondine nahm die ersten beiden Handgranaten von ihrem Gürtel und zog die Bolzen heraus.
Nach weiteren zehn Sekunden erklang die zweite Welle der Explosionen. Alles lief genau nach Plan. Sie hörte, wie Dutzende von Männern verwirrt auf dem Gang auf und ab liefen, doch am lautesten waren die Schreie der Frauen, die sie hierher begleitet hatten.
Sie warf die erste Granate nicht in die Mitte der Wachen auf dem Hof, sondern weit über sie hinaus, zur Außenmauer. Sie sollten denken, daß der Angriff von zwei Seiten kam, daß nicht nur im Haus etwas vor sich ging, sondern sie auch von außerhalb der Mauer angegriffen wurden. Die Explosionen schleuderten Steinsplitter in die Luft. Auf dem Hof warfen sich die Wachen flach auf den Boden. Ein paar erklommen die Mauer und erwiderten das nicht existente Feuer.
Die Blondine warf die nächste Granate und ließ schnell zwei weitere folgen. Nun, da sie davon ausgehen konnte, daß sich die Kräfte des Feindes zersplittert hatten, warf sie die vierte Granate mitten auf den Hof.
Sie konnte nicht mehr sagen, wieviel Zeit vergangen war, doch dann warfen sie die eigentlichen Explosionen in den Stockwerken über ihr auf den blutbefleckten Teppich. Mörtel riß auf, und nur ein schnelles Herumrollen nach links bewahrte sie davor, von einem herabstürzenden Teil der Decke zerquetscht zu werden. Das Chaos um sie herum ignorierend, lief sie zum Fenster zurück und warf noch ein paar Granaten. Dann eilte sie zur Tür, die Gewehre über der Schulter, während sie im Geist auflistete, was ihr von ihrem Arsenal noch verblieb.
Als sie auf den Gang trat, stieg ihr der heiße Geruch von Feuer und Rauch in die Nase, in den sich der von verbranntem Holz und den Bestandteilen der eingebrochenen Wände mischte. Die nach oben führende Treppe war mit Schutt übersät. Sie hörte die Schreie derjenigen, die die Explosion überlebt hatten, nur um dann von den Trümmern begraben zu werden.
Schutt bedeckte auch die Treppenflucht zum Erdgeschoß, und die Blondine mußte darauf achten, wohin sie trat. Im Parterre angelangt, richtete sie ihre Aufmerksamkeit auf den Eingang zum Keller, doch genau in diesem Augenblick flogen die Doppeltüren zum Foyer auf. Die Blondine nahm beide Maschinenpistolen von den Schultern und schoß sofort. Sie wirbelte herum, lief auf die Kellertür zu und fällte dabei weitere Gestalten, die durch den Eingang strömten. Sie blieb ohne Deckung und
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