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Die Achte Fanfare

Titel: Die Achte Fanfare Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jon Land
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müssen der Spur folgen«, sagte er zu der Frau. »Wir wissen, daß ihre Basis in Nizza eine Schlüsselposition einnahm, mit deren Vernichtung wir vielleicht mehr erreicht haben, als wir annehmen konnten.«
    »Die Männer im Keller hätten sich verteidigen können, taten es aber nicht«, sagte Danielle. »Es war ihnen wichtiger, die Seiten zu verteidigen und dann zu vernichten.«
    »Sie hatten ihre Prioritäten, wie wir die unsrigen haben. Du wirst sofort in die USA fliegen. Dort stehen dir all unsere Möglichkeiten zur Verfügung. Zumindest können wir vielleicht eine ihrer verderbten Unternehmungen verhindern, anstatt ihnen immer nur in ihrem Kielwasser zu folgen.«
    Danielle erhob sich bereits.
    »Ich kann dir keinen Grund dafür nennen«, fuhr der Mann in der Mönchskutte fort, »doch ich habe das Gefühl, daß wir es hier mit mehr zu tun haben, als ob … als ob …«
    »Gib dir keine Mühe«, sagte die Frau. »Ich habe das gleiche Gefühl.«

5
    »Was haben Sie denn in dieser Klapsmühle verloren, Mister?« fragte der Besitzer der Barkasse Kimberlain.
    »Ich besuche nur einen Freund.«
    »Es ist in dieser Gegend nicht mehr sicher, seit sie das Ding gebaut haben. Die Leute versuchen, ihre Häuser zu verkaufen, doch es will sie keiner haben, nicht mit dieser Aussicht vom Hinterhof.«
    Der Schiffer deutete angewidert auf die felsige Küste der Insel und die Türme, die sich darauf erhoben, wie die Hörner eines vorzeitlichen Ungeheuers, dessen Zähne so groß wie Schwerter waren.
    Watertown lag näher bei Montreal als bei New York, und Kimberlain hatte die Fahrt voller Erwartung hinter sich gebracht. Winston Peet nach drei Jahren wiederzusehen … Er mußte sich eingestehen, daß er sich darauf freute, als würde er jetzt etwas zu Ende bringen, was zwischen ihnen noch offenstand.
    Kimberlain trat die Fahrt durch den Norden des Staates New York am Mittwochmorgen um Punkt sieben Uhr an. Kurz hinter Syracuse verwandelte sich der leichte Frühnebel über der Route 81 in ein Schneegestöber, das den Rest der Fahrt anstrengend und unangenehm machte. Als er an Watertown in Richtung der Kleinstadt Cape Stone vorbeifuhr, die den Ontario-See an der kanadisch-amerikanischen Grenze überblickte, lag der Schnee schon zehn Zentimeter hoch. Dort war von überall aus die Bowman Island zu sehen, und von der Küste auch Graylocks Heilanstalt für geistesgestörte Kriminelle. Niemand nannte sie jedoch so. Für die wenigen, die von ihrer Existenz wußten, war sie einfach ›The Locks‹.
    Als das Dock in Sicht kam, nahm der Schiffer die Geschwindigkeit zurück. Ein Angestellter erwartete sie. Der Schnee im Schatten des großen, grauen Steingebäudes wirkte unberührt. Nur wenige Insassen der Anstalt würden je wieder die Welt sehen, die hinter der Bowman Island lag; mehr noch, nur die wenigsten Insassen würden auch nur die Insel selbst zu Gesicht bekommen. Die Anstalt war nicht erbaut worden, um den Insassen ein bequemes Leben zu ermöglichen. In den sieben Jahren seit ihrer Eröffnung war noch keinem Patienten die Flucht gelungen.
    »Verzeihen Sie mir, daß ich nicht warte«, entschuldigte sich der Schiffer, der nicht einmal die Leine auswarf, als Kimberlain vom Boot stieg.
    »Sind Sie Kimberlain?« fragte der Angestellte und half ihm, auf dem schneeglatten Dock nicht auszurutschen.
    »Genau der.«
    »Dort vorn steht der Wagen. Dr. Vogelhut erwartet Sie schon.«
    »Hoffentlich komme ich nicht ungelegen.«
    »Glauben Sie mir, mein Freund, wenn der Doc für eins Zeit hat, dann, sich mit normalen Menschen zu unterhalten.«
    Nach einer Fahrt von drei Minuten über die zweispurige Straße erhoben sich auf allen Seiten die Türme der Anstalt; sie schienen aus dem Boden der Insel selbst zu wachsen. Die schlimmsten geistesgestörten Verbrecher der Vereinigten Staaten wurden in diese Anstalt eingeliefert, Menschen, bei denen praktisch keine Aussicht auf Heilung bestand. Kimberlain konnte das Gewaltpotential, das hinter diesen Mauern lauerte, nicht minder deutlich spüren als die Kälte und den Schnee.
    Die erneuerungsbedürftigen Scheibenwischer des Wagens fochten einen aussichtslosen Kampf gegen den Schnee, der sich immer höher auf die Windschutzscheibe legte. Als das Tor erschien, ergriff der Fahrer wieder das Wort, ohne den Blick von der glatten Straße zu nehmen.
    »Wie ich gehört habe, wollen Sie Peet sprechen.«
    »Kennen Sie ihn?«
    »Das konnte ich leider nicht vermeiden. Der Bursche hat einen Flügel für sich allein. Seine

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