Die Achte Fanfare
daß Quail, wenn er den Druck beibehalten, ja vielleicht noch verstärken konnte, in ein paar Sekunden vor Sauerstoffmangel das Bewußtsein verlieren würde. Doch Quail geriet nicht in Panik. Anstatt zu versuchen, sich zu befreien, schlang er beide Arme um den Keil, den Peets Unterarm bildete, und ging dem kahlköpfigen Riesen an die Kehle. Peet wehrte eine Hand mit seiner freien ab und hielt sie fest. Die andere schloß sich jedoch um seine Luftröhre und drückte zu. Er fühlte, wie ihm der Atem in der Kehle stockte, und wußte in diesem Augenblick, daß Quail ihn erledigen konnte, bevor er Quail ausschalten konnte.
Peet sah nach links, bemerkte etwas Rotes, gab Quails andere Hand frei und griff danach. Er drückte den Notknopf mit der Handfläche hinab, und der Fahrstuhl kam so plötzlich zum Stehen, daß Quail das Gleichgewicht verlor und Peet sich losreißen konnte. Peet versetzte dem Holländer einen wuchtigen Schlag gegen den Kopf. Quail blockte den nächsten Schlag ab, und sein Knie schoß vor, das Peet jedoch mit ähnlicher Gewandtheit abwehrte.
Die Arme der beiden Riesen verschlangen sich wieder ineinander, und jeder versuchte, den Hals des anderen zu fassen zu bekommen, um ihm das Genick zu brechen und den Kampf zu einem schnellen Ende zu bringen. Sie drehten sich umeinander. Peet schlug erneut auf die Knöpfe, und die Fahrstuhlkabine schoß wieder hinauf.
Quail war groß und stark, aber ungeduldig, und Peet hatte sich in Geduld geübt. Peet widersetzte sich gegen eine Kraft, die der seinen keineswegs unterlegen war, und wartete auf die Gelegenheit, von der er wußte, daß sie sich bieten würde. Schließlich setzte Quail zu einem schnellen Griff unter Peets ausgestreckten Arm nach oben an, der Peet augenblicklich den Hals gebrochen hätte, hätte er nicht damit gerechnet. Und damit war Peet plötzlich in einer viel besseren Position. Er benutzte einen Arm des Holländers als Hebel, schlang die andere Hand um Quails Kinn und zog mit beiden Armen in entgegengesetzte Richtungen.
Peet fühlte, wie sich Quails Muskeln gegen die Kraft anspannten, die auf sein Kinn ausgeübt wurde. Wenn der Holländer auch nur im geringsten nachließ, würde der Griff ihm das Genick brechen. Er schlug heftig mit den Armen um sich, doch Peet drängte ihn so gegen die Wand, daß er keine gezielten Treffer landen konnte. In diesem Augenblick drohte den kahlköpfigen Riesen die Erinnerung zu überwältigen, kehrte das Gefühl zu ihm zurück, wie es gewesen war, den Opfern die Köpfe von den Schultern zu reißen, als der Dämon sein Innerstes noch beherrscht hatte. Diese Erinnerungen genügten, um vor seinem inneren Auge eine Vision abspulen zu lassen, und diese Vision erfüllte seine Gedanken, als er den Druck auf Quail noch verstärkte.
Der Holländer versuchte, Peets Augen zu treffen, doch der kahlköpfige Riese zerrte weiterhin an ihm, drehte sich dabei und brachte Quails Timing durcheinander. Zum ersten Mal im Leben sah der Holländer selbst den Tod vor sich. Die nächste Drehung ließ ihn mit der Seite gegen die Fahrstuhlwand knallen, und er fühlte, wie der Zünder in seiner Tasche auf und ab hüpfte.
Der Zünder! Wenn er hier und jetzt starb, würde er ein letztes Lebensziel nicht mehr verwirklichen können. Das durfte er nicht zulassen.
Peet fühlte einen Sekundenbruchteil nach Quail, wie den Holländer neue Kraft durchfuhr. Quail schien plötzlich in Flammen zu stehen, und Peet hatte das Gefühl, sehen zu müssen, wie das Fleisch seiner Hände verbrannte, wenn er einen Blick auf sie warf. Doch er hielt seinen Gegenspieler auch weiterhin fest, bis Quail den Oberkörper in einem Winkel zurückbog, den kein Mensch ertragen konnte. Er begriff, daß sich seine Hände von Quail lösten, und wich gerade noch zurück, bevor Quails tödlicher Schlag ihn traf. Der Holländer verfehlte, und ein Teil der Fahrstuhlwand bog sich nach innen. Peet versuchte erneut, Quail zu fassen, doch der tauchte unter seinen ausgestreckten Armen hinweg. Peet fühlte, wie sein Schädel hart gegen die Wand gerammt wurde, einmal, zweimal; fühlte, wie er auf dem Boden der Kabine zusammenbrach, während sich die Tür zum 80. Stockwerk öffnete und der ›Fliegende Holländer‹ zu der Treppe stürmte, die die letzten sechs Stockwerke zur Aussichtsplattform hinaufführte.
Die Diesellok dröhnte wie ein Drachen und spuckte weiterhin grauen Rauch. Sie war so lang wie zwei U-Bahn-Waggons und vom Bug bis zum Heck pechschwarz. Das Ungetüm erinnerte an
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