Die Achte Fanfare
konnte – weder von den Sowjets noch von deren amerikanischen Kollegen. Selbst ihre Routinemeldungen wurden von so vielen Funkbaken umgeleitet, daß man daraus nur überaus grobe Rückschlüsse auf ihre Position ziehen konnte. In der Tat bestand eine der wichtigsten Aufgaben während der Jungfernfahrt der Rhode Island darin, festzustellen, ob man sie mit dem SOSUS – dem sonar surveillance System, also dem Sonaren Überwachungssystem – aufspüren konnte. Dieses System, das aus Hunderten starker Sensoren bestand, die auf dem Meeresboden verankert waren, sollte den Kurs der sowjetischen Victor- und Charlie-U-Boote, wie die Amerikaner sie nannten, verfolgen. Es war das fortschrittlichste der Welt, und wenn die Rhode Island mit ihrer leisen Fahrt der Aufspürung durch dieses System entgehen konnte, dann konnte sie auch der Aufspürung durch alle anderen ähnlichen Systeme entgehen.
Im Prinzip konnte kein U-Boot, das so schnell wie die Rhode Island war, geräuschlos operieren. Es versuchte es auch gar nicht erst, sondern schickte Tarnsignale aus, die von normalen Empfängern als Fischschwärme gedeutet wurden. Die Firma Electric Boat hatte sich angeschickt, das perfekte Kriegsschiff zu konstruieren, und die bisherigen Ergebnisse bei der Jungfernfahrt der Rhode Island deuteten darauf hin, daß sie diesem Ziel sehr nahe gekommen war.
Mac hörte, wie sich Schritte näherten und dann ein Schlüssel in seiner Tür gedreht wurde. Es war noch keine Essenszeit, also mußte er sich bei den Tagen verzählt haben. Heute mußte der achtzehnte und nicht der siebzehnte Tag seiner Gefangenschaft sein, und damit war es wieder an der Zeit für einen kodierten Funkspruch an die COMSUBLANT, die Kommandostelle für U-Boote im Atlantik. Alle drei Tage mußte er bestätigen, daß an Bord alles in Ordnung war. Doch der Irrtum spielte weiter keine Rolle, denn er hatte sich bereits einen kodierten Funkspruch ausgedacht, mit dem er die COMSUBLANT darüber informieren wollte, was wirklich an Bord der Rhode Island vor sich ging.
Mit dreiundfünfzig Jahren hatte er sich für solch ein Kommando zu alt gefühlt und gegen sein besseres Wissen dazu überreden lassen, es anzutreten. Wenn die Jupiter-Klasse der Super-Tridents wirklich zeigen sollte, was in ihr steckte, so hatte man ihm gesagt, mußten Männer mit Macs Verstand und Statur am Steuerruder stehen.
Mit der ›Statur‹ konnte vieles gemeint sein, doch seine Körpergröße zählte nicht dazu. McKenzie Barlow war gerade einen Meter und fünfundsechzig groß. Zu Beginn seiner Ausbildung, als er versucht hatte, bei der SEAL aufgenommen zu werden, der Elite-Kommando-Einheit der Navy, hatte man ihn ›Mighty Mac‹ getauft, wenn auch gegen den entschiedenen Widerstand einiger Offiziere, die der Meinung waren, er passe nicht in das Bild, das man sich von dieser Truppe machte. Mac hatte ihnen damals bewiesen, daß sie sich irrten, und später dann erneut in Vietnam, wo er hauptsächlich Unterwasser-Anschläge durchführte. Obwohl darüber keine Unterlagen aufbewahrt wurden, hatte er wahrscheinlich mehr Zeit hinter den feindlichen Linien verbracht als irgendein anderer Soldat, der dort mit den Abzeichen der Navy an der Uniform kämpfte.
Bei einer Mission hatte der Vietcong das Kanonenboot unter Feuer genommen, das ihn und seine Leute aus einer Gefechtszone bringen sollte, und Mac hatte die Gefangennahme und den Tod in Kauf genommen, indem er sich mindestens viermal in die Flammen gewagt hatte, um den Rest der Mannschaft herauszuholen. Bei diesem Zwischenfall hatte er sich zahlreiche Verbrennungen auf den Armen und auf Dauer unbrauchbare Schultergelenke zugezogen, da er zwei der Männer fünf Kilometer durch den feindlichen Dschungel getragen hatte.
Das war der letzte Kampfeinsatz, den Mac als SEAL sah, doch daraufhin vollzog er einen schnellen Aufstieg durch die Befehlsgrade der Navy, der seinen Höhepunkt in dem Kommando über das Trident-U-Boot Florida fand, das er in den sechs Jahren vor seiner Versetzung in den Ruhestand innehatte. Sie hatten ihn lediglich auf den Kommandostuhl der Rhode Island zurücklocken können, indem sie behaupteten, die Jungfernfahrt des Bootes sei ein reiner Testversuch: Mit anderen Worten, es seien keine Atomwaffen an Bord. Es ginge nur darum, dreißig Tage auf See zu verbringen, um den geräuscharmen Antrieb zu testen und der Presse etwas zum Schreiben zu geben. Mac willigte sogar ein, der Taufzeremonie des Schiffes bei der Konstruktionsfirma Electric Boat in
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