Die Achte Fanfare
Army-Bürstenhaarschnitt. Beim nächsten Hertz-Verleih mietete er einen großen Lincoln und bezahlte bar für das Ungetüm, das für seinen Plan unerläßlich war. Er fuhr zu der Bar der Gang, um die Gegend auszukundschaften, und stellte von außen fest, daß sich dort zahlreiche in Leder gekleidete Trunkenbolde und Unruhestifter herumtrieben. Er schätzte, daß sich die Menge wohl kaum vor Mitternacht zerstreuen würde, und harrte aus.
Um halb zwölf fuhr er in südliche Richtung. Die Motorradfahrer wohnten alle in einer Siedlung in der Nähe der Route 15, und Jared suchte sich eine passende Stelle im spärlichen Licht einer Straßenlampe aus, lenkte den Wagen an den Bordstein und hantierte an einem Hinterrad herum, als habe er einen Plattfuß.
Dutzende von Motorrädern brausten an ihm vorbei, ohne anzuhalten. Ein paar fuhren langsamer und riefen ihm Obszönitäten zu. Kimberlain überlegte schon, was er tun würde, wenn es so weiterging, doch er mußte nicht mehr lange warten. Sieben Motorradfahrer hielten neben ihm an. Sie waren zuerst an ihm vorbeigefahren und dann zurückgekehrt.
»Brauchen Sie Hilfe, Mister?« fragte ein großer, bärtiger Motorradfahrer.
Kimberlain tat so, als sei ihm in der Dunkelheit unbehaglich zumute. »Nein, schon in Ordnung. Ich bin gerade fertig.« Und er schob den Reifen auf die Felge.
»Nee«, sagte ein anderer und trat vor, um das Rad festzuhalten. »Wir bestehen drauf. Schaun Sie, es gehört zu unserem Kodex, Fremden zu helfen. Poliert unseren Ruf in der Stadt auf.«
»Na, dann …«
Der Motorradfahrer kniete vor dem Wagen nieder; die anderen ließen die Motoren ihrer Maschinen laufen. Kimberlain trat langsam zurück. Ein großer Mann kann leichter als ein kleiner verbergen, wie schnell er ist, hauptsächlich, weil man ihm seine Schnelligkeit auf den ersten Blick nicht ansieht. Er schaute sich mißtrauisch um, darauf bedacht, genau die richtige Mischung aus Angst und Unsicherheit in seinen Blick zu legen.
Die Motorradfahrer lächelten ihm zu. Zwei von ihnen drehten, dabei regelmäßig rülpsend, die Schrauben wieder auf.
Kimberlain spürte, wie sich der größte der Motorradfahrer von hinten an ihn anschlich. Er wußte, daß der Mann ihm den Arm um den Hals legen wollte, und ließ es geschehen.
»So, du Arschloch«, flüsterte ihm der nach Bier stinkende Mann in die Ohren. »Du bist erledigt.«
Kimberlain trat ein wenig mit den Beinen aus und zappelte herum. Die anderen Motorradfahrer kamen näher, angeführt von einem Mann mit Aknenarben, einer Sonnenbrille und einer Kette um den Hals, an der ein Ring baumelte.
»Was wird die Karre wohl bringen, Mo?« fragte der Große, der Kimberlain festhielt, den Aknenarbigen.
»Kann ich nicht genau sagen, Ax. Vielleicht zwanzig Riesen.«
»Ich wette, fünfzehn bringt sie bestimmt ein.«
»Damit haben wir das letzte Wochenende rausgerissen«, sagte ein anderer, doch nicht diese Worte ließen Kimberlain explodieren. Vielleicht, wenn er noch ein paar Sekunden darüber nachgedacht hätte, denn seine Eltern waren an einem Samstag ermordet worden. Doch sein Blick blieb auf dem Ring haften, den der Häßliche namens Mo an der Halskette trug, und er verspürte eine Kälte, wie er sie noch nie wahrgenommen hatte.
Es war der Ehering seines Vaters.
Was danach geschah, muß die Motorradgang für unmöglich gehalten haben, denn Ax, der größte von ihnen allen, flog plötzlich über die Schulter des Fremden und prallte schwer auf das Dach des Lincoln. Das Poltern, mit dem er aufschlug, war noch nicht verklungen, als der Fremde nach Mo griff, der erschrocken zurückwich. Mo sah nur eine verschwommene Bewegung und fühlte, daß er keine Luft mehr bekam, als ihm der Angreifer die Kette um den Hals zog und verknotete, so daß er sie nicht mehr öffnen konnte.
Als Ax bewußtlos von der Delle glitt, die er im Dach des Lincoln hinterlassen hatte, setzten sich die anderen in Bewegung. Doch durch ihr Zögern hatten sie bereits einen Schritt verloren, und durch das Bier den zweiten, und sie bekamen es mit einem irrwitzigen Wirbelwind zu tun, der nie lange genug an Ort und Stelle blieb, um sich fassen zu lassen.
Kimberlain tötete die beiden nächsten mit bloßen Händen und benutzte dabei die Techniken der Special Forces, an denen ihn schon immer beeindruckt hatte, wie leicht man damit jemanden umbringen konnte. Die .45er zog er erst aus dem Halfter an seiner Hüfte, als er sah, daß auch die ersten Motorradfahrer Pistolen gezogen hatten. Einen
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