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Die Achte Fanfare

Titel: Die Achte Fanfare Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jon Land
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über seinen Körper zurückzugewinnen. Falls Peet sprang, mußte er bereit sein. Wenn er den Riesen einen Augenblick lang abwehren konnte, würde der Kampflärm Hilfe herbeirufen. Er wünschte sich jetzt, Zeus hätte die Polizisten nicht von seiner Tür abgezogen.
    Und dann stand Peet auf. Zwischen seinem Kopf und der Decke blieben nicht einmal zwanzig Zentimeter Luft. Kimberlain zuckte zusammen und wich zurück. Zwei Infusionsbeutel schlugen zusammen.
    »Damals, in den dunklen Zeiten, Fährmann, da dachte ich, ich sei im Einklang mit dem, was ich war und was ich sein wollte. Das Töten trieb die heißen Flammen zurück, die in mir wüteten. Doch dann, am Tag meiner Wiedergeburt, standen Sie mit schußbereiter Waffe über mir. Doch keine normale Kugel verließ den Lauf, sondern eine spirituelle. Der dunkle Teil von mir starb, und dafür bin ich Ihnen etwas schuldig. All die Jahre, die ich in der Anstalt saß, habe ich darauf gewartet, diese Schuld begleichen zu können. Als ich Ihnen die Briefe schrieb, wußte ich, daß dieser Augenblick nun gekommen war, und auch, als Sie mich besuchten. Ich sah den Tod in Ihren Augen, Fährmann, Ihren Tod, und ich allein kann ihn verhindern.«
    Dann wirst du mich also nicht töten. Kimberlain hätte den Satz vielleicht laut ausgesprochen, doch der Riese fuhr ohne Unterbrechung fort. Sein kahler Schädel schimmerte in der schwachen Beleuchtung.
    »Ich hätte jederzeit fliehen können; über ein Dutzend Möglichkeiten boten sich mir. Doch bis Sie kamen und ich Ihre Augen sah, bestand kein Grund dafür. Sie haben mir den Grund gegeben, genau, wie Sie mir meine Wiedergeburt ermöglicht haben. Ich muß Sie retten, weil sich nur so meine letzte Läuterung vollziehen kann.«
    Peet lächelte, und die Geste ließ Kimberlain frösteln. Er wollte das Bettlaken über seinen Kopf ziehen, wie ein Kind, das sich vor eingebildeten Ungeheuern versteckte.
    »In der Anstalt, Fährmann, habe ich gesagt, wir wären einander gleich, weil wir die Störungen in dem großen Energiefeld wahrnehmen können, das die Welt umgibt und zusammenhält. Im Dschungel folgt der Jäger einer Spur. In unserer Welt folgt der Jäger Schwingungen, die nicht dorthin gehören, die weder gut noch böse sind, sondern einfach anormal. Vor all diesen Jahren haben Sie gespürt, daß ich in dieser Stadt war, nicht wahr?«
    »Ja.«
    »Und als Sie Quail verfolgten, haben Sie auch gewußt, daß er dort draußen war. Sie hatten keinen Beweis für seine Existenz, noch weniger einen für seine wahre Identität, doch Sie haben die Wahrheit gespürt und ihn beinahe gefaßt.«
    »Worauf wollen Sie hinaus?«
    »Er ist jetzt Teil dieser Angelegenheit.«
    »Der Holländer?«
    Peet nickte. »Er ist in diesem Augenblick dort draußen. Die Störungen im Feld des Ki , das ich wahrnehmen kann, haben mich darauf aufmerksam gemacht, und nur ich kann ihn aufhalten.«
    »Das klingt aber nach einer sehr persönlichen Auseinandersetzung.«
    »Für mich gibt es keine persönlichen Auseinandersetzungen mehr, Fährmann. Ich habe meinen Geist und meine Seele etwas viel Größerem gewidmet. Alle persönlichen Belange sind mit meiner Wiedergeburt gestorben. Nein, es ist eher so, daß meine auferstandene Seele keinen Frieden findet, solange er dort draußen ist; der Teil von mir, den ich aufgeben möchte, klammert sich durch seine Person ans Leben. Daß ich ihn tief in mir begraben habe, heißt noch lange nicht, daß er auch verschwunden ist. Er ist lediglich in eine andere Seele geflohen, die vernichtet werden muß, will ich dem Fluß in mir jemals ein Ende bereiten. Es ist mit Sicherheit unser gemeinsames Schicksal, daß sich mein Weg mit dem Quails kreuzen wird. Entweder tötet er mich, oder ich töte ihn. Wenn ich es nicht versuche, wird Ihr Leben durch seine Hand ein Ende finden.« Peet trat einen Schritt zurück, doch Kimberlain ließ ihn keinen Moment aus den Augen. »Ich lasse Ihnen die Telefonnummer des Zimmers hier, in dem ich wohne.«
    »Ich könnte sie den Behörden geben«, sagte Kimberlain und versuchte, seine Worte so klingen zu lassen, als meine er es ernst. »Sie verhaften lassen.«
    »Aber das werden Sie nicht«, erwiderte Peet. »Denn Sie brauchen mich.«
    Danielle akzeptierte den Bericht ohne Überraschung.
    »Wir können dem Zettel keinen Sinn entnehmen«, sagte die Stimme über den Ozean hinweg. »Mit dem Mann ist es etwas anderes. Sind Sie sicher, daß es der …«
    »Ja, ich bin mir sicher. Der Fährmann.«
    »Und die Hashi in

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