Die Achte Fanfare
Mendelsons Büro hat versucht, ihn zu töten?«
»Ihn und Mendelson.«
»Welcher Spur auch immer der Fährmann nachgeht, sie hat ihn ebenfalls zu Mendelson geführt.«
»Seine Nachforschungen überschneiden sich irgendwie mit den unseren«, fügte Danielle hinzu. »Es steht mehr auf dem Spiel, als er annahm. Aber das gilt genauso auch für uns.«
»Wenn Ihre Schlußfolgerungen über das U-Boot und die antarktischen Ölförderungen zutreffen …«
»Der Fährmann muß nicht unbedingt etwas davon wissen; davon würde ich vorerst ausgehen. Doch er weiß etwas anderes, einen anderen Teil des Ganzen … vielleicht jenen Teil, mit dem das, was wir entdeckt haben, endlich Sinn ergeben würde.«
»Um das Ganze zu verstehen«, sagte der Mann, »müssen wir alle Teile kennen.«
»Dann brauchen wir Kimberlain.«
»Können Sie ihn finden?«
»Es wird kaum genügen, ihn zu finden.«
»Ihnen stehen all unsere Möglichkeiten zur Verfügung.«
»Beim Fährmann könnten sie sich als nicht ausreichend erweisen.«
Die Verstärkung, die Dominick Torelli auf Kimberlains Geheiß zum St.-Andrew-Sund geschickt hatte, traf um 23 Uhr in Crooked Bluff auf dem Festland ein. Wie befohlen erwartete Torellis Kabinenjacht die Leute, um sie abzuholen. Ein Patrouillenschnellboot wäre eine logischere Wahl gewesen, doch damit hätte man noch nicht einmal die Hälfte aller zwölf zusätzlichen Einheiten transportieren können, die erforderlich waren, um die Wachen um Lisa Eiseman zu verdoppeln.
Crooked Bluff lag fünfzig Kilometer von der Route 95 entfernt, die durch das südliche Georgia verlief. Man konnte den Ort nur über eine einsame Straße erreichen, und sein Name – ›gekrümmtes Steilufer‹ – war durchaus passend, denn er lag auf einer zerklüfteten Halbinsel, die halbkreisförmig die Inseln in der Meerenge umschloß, wie zwei Alligatorzähne in einem Maul, das sich jeden Moment schließen konnte. Torellis Insel lag ein Stück von den anderen entfernt und war vom Festland nicht auszumachen. Seit zwei Generationen nutzte die Familie Torelli das einfach zu verteidigende Eiland als Zuflucht in gefährlichen Zeiten.
Die Insel verfügte über einen natürlichen Schutz durch mächtige Felsen, die sich aus dem Meeresboden erhoben; jedes Schiff, das versucht hätte, an ihrem Ufer anzulegen, wäre an ihnen zerschellt. Einem von der Größe der Jacht hätten die Felsen schon in hundert Metern Entfernung den Boden aufgerissen. Also warf das Schiff Anker, und die Passagiere wurden mit einem Beiboot zum Dock gebracht.
Der Skipper hatte das Beiboot an der Jacht vertäut, anstatt es vor Anker zu legen, und bemerkte seinen Fehler erst, als er schon ein gutes Stück auf dem St.-Andrew-Sund war. Es war sinnlos, jetzt noch umzukehren. Dadurch würde er sehr viel Zeit verlieren, und seine Befehle waren klar: Er sollte die Verstärkung so schnell wie möglich auf die Insel holen.
Die Männer warteten schon am Dock in Crooked Bluff, als die Jacht in der Dunkelheit anlegte. Sie standen regungslos Seite an Seite und hätten allesamt eineiige Zwillinge sein können. Sie unterschieden sich nur durch ihre Kleidung; einige trugen Sportjacken, andere Jeans, wieder andere sogar die Uniformen, in denen sie einmal ihren Militärdienst geleistet hatten. Ihre unterschiedliche Aufmachung wies darauf hin, daß man sie verhältnismäßig kurzfristig zusammengetrommelt hatte. Der Skipper fragte sich, wieso die Frau auf der Insel so wichtig für Torelli war, daß er so starke Sicherheitsmaßnahmen angeordnet hatte. Mein Gott, mit wem rechnete er bloß?
Die Söldner wirkten ungeduldig, während er die Jacht vertäute. Er stellte fest, daß man jedem die Wahl der Bewaffnung selbst überlassen hatte; ein paar trugen Gewehr- oder Pistolenhalfter über den Schultern.
»Ihr Taxi ist da, meine Herren«, sagte er und bereute die humorvolle Bemerkung augenblicklich, als keiner der Männer darauf reagierte. Wortlos legte er wieder ab.
Die nächtlichen Strömungen waren schwach, und der Skipper war dankbar dafür, denn damit war eine schnelle, glatte Fahrt gewährleistet. Er erreichte die Vertäuungsboje nach einer halben Stunde und warf die Leine hinüber. Die Blicke seiner Passagiere folgten dem Tau, als es sich um die Boje schlang, und so bemerkte keiner von ihnen das leise Plätschern, mit dem eine dunkle Gestalt über die Seite des Beiboots in das eiskalte Wasser sprang.
19
Die Kommunikationszentrale der Insel befand sich in einem Raum im ersten Stockwerk
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