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Die achte Karte

Die achte Karte

Titel: Die achte Karte Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kate Mosse
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zwischen den Karten«, erklärte Laura weiter. »Sie sehen zum Beispiel, dass die Kraft eine Oktave über dem Magier ist, und der Teufel eine Oktave über der Kraft. Und es gibt noch andere Muster, die ins Auge springen: Sowohl der Magier als auch die Kraft haben das Unendlichkeitssymbol über dem Kopf. Zudem hebt der Teufel den Arm in einer Geste, die an den Magier erinnert.«
    »Wie die zwei Seiten derselben Person.«
    »Möglich.« Laura nickte. »Beim Tarot geht es um diese Muster, um die Beziehungen zwischen den verschiedenen Karten.«
    Meredith hörte nur halb zu. Etwas, was Laura gerade gesagt hatte, wollte ihr nicht aus dem Kopf. Sie überlegte einen Moment, dann wusste sie, was es war.
    Oktaven.
    »Erklären Sie diese Prinzipien immer mit Begriffen aus der Musik?«, fragte sie.
    »Manchmal«, antwortete Laura. »Das kommt auf den Fragenden an. Es gibt viele Möglichkeiten, zu erklären, wie Tarot gedeutet wird. Musik ist nur eine davon. Warum?«
    Meredith zuckte die Achseln. »Weil das mein Arbeitsgebiet ist. Ich habe mich gefragt, ob Sie das irgendwie gemerkt haben.« Sie zögerte. »Ich kann mich nur nicht erinnern, dass ich es erwähnt hätte.«
    Laura lächelte sanft. »Beunruhigt Sie der Gedanke?«
    »Was, dass Sie es irgendwie gemerkt haben? Nein«, log sie. Meredith behagte das Gefühl nicht, das sich in ihr breitmachte. Ihr Herz sagte ihr, dass sie hier etwas über sich erfahren könnte, über ihr wahres Selbst, weshalb es ihr nur lieb war, wenn Laura richtiglag. Gleichzeitig jedoch sagte ihr Kopf ihr, dass das alles purer Blödsinn war.
    Meredith zeigte auf La Justice. »Sie hat Noten am Saum ihres Kleides. Eigenartig, nicht?«
    Laura lächelte. »Wie meine Tochter schon sagte, so etwas wie Zufall gibt es nicht.«
    Meredith lachte, obwohl sie es nicht witzig fand.
    »Alle Systeme des Wahrsagens arbeiten mit Mustern, wie die Musik auch«, fuhr Laura fort. »Falls es Sie interessiert, ein amerikanischer Kartenleger namens Paul Foster Case hat eine ganze Theorie entwickelt, die einzelne große Arkana mit bestimmten Noten der Tonleiter verknüpft.«
    »Vielleicht schlage ich das mal nach«, sagte Meredith.
    Laura schob die Karten zu einem säuberlichen Packen zusammen. Sie fing Merediths Blick auf, und einen klaren, elektrisierenden Moment lang war Meredith sicher, dass die Frau ihr mitten in die Seele schaute, all die Angst, die Zweifel – und auch die Hoffnung – wahrnahm, die sich in ihren Augen spiegelten.
    »Sollen wir anfangen?«, fragte Laura.
    Obwohl sie wusste, dass es kommen würde, machte Merediths Herz einen Satz.
    »Klar«, sagte sie. »Gern.«

Kapitel 15
    S ollen wir bei dem Bousquet-Tarot bleiben?«, fragte Laura. »Offensichtlich spüren Sie da eine Verbindung.«
    Meredith schaute nach unten. Die Rückseiten der Karten erinnerten sie an die Wälder um Marys Haus in Chapel Hill. Die Farben des Sommers und Herbstes zusammengemischt. So ganz anders als der stille Vorort von Milwaukee, in dem sie aufgewachsen war.
    Sie nickte. »Okay.«
    Laura legte die anderen drei Tarotdecks und die Broschüre weg.
    »Ich werde eine allgemeine Deutung vornehmen, wie besprochen«, sagte sie. »Ich verwende mein eigenes Legemuster, das auf dem Keltischen Kreuz basiert und aus zehn Karten aus dem gesamten Tarotdeck besteht, kleine und große Arkana. So bekommen Sie einen ausgezeichneten Überblick darüber, wo Sie jetzt stehen, was in Ihrer jüngeren Vergangenheit geschehen ist und was die Zukunft Ihnen womöglich bringt.«
    Und schon sind wir wieder im Reich des Unsinns.
    Aber Meredith merkte, dass sie es wissen wollte.
    »Als das Bousquet-Tarot gedruckt wurde, also Ende des neunzehnten Jahrhunderts, waren Tarotdeutungen noch etwas Geheimnisvolles, fest in der Hand von verschwiegenen Zirkeln und Eliten.« Laura lächelte. »Das ist heute anders. Moderne Deuter versuchen, die Menschen zu bestärken, ihnen Werkzeuge an die Hand zu geben, den Mut, wenn Sie so wollen, sich selbst und ihr Leben zu verändern. Eine Tarotsitzung ist eher fruchtbar, wenn der Fragende sich seinen versteckten Beweggründen oder unbewussten Verhaltensmustern stellt.«
    Meredith nickte.
    »Der Nachteil ist eine fast unendliche Vielfalt von Interpretationen. Wenn zum Beispiel beim Legen der Karten überwiegend große Arkana auftauchen, werden Ihnen manche sagen, das bedeutet, dass die Situation außerhalb Ihrer Kontrolle liegt, wohingegen eine Mehrzahl von kleinen Arkana bedeutet, Sie haben Ihr Schicksal in der Hand. Ich sage Ihnen

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