Die achte Karte
die Sie daran hindern könnten, weiterzugehen oder Veränderungen herbeizuführen oder Ihr Ziel zu erreichen.«
Meredith drehte die Karte um und legte sie auf den Tisch.
»Le Pagad«, sagte Laura. »Karte I, der Magier. Pagad ist ein archaisches Wort, das im Bousquet-Tarot verwendet wird, aber in nur wenigen anderen.«
Meredith studierte das Bild. »Steht die Karte für eine Person?«
»Normalerweise ja.«
»Jemand, dem man trauen kann?«
»Das kommt drauf an. Wie der Name schon vermuten lässt, kann der Magier auf Ihrer Seite sein, aber möglicherweise ist er – oder sie – es aber auch nicht. Häufig agiert er als mächtiger Katalysator für Veränderungen, aber bei dieser Karte gibt es immer einen Hauch von Gaukelei, von Logik versus Intuition. Der Magier beherrscht alle vier Elemente – Wasser, Luft, Feuer und Erde – und die vier Farben – Kelche, Schwerter, Stäbe und Münzen. Sein Auftauchen mag auf jemanden hindeuten, der die Kräfte der Farben zu Ihrem Vorteil nutzt, mit Sprache oder Wissen. Ebenso gut könnte diese Person aber auch dieselben Fähigkeiten dafür einsetzen, Sie in irgendeiner Weise zu behindern.«
Meredith betrachtete das Gesicht auf der Karte. Durchdringende blaue Augen.
»Gibt es jemanden in Ihrem Leben, von dem Sie das Gefühl haben, er könnte diese Rolle ausfüllen?«
Sie schüttelte den Kopf. »Nicht, dass ich wüsste.«
»Es könnte jemand aus Ihrer Vergangenheit sein, der zwar nicht mehr in Ihrem aktuellen Leben ist, aber noch immer einen gewissen Einfluss darauf hat, wie Sie sich selbst sehen. Jemand, der trotz seiner Abwesenheit ein negativer Einfluss ist. Oder jemand, dem Sie erst noch begegnen werden. Genauso gut könnte es jemand sein, den Sie kennen, der aber noch keine zentrale Rolle in Ihrem Leben einnimmt.«
Wieder schaute Meredith nach unten auf die Karte, angezogen von dem Bild und den darin enthaltenen Widersprüchen, und wollte ihm eine Bedeutung abringen. Ihr fiel nichts ein. Niemand kam ihr in den Sinn.
Sie zog eine weitere Karte. Diesmal war ihre Reaktion völlig anders. Sie spürte eine Gefühlsaufwallung, Wärme. Das Bild zeigte ein junges Mädchen, das neben einem Löwen stand. Über dem Kopf des Mädchens war das Unendlichkeitssymbol, wie eine Krone. Sie trug ein elegantes, altmodisches grün-weißes Kleid mit Keulenärmeln. Kupferrotes Haar fiel ihr in ungebärdigen Locken über den Rücken bis hinunter zu der schmalen Taille. Genau so, das merkte Meredith jetzt, hatte sie sich immer Debussys
La Damoiselle Élue
vorgestellt, die auserwählte Maid, halb Rossetti, halb Moreau.
Sie musste daran denken, was Laura gesagt hatte, und war sich ganz sicher, dass diese Illustration auf einer realen Person basierte. Sie las den Namen der Karte: La Force. Nummer VIII . Die Augen waren so grün, so lebendig.
Und je länger sie hinsah, desto stärker hatte sie das Gefühl, dieses Bild – oder ein ganz ähnliches – schon einmal gesehen zu haben, auf einem Foto oder einem Gemälde oder in einem Buch. Verrückt. Das war natürlich unmöglich. Aber trotzdem, der Gedanke setzte sich in ihr fest.
Meredith sah Laura über den Tisch hinweg an.
»Erzählen Sie mir was dazu«, sagte sie.
Kapitel 16
K arte VIII , die Kraft, ist mit dem Sternzeichen des Löwen verbunden«, sagte Laura. »Die vierte Karte in einer Sitzung deutet für gewöhnlich auf ein bestimmtes, überaus wichtiges Thema hin, das die Entscheidung mitbestimmt hat, sich die Karten legen zu lassen, wenn auch häufig unbewusst und ohne dass der oder die Fragende es sich eingesteht. Ein mächtiger Motivator. Etwas, was die Fragenden leitet.«
Sofort wollte Meredith protestieren. »Aber ich bin nicht …«
Laura hob die Hand. »Ja, ich weiß, Sie haben gesagt, es war Zufall – meine Tochter hat Ihnen ein Faltblatt in die Hand gedrückt, Sie waren heute hier in der Nähe und hatten die Zeit, hochzukommen. Aber, Meredith, könnte nicht auch noch etwas anderes dahinterstecken? Hinter der Tatsache, dass Sie jetzt hier sitzen?« Sie schwieg kurz. »Sie hätten vorbeigehen können. Sich dagegen entscheiden können, hereinzukommen.«
»Vielleicht. Ich weiß nicht.« Sie überlegte. »Wahrscheinlich.«
»Gibt es eine bestimmte Situation oder Person, die Sie mit dieser Karte verbinden würden?«
»Nicht dass ich wüsste, obwohl …«
»Ja?«
»Das Mädchen. Ihr Gesicht. Irgendwie kommt sie mir bekannt vor, obwohl ich nicht weiß, woher.«
Meredith sah, dass Laura die Stirn runzelte.
»Was
Weitere Kostenlose Bücher