Die achte Offenbarung
des Abwurfs der Atombombe auf Hiroshima.«
Eine kurze Internetrecherche bestätigte die Vermutung. Wenn es noch eines Beweises bedurft hatte, dass das Dokument tatsächlich eine Botschaft aus der Zukunft enthielt, dann hatten sie ihn jetzt.
Paulus versuchte, nicht über die Konsequenzen dieser Erkenntnis nachzudenken und sich stattdessen auf die Übersetzung zu konzentrieren.
Wenn das große Morden endet, wird eine Zeit des Friedens kommen, und die Länder Europas werden sich vereinigen im Bunde. Die Macht der Kirche aber wird schwinden, denn diese hat schwere Schuld auf sich geladen, und Gottes Wort wird nicht mehr gehört. Türme werden wachsen überallauf der Welt, und sie werden die größten Kirchen überragen. Doch sind sie nicht Gott geweiht, sondern der Gier. Die Alchimisten aber werden sich über die Vernunft erheben, und aus ihren Gläsern werden hässliche Geschöpfe kriechen, welche geschaffen wurden wider die Natur. Darauf erhebt sich der Drache, und auf den Propheten wird er sich berufen. Nur wenige sind seine Krieger, doch groß ist ihr Zorn, und ihre Macht ist schrecklich. Zwei Türme werden fallen in der Stadt des Geldes.
Wieder waren astrologische Zeichen angegeben, und wieder wusste er, welches Datum sie symbolisierten, bevor er im Internet die Bestätigung erhielt: den 11. September 2001.
Paulus fühlte sich wie in einem Alptraum gefangen, aus dem er nicht aufwachen konnte. Die Prophezeiungen näherten sich immer mehr der Gegenwart, und bis jetzt war keine von ihnen unklar oder falsch gewesen. Doch der Text war noch mehrere Seiten lang.
34.
Düsseldorf, Freitag 15:51 Uhr
Meles Vater kam ins Esszimmer und stellte einen großen Teller mit Sandwiches auf den Tisch. Er setzte sich zu ihnen. »Seid ihr weitergekommen?«
Mele nickte. Sie hatte Tränen in den Augen. »Es … es ist schrecklich. Da steht alles genau drin … der zweite Weltkrieg, Hitler, die Atombombe, der 11. September …«
Der Architekt nahm den Zettel mit der Übersetzung und las sie schweigend. »Mein Gott«, sagte er. »Ist euch klar, dass dieses Buch die Welt verändern wird? Es ist eine Entdeckung, die so bedeutend ist wie …« Ihm schien kein Beispiel einzufallen.
»Ich habe dir noch nicht alles erzählt«, sagte Mele.
Er blickte sie alarmiert an. »Ihr seid nicht die Einzigen, die von diesem Dokument wissen, nicht wahr?«
»Nein.« Sie erzählte ihm von den Unbekannten, die sie verfolgten.
»Wir müssen die Behörden informieren«, sagte ihr Vater. »Diese Sache ist eindeutig ein paar Nummern zu groß für uns.«
Mele wies auf das Buch. »Es sind nur noch ein paar Seiten. Wir sollten sie zu Ende übersetzen. Dann können wir immer noch zur Polizei gehen.«
Der Architekt nickte. Er wies auf den Teller mit den Sandwiches. »Vielleicht solltet ihr mal eine Pause machen.«
Doch Paulus hatte keinen Hunger. Er wollte unbedingt wissen, was das Manuskript über die Zukunft aussagte.Gleichzeitig fürchtete er sich vor dem, was der Text offenbaren mochte.
Mele ging es offenbar ähnlich. »Später, Papa.«
Sie setzten die Entschlüsselung fort, während Meles Vater ihnen schweigend zusah.
Schon der nächste Satz ließ Paulus erschauern.
Dieses ist der Beginn des letzten Krieges, doch wird dieser im Verborgenen geführt.
Der letzte Krieg. Ein Krieg, der im Verborgenen geführt wurde. Der Krieg weniger fanatischer Männer gegen die freie Menschheit. Das Manuskript beschrieb eindeutig den modernen Terrorismus. War das die zentrale Botschaft? Eine Warnung vor einem fürchterlichen Terroranschlag?
Paulus musste sich überwinden, die nächsten Buchstaben zu entziffern.
So sprach der Engel, und die achte Offenbarung ward mir enthüllt. Nun aber weinte er, und mein Herz füllte sich mit Entsetzen.
Und der Engel sagte: Die letzte Prophezeiung will ich dir geben, und diese ist es, die jener wissen muss, der deine Zeichen versteht. Denn er wird wissen, dass alles wahr geworden ist, was du aufgeschrieben hast. Die letzte Offenbarung aber wird vor ihm liegen, und seine Hand wird es sein, die das Schicksal der Welt führt. So übermittle ihm diese meine Worte.
Paulus hatte das unheimliche Gefühl, dass es nicht irgendein Autor war, der durch das Manuskript zu ihm sprach, nicht einmal jener Mönch aus dem Mittelalter, sondern der Engel selbst.
Er warf einen Blick zu Mele. Sie war blass und wirkte tief beunruhigt. Auch ihr Vater, der sie die ganze Zeit stumm beobachtet hatte, machte einen angespannten Eindruck.
Mechanisch
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