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Die achte Offenbarung

Die achte Offenbarung

Titel: Die achte Offenbarung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl Olsberg
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reinspazieren und uns abenteuerliche Theorien auftischen. Wir hatten schon Leute hier, die uns weismachen wollten, Hitler wäre noch am Leben oder die Amerikaner hätten auf dem Mond ein Alien-Raumschiff gefunden. Einer hat sehr überzeugend dargelegt, dass die Wiedervereinigung einer geheimen Absprache zwischen Ronald Reagan und Michael Gorbatschow zu verdanken sei, die damit Westdeutschland wirtschaftlich und politisch auf Dauer schwächen wollten. Ein anderer glaubte, beweisen zu können, dass die Europäische Union eine Idee der Chinesen war, um die Deutschen und Franzosen als Konkurrenten auf dem Weltmarkt auszubremsen. Und wissen Sie was? Die haben ihre Argumentation alle auf sogenannten Fakten aufgebaut, die wir nachprüfen sollten. Wenn wir das jedes Mal täten, kämen wir zu nichts anderem mehr. Es tut mir leid, aber bei uns sind sie an der falschen Adresse. Versuchen Sie es doch bei den Kollegen vom BRENNPUNKT, da haben Sie vielleicht mehr Glück.«
    »Ist Ihnen eigentlich klar, worüber wir hier reden?«,mischte sich Mele ein. »Hier geht es nicht bloß um eine Geschichte. Hier geht es nicht um Auflagen, Leserzahlen oder die Glaubwürdigkeit Ihres Nachrichtenmagazins. Wir reden über einen Atombombenangriff auf Teheran! Millionen Menschen werden sterben! Der ganze Mittlere Osten wird im Chaos versinken. Die Existenz Israels steht auf dem Spiel. Und nur Sie können das verhindern!« Tränen glitzerten in ihren Augen.
    »Junge Dame, Ihre Leidenschaft in allen Ehren, aber haben Sie nicht vorhin noch behauptet, Sie seien in Lourdes gewesen und hätten dort ein Bekennerschreiben gefunden? Sie sind eine ziemlich gute Lügnerin. Warum also sollte ich Ihnen jetzt glauben?«
    »Weil … weil es die Wahrheit ist!«, sagte Mele lahm.
    Paulus unterdrückte einen Seufzer. Das Gespräch lief eindeutig in die falsche Richtung. Beim BRENNPUNKT würde es ihnen kaum besser ergehen. Die ganze Idee war von Anfang an naiv gewesen, reine Zeitverschwendung. Sie mussten irgendwie versuchen, Ferry zu kontaktieren. Vielleicht sollten sie zurück nach Hamburg fahren und es beim dortigen amerikanischen Konsulat versuchen. Die Chancen, dass ihnen dort jemand zuhören würde, waren allerdings gering.
    »Machen Sie sich keine Sorgen: Wenn Ihre Geschichte wirklich stimmt, werden die Sicherheitskräfte der Amerikaner schon von selbst dahinterkommen, dass sie verladen wurden«, sagte Neumann. »Ich meine, wer würde denn ernsthaft an eine Botschaft aus der Zukunft glauben?«
    Paulus warf einen hilfesuchenden Blick zu Kleibert, der immer noch schwieg. Er unternahm einen letzten Versuch. »Was, wenn Sie sich irren und wir recht haben? Was, wenn tatsächlich eine Atombombe auf Teheran abgeworfen wird?«
    »Wenn das passiert, dann haben wir jedenfalls wirklich eine Story!«, sagte Neumann mit süffisantem Grinsen.
    Kleibert verzog bei dieser Bemerkung das Gesicht. »Ich finde, wir sollten Oskar das entscheiden lassen«, sagte er. Oskar Ruhloff war der legendäre Chefredakteur des REFLEKTOR-Magazins.
    Neumann schüttelte den Kopf. »Ich wüsste nicht, warum. Wir haben keine Fakten, wir haben keine Beweise, wir haben gar nichts. Er wird dasselbe sagen wie ich.«
    »Kann sein«, entgegnete Kleibert. »Aber falls an der Sache was dran ist – ich sage ausdrücklich, falls – und wir ihn nicht gefragt haben, dann haben wir beide ein Problem!«
    Neumann blickte Kleibert einen Moment lang schweigend an. Dann seufzte er. »Also gut, ich hole ihn.« Er stand auf und verließ den Raum.
    »Bitte warten Sie einen Moment hier«, sagte Kleibert und erhob sich ebenfalls.
    »Das lief bisher ja nicht besonders«, sagte Mele.
    »Nein«, gab Paulus zu. »Aber es war wohl naiv von uns, etwas anderes zu erwarten.«
    Sie schwiegen einen Moment, bis Neumann zusammen mit einem weißhaarigen Mann zurückkehrte, den Paulus aus dem Fernsehen kannte. Trotz seiner kleinen Statur beherrschte er augenblicklich den Raum mit seiner Ausstrahlung. Er begrüßte Paulus und Mele herzlich und setzte sich ihnen gegenüber.
    »Ich habe gehört, dass Sie eine unglaubliche Geschichte zu erzählen haben«, sagte er und wirkte dabei gut gelaunt. »Ich muss zugeben, ich habe eine Schwäche für Unglaubliches.«
    Paulus erzählte noch einmal eine Zusammenfassung der Ereignisse, die nichtsdestotrotz fast eine Stunde in Anspruchnahm. Ruhloff hörte ihm schweigend und konzentriert zu.
    Neumann wirkte dagegen eher desinteressiert, als sei er jetzt, beim zweiten Mal Zuhören, umso mehr davon

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