Die achte Offenbarung
daran hindern, obwohl es bereits zu spät war. »Was machen Sie da!«
Paulus lächelte humorlos. »Dieser Zettel war eine Fälschung. Nur ein paar Zeilen aus dem Koran, die ich vorhin aufgeschrieben habe.«
»Was soll das?«, wollte Neuman wissen. »Ist das hier ein Marketinggag oder was?«
»Nein«, sagte Paulus ernst. »Die Geschichte, die wir Ihnen zu erzählen haben, ist alles andere als ein Gag. Aber Ihre nette Empfangsdame hätte uns sicher nicht zu Ihnenvorgelassen, wenn wir ihr die Wahrheit erzählt hätten. Und außerdem wollten wir Ihnen demonstrieren, wie leicht es ist, auf eine Fälschung hereinzufallen. Darum geht es hier nämlich.«
Neumann stand auf. »Sie verschwenden unsere Zeit. Schicken Sie uns Ihre Geschichte per E-Mail. Wir lassen uns nicht gern auf den Arm nehmen!«
»Warte mal, Daniel«, widersprach Kleibert. »Vielleicht sollten wir uns zumindest mal anhören, was die beiden zu sagen haben.«
Neumann warf ihm einen grimmigen Blick zu, aber er setzte sich wieder. Offenbar war Kleibert zwar sein Untergebener, genoss aber einen gewissen Respekt.
»Zunächst werde ich Ihnen einige Fakten nennen, die Sie überprüfen können«, begann Paulus. »Am vorletzten Samstag wurde in meine Wohnung in Hamburg eingebrochen. Die Polizei hat Spuren und eine Täterbeschreibung aufgenommen. Am Tag danach wurde ich auf der Kölner Domplatte von einem Mann mit einer Pistole verfolgt. Diesen Vorfall habe ich der Polizei in Köln gemeldet, die allerdings wenig unternommen hat. Am folgenden Dienstag wurde in einem Heidelberger Kaufhaus ein Detektiv mit einer Waffe bedroht. Er wird den Vorfall vermutlich ebenfalls der Polizei gemeldet haben. Letzten Freitag wurde auf einer Landstraße in der Nähe von Soest ein junger Mann namens Dirk Mauser in seinem Auto von einem Motorradfahrer angeschossen. Der Schütze konnte unerkannt entkommen. Das Opfer liegt in Soest in einem Krankenhaus. Ich weiß nicht, ob Sie das irgendwie verifizieren können, aber am selben Nachmittag sind wir beide mehrere Stunden von Mitarbeitern der CIA verhört worden. Und dann ist da noch die Bombendrohung gegen die US-Botschaft heute Morgen.«
Neumann machte ein skeptisches Gesicht. »Sie behaupten, zu wissen, wer dahintersteckt?«
»Nein. Aber wir wissen, dass diese Bombendrohung nur ausgesprochen wurde, um uns davon abzuhalten, mit jemandem in der Botschaft zu sprechen. Er heißt John Ferry und ist Mitarbeiter der CIA.«
Neumann lachte auf. »Das wird ja immer besser! Der Pariser Platz wurde also extra für Sie beide gesperrt, wenn ich Sie richtig verstehe. Das ist wirklich gut!« Er drehte sich zu Kleibert um. »Tolle Story, oder, Jan? Ich gebe zu, das mit dem Zettel und der arabischen Schrift war eine clevere Idee, aber wir vertrödeln hier unsere Zeit!«
»Ich weiß, dass das alles noch ziemlich zusammenhanglos klingt«, sagte Paulus. »Wie gesagt, das sind nur einige überprüfbare Fakten. Alles, was ich Ihnen jetzt über die Hintergründe erzähle, kann ich leider nicht beweisen. Sie müssen es einfach glauben.«
»Also schön, Sie haben eine Stunde«, sagte Kleibert.
Neumann schnaubte verächtlich, widersprach jedoch nicht.
Anderthalb Stunden später hatte Paulus die ganze Geschichte erzählt.
»Und Sie erwarten jetzt von uns, dass wir das ernst nehmen?«, fragte Neumann. Er warf einen kurzen Blick in Richtung seines Kollegen, der nachdenklich wirkte, aber schwieg.
»Ich weiß, es klingt unglaublich«, gab Paulus zu. »Aber alles, was ich Ihnen gesagt habe, ist wahr.«
»Und warum kommen Sie damit zu uns? Warum gehen Sie nicht zur Polizei?«
»Wir möchten Sie bitten, die Geschichte auf Ihrem Internetportal zu veröffentlichen. Das ist die einzige Chance, dass wir die Entscheider im Pentagon rechtzeitig daraufaufmerksam machen, dass sie einem Betrug aufgesessen sind. Die Polizei würde viel zu lange brauchen, um die Geschichte zu überprüfen.«
Neumann schüttelte den Kopf. »Das ist völlig ausgeschlossen. Wir sind ein Nachrichtenmagazin, kein Portal für Verschwörungstheorien. Wir veröffentlichen Fakten, nicht Mutmaßungen. Wenn Sie Ihre Story unbedingt im Internet verbreiten wollen, gibt es dafür genug andere Möglichkeiten.«
»Bitte! Sehen Sie denn nicht, was hier los ist? Diese Leute haben dafür gesorgt, dass die US-Botschaft evakuiert wurde! Sie sind unsere einzige Chance!«
»Ich gebe zu, Ihre Geschichte ist eindrucksvoll«, sagte Neumann in mildem Tonfall. »Aber Sie sind nicht die Ersten, die hier
Weitere Kostenlose Bücher