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Die achte Offenbarung

Die achte Offenbarung

Titel: Die achte Offenbarung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl Olsberg
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woher weiß dieser Fanatiker eigentlich, was in dem Buch steht?«
    Das hatte Paulus sich auch schon gefragt. »Ich habe keine Ahnung. Das Buch gehörte meiner Großmutter, die es von ihrem Vater, einem evangelischen Priester, bekommen hat. Angeblich ist darin ein Geheimnis verborgen, das nicht in die Hände der Nazis fallen durfte. Kurz vor dem Krieg hat sie es einem Juden gegeben, dem sie geholfen hat, nach Amerika zu emigrieren. Sein Sohn, Aaron Lieberman, hat es auf dem Dachboden gefunden und mir letzte Woche gegeben. Und dann ist dieser Araber bei mir aufgetaucht und wollte, dass ich ihm das Buch gebe. Später ist er in meine Wohnung eingebrochen.«
    Dirk musterte ihn eine Weile. Schließlich sagte er: »Für mich klingt das so, als wenn hinter diesem Buch noch wesentlich mehr steckt. Deine Theorie einer Salonspielerei aus dem 19. Jahrhundert erklärt vielleicht den Inhalt, den du bisher entschlüsselt hast, aber keineswegs die Ereignisse, die dich hierher geführt haben. Die Idee, dass es sich um echte Prophezeiungen handelt, mag unwahrscheinlich klingen. Aber das würde jedenfalls erklären, warum jemand ein so großes Interesse an dem Buch hat. Die Ereignisse, die bisher äußerst präzise beschrieben wurden, liegen für uns in der Vergangenheit. Aber du hast auch erst höchstens die Hälfte des Textes entschlüsselt. Was, wenn am Ende unsere Zukunft beschrieben wird? Dieses Wissen hätte einen ungeheuren Wert!«
    »Selbst wenn du mit deiner Zeitreise-Theorie recht hättest: Die Kenntnis der Zukunft würde ja die Zukunft verändern.Die Ereignisse, die prophezeit wurden, würden vermutlich so gar nicht eintreten.«
    »Eben. Vielleicht hat jemand eine Botschaft an diesen Mönch geschickt und ihm gesagt, er soll sie auf eine Weise verschlüsseln, so dass sie genau zum richtigen Zeitpunkt entschlüsselt wird. Um ein Ereignis zu verhindern, das für uns noch in der Zukunft liegt.«
    »Nehmen wir für einen Moment an, das wäre tatsächlich möglich, und das Ereignis, um das es geht, steht uns in den nächsten Jahren bevor. Warum sollte jemand dann ausgerechnet einem Mönch im Mittelalter die Botschaft schicken? Warum nicht uns in der Jetztzeit?«
    »Was hätte er denn damit erreicht? Stell dir vor, du bekämst plötzlich eine Botschaft von einem Menschen aus der Zukunft, der dich zum Beispiel vor einer bevorstehenden Katastrophe warnt. Was würde das bewirken? Gar nichts! Niemand würde dir glauben. Wahrscheinlich würde man dich in die Psychiatrie stecken. Damit jemand die Prophezeiungen ernst nimmt, müssen sie sich über einen langen Zeitraum erstrecken und zuverlässig eintreffen. Wenn wir beweisen könnten, dass dieses Manuskript tatsächlich aus dem Mittelalter stammt, dann hätten wir damit auch bewiesen, dass es sich um echte Prophezeiungen handelt. Dann würde man sie ernst nehmen.«
    »Also schön. Nehmen wir mal an, rein theoretisch, du hättest recht. Warum dann der ganze Aufwand mit der Verschlüsselung?«
    »Weil das Dokument sonst die Geschichte durcheinandergebracht hätte. Stell dir beispielsweise vor, jemand hätte im Mittelalter Luthers 95 Thesen und den Beginn der Reformation vorausgesagt. Die katholische Kirche hätte mit Sicherheit Vorkehrungen gegen eine solche Ketzerei getroffen. Die Ereignisse dürfen erst bekannt werden,nachdem sie geschehen sind. Das erklärt auch, warum der Mönch mehrmals die Verschlüsselungsmethode gewechselt hat: Er hat jeweils Verfahren verwendet, die eine Entschlüsselung vor den beschriebenen Ereignissen unmöglich machten. Vermutlich beschreibt der nächste Abschnitt Ereignisse, die vor 1864 geschehen sind. Sie konnten nicht vorher entschlüsselt werden, weil der Schlüsselsatz erst zu diesem Datum veröffentlicht wurde.«
    Paulus dachte einen Moment darüber nach. Dirks Theorie war zweifelsohne konsistent mit den bisherigen Fakten, aber das machte sie noch lange nicht wahr. »Ich gebe zu, was du sagst, wäre theoretisch denkbar – vorausgesetzt, Zeitreisen sind tatsächlich möglich. Aber das heißt nicht, dass es so ist. Der Autor kann sich genau dieselben Gedanken gemacht haben wie wir und das Manuskript absichtlich so gestaltet haben.«
    »Jemand, der im 19. Jahrhundert über Zeitreisen spekuliert? Der wäre seiner Zeit aber arg weit voraus gewesen!«
    »Hat nicht Orson Welles etwa um diese Zeit ›Die Zeitmaschine‹ veröffentlicht?«
    »Herbert George Welles. Ja, stimmt. Trotzdem kommt mir das weit hergeholt vor.«
    »Die Idee einer Botschaft aus der

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