Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die achte Offenbarung

Die achte Offenbarung

Titel: Die achte Offenbarung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl Olsberg
Vom Netzwerk:
kurz, während er überlegte, ob er Frank von dem Überfall auf seine Wohnung und dem Vorfall auf der Domplatte erzählen sollte. Er entschied sich dagegen. »Ja. Die Sache mit den Königen bezog sich tatsächlich auf den Kölner Dom. Aber der Schlüssel war keine Inschrift, sondern der Name des Textes, der durch die Könige in den Glasfenstern des Doms repräsentiert wird: die Offenbarung des Johannes.«
    »Der Text war also tatsächlich Viginère-verschlüsselt?«
    »Ja.«
    »Und? Was steht drin?«
    »Ich kann mir noch keinen rechten Reim darauf machen«, wich Paulus aus. »Ich habe nur ein paar Seiten entschlüsseln können, dann hat der Autor offenbar wieder den Schlüssel gewechselt. Deshalb rufe ich dich an. Erinnerst du dich an die Illustration eines Tieres mit sieben Köpfen, die auf einer der Seiten war?«
    »Nein, ich glaube nicht. Warum?«
    »Ein Teil des Textes lautet: ›Jene Worte des Engels, die er damals zu mir sprach, verberge ich nun hinter dem Buche, das so geschmückt, eben wie ich seine ersten Worte verbarg hinter der Offenbarung des Johannes.‹ Das bedeutetvielleicht, dass dieselbe Illustration in dem Buch ist, das als Schlüssel diente. Ich dachte, vielleicht kannst du mir sagen, ob du so was schon mal irgendwo gesehen hast.«
    »Klar. Komm doch einfach nachher vorbei und zeig mir die Illumination. Ich habe später noch ein Meeting, aber ich könnte so gegen acht Uhr zu Hause sein.«
    »Das geht nicht. Ich bin immer noch in Köln.«
    »In Köln? Wieso? Musst du nicht arbeiten?«
    »Ich habe mir ein paar Tage freigenommen. Ich dachte, vielleicht finde ich ja den Schlüssel für den Rest des Dokuments auch hier irgendwo.«
    Paulus fühlte sich nicht wohl mit der Notlüge, doch Frank gab sich mit der Erklärung zufrieden. »Dann mach doch ein Foto von der Zeichnung und schick es mir.«
    »Okay, das mach ich. Danke.«
    »Kein Problem. Bis später!«
    »Tschüs, Frank!« Er legte auf, fotografierte die Zeichnung mit dem Handy und schickte sie als MMS an seinen Freund.
    Während er auf Franks Rückmeldung wartete, konnte er sich ja schon mal mit dem zweiten Teil des Schlüssels befassen. Denn so, wie der entsprechende Absatz formuliert war, war das Manuskript vermutlich doppelt verschlüsselt worden. Paulus verstand zwar nicht, warum sich der Autor diese Mühe gemacht hatte, aber das war nur eine weitere der vielen Merkwürdigkeiten dieses Buchs.
    Vielleicht fand er im Internet Hinweise darauf, was es mit den Irrtümern auf sich hatte, die ein frommer Papst verdammt hatte.
    Dirk war immer noch bei Mele. Er hörte drinnen leise Stimmen, konnte jedoch nicht verstehen, was sie sagten.
    Er klopfte.
    »Komm rein«, sagte Mele. Sie hatte auf dem Bett gelegen und richtete sich jetzt langsam auf. Ihre Augen waren gerötet, so als habe sie geweint.
    Dirk saß auf Meles Schreibtischstuhl. Er warf Paulus einen eisigen Blick zu. »Was ist? Hast du was Neues rausgekriegt?«
    »Entschuldigt die Störung. Darf ich noch mal ins Internet, Dirk?«
    »Wozu? Willst du rausfinden, wie viele Leute es gibt, die die Vornamen von Aposteln tragen?«
    »Nein. Ich möchte den Rest des Manuskripts entschlüsseln. Dann wird sich bestimmt herausstellen, dass das Ganze ein Hoax ist, eine Art Schabernack.«
    »Und wenn nicht?«, fragte Dirk. Sein Tonfall war anklagend, so als sei es Paulus selbst gewesen, der das Manuskript angefertigt hatte.
    »Wenn nicht, ist es wohl umso wichtiger, dass ich den Text entschlüssele«, sagte Paulus genervt.
    Dirk stand wortlos auf und verließ den Raum.
    Bevor Paulus ihm folgte, fragte er Mele: »Alles okay?«
    Sie nickte. »Tut mir leid. Du musst mich für hysterisch halten.«
    »Überhaupt nicht. Ist doch klar, dass du ein bisschen durcheinander bist, nach allem, was passiert ist.«
    Sie schüttelte den Kopf. »Das ist es nicht. Ich … ich mache mir Sorgen wegen des Manuskripts.«
    »Sorgen? Warum?«
    »Ich habe Angst davor, was darin steht.« Ihre Augen wurden glasig, dann rollte eine einzelne Träne über ihre Wangen.
    Paulus versuchte, aufmunternd zu lächeln. »Ich bin sicher, dass sich alles als ganz harmlos herausstellen wird!«

15.
Köln, Montag 16:35 Uhr
    Dirk erschien in Meles Tür. »Kommst du jetzt, oder was?«
    Während Paulus ihm folgte, dachte er über Meles Worte nach. Zugegeben, das Manuskript war tatsächlich ein bisschen unheimlich. Aber genau das war wohl auch die Absicht des Autors gewesen. Es wäre wirklich interessant, herauszufinden, wer es geschrieben hatte – und vor

Weitere Kostenlose Bücher