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Die achte Offenbarung

Die achte Offenbarung

Titel: Die achte Offenbarung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl Olsberg
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Mittelalter geklaut hat?«
    »Überlass das mir!«

24.
Hagen, Mittwoch 15:49 Uhr
    Die Konditorei Mauser lag in der Elberfelder Straße nahe dem Stadtzentrum von Hagen, einer grauen Industriestadt am Rand des Ruhrgebiets. Paulus parkte den Mietwagen, den sie sich in Köln genommen hatten, in einer Seitenstraße. Eine junge Verkäuferin holte Herrn Mauser aus der Backstube. Er war ein rundlicher, kahlköpfiger Mann mit einem freundlichen Lächeln und einem festen Händedruck, der auf den ersten Blick kaum Ähnlichkeit mit Dirk hatte.
    Mele stellte Paulus als Dirks Kommilitonen vor. »Vielen Dank, dass Sie sich die Zeit nehmen, Herr Mauser. Aber wir machen uns ernsthafte Sorgen.«
    Mausers Gesicht wurde ernst. »Kommen Sie!« Er führte sie hinter der Theke durch die Backstube in einen kleinen Nebenraum mit einem Tisch und vier Stühlen, in dem es nach kaltem Zigarettenrauch stank. »Darf ich Ihnen etwas anbieten?«
    »Nein, danke«, sagte Mele. »Wir wollen auch nicht lange bleiben. Sie sprachen von einer Ferienwohnung. Wo genau ist die?«
    »In Bruchhausen, einem Ortsteil von Olsberg im Sauerland. Dirk hat einen Schlüssel. Aber normalerweise sagt er vorher Bescheid, wenn er dorthin fährt.«
    »Wir haben Grund zu der Annahme, dass er dort ist«, sagte Paulus. »Er hat …«
    »Es ist nämlich so«, fiel ihm Mele ins Wort. »Wir haben uns gestritten. Und jetzt befürchte ich, dass er sich etwas antun könnte!«
    Der Konditor wurde bleich. Auch Paulus zuckte bei dieser unverfrorenen Behauptung zusammen.
    »Aber … wieso?«
    Mele hatte plötzlich Tränen in den Augen. »Ich … ich habe mit ihm Schluss gemacht.«
    Paulus wusste nicht so genau, ob er von ihrer Schauspielkunst beeindruckt oder angewidert sein sollte.
    »Mein Gott! Ich … meine Frau …«
    »Machen Sie sich keine Sorgen«, sagte Paulus, der fand, dass Mele entschieden zu weit gegangen war. »So schlimm ist es bestimmt nicht. Mele möchte sich bei ihm entschuldigen. Wir haben versucht, ihn anzurufen, aber er geht nicht ans Telefon. Ich denke, er will, dass wir nach ihm suchen, mehr nicht.«
    Mauser nickte. »Ja, das passt zu ihm. Er war immer ein ziemlich eigensinniges Kind. Nicht so wie seine Schwester.«
    »Er hat eine Schwester?«, fragte Mele. »Davon hat er mir nie etwas erzählt!«
    »Sie haben sie gerade kennengelernt, sie steht vorn an der Theke. Ich hatte mir immer gewünscht, dass Dirk den Laden hier übernimmt. Ist nichts Tolles so eine Konditorei, ich weiß, aber es ist ein anständiger Beruf, und man kann davon leben. Aber Dirk wollte immer mehr als das. Er hält sich wohl für einen Künstler oder so was.« Mauser schnaubte verächtlich. »Soll er machen, ist ja sein Leben. Nur schade, dass er uns so selten besucht. Meiner Frau bricht es das Herz, dass er sich nie meldet. Aber so sind sie, die jungen Leute.«
    »Haben Sie noch einen zweiten Schlüssel zu der Ferienwohnung?«, fragte Mele.
    Mauser nickte. »Natürlich.« Er holte seinen Schlüsselbund heraus und zog einen Schlüssel vom Ring. »Hier.Wenn etwas mit ihm sein sollte, sagen Sie mir bitte Bescheid. Ich würde ja mitkommen, aber ich kann den Laden hier jetzt nicht gut allein lassen.«
    »Das ist nicht nötig, Herr Mauser«, sagte Paulus. »Machen Sie sich keine Sorgen. Dirk geht es bestimmt gut.«
    Mauser nickte. »Ja. Er war immer ziemlich wehleidig. Der tut sich nichts an. Dafür hat er nicht den Mumm.«
    Paulus wusste nicht, was er von dieser Aussage halten sollte. Der Mann schien seinen Sohn für einen Feigling zu halten, war aber gleichzeitig damit unzufrieden, dass Dirk sein eigenes Leben leben wollte, statt diese armselige Konditorei in einer Nebenstraße einer hässlichen Großstadt zu übernehmen.
    »Vielen Dank, Herr Mauser.«
    »Ist okay. Bringen Sie mir den Schlüssel bitte zurück, wenn Sie mit Dirk gesprochen haben.«
    »Machen wir.«
    »Wenn Sie vielleicht noch ein Stück Kuchen möchten … Ich habe gerade Schwarzwälder Kirschtorte gemacht.«
    »Nein, danke. Wir machen uns besser gleich auf den Weg.«
    Sie verabschiedeten sich und verließen den Laden.
    »Sag mal, findest du nicht, du bist gerade ein bisschen zu weit gegangen?«, fragte Paulus, während er den Mietwagen in Richtung der Autobahn lenkte. »Wie kannst du einem Vater kaltblütig sagen, sein Sohn könnte sich etwas antun?«
    »Wir haben doch den Schlüssel, oder?«
    Paulus unterdrückte mühsam den Zorn in seiner Stimme. »Du denkst wohl, der Zweck heiligt die Mittel, was?«
    Überrascht stellte er

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