Die Achte Suende
die der Vatikan verwickelt ist, ein Objekt, für das die Kurie bei entsprechendem Verhandlungsgeschick ein Vielfaches der Summe zu zahlen bereit ist, die ich von Ihnen fordere.«
»Unsinn«, empörte sich Malberg, »Sie glauben doch nicht ernsthaft, dass ich Ihnen auf den Leim gehe. Wenn es so wäre, wie Sie sagen, dann mag die Frage erlaubt sein: Warum machen Sie das Geschäft nicht selbst?«
Umständlich ließ das Brandgesicht seine Waffe unter dem Sakko verschwinden. Malberg konnte sich des Eindrucks nicht erwehren, dass er das in diesem Augenblick nur deshalb tat, um Zeit zu gewinnen.
»Ich habe es versucht«, antwortete er schließlich, »aber der Versuch ist gescheitert. Wissen Sie, ich bin eher der Mann fürs Grobe. Ein konkreter Auftrag – ein Schuss, wenn’s hoch kommt, zwei –, und die Sache ist erledigt. Oder Einbruch – gezielte Beute – drei Tage Observierung und Planung – in fünfzehn bis zwanzig Minuten ist alles vorbei. Aber ein Hunderttausend-Dollar-Geschäft mit einem Kurienkardinal, das ist keine leichte Aufgabe für mich. Verstehen Sie?«
Während Brandgesicht redete, kam Malberg der Verdacht, der Typ könnte mit dem mysteriösen Autounfall von Kardinalstaatssekretär Philippo Gonzaga in Verbindung stehen. Waren die hunderttausend Dollar, die Gonzaga in der Plastiktüte mit sich führte, für Brandgesicht bestimmt gewesen?
Obwohl er nicht die geringste Lust verspürte, dunkle Geschäfte zu machen, und obwohl er dem Brandgesicht nur Misstrauen entgegenbrachte – der Schreck, als er die kalte Mündung der Waffe in seinem Rücken gespürt hatte, saß ihm noch tief in den Knochen. Zum Schein bekundete Malberg Interesse.
»Wissen Sie«, fuhr dieser fort, »wem das Schicksal so übel mitgespielt hat wie mir, für den zählt nur noch eines auf der Welt, und das ist Geld. Es ist völlig egal, wie Sie aussehen, wenn Ihre Brieftasche gefüllt ist. Die ganze Welt ist käuflich. Und das Sprichwort, Geld macht nicht glücklich, ist absoluter Quatsch. Dann müssten alle Armen glücklich sein.«
Malberg nickte abwesend. »Sie wollten mir sagen, worum es eigentlich geht«, bemerkte er schließlich.
Brandgesicht schüttelte den Kopf: »Nicht hier und nicht heute!«
»Natürlich nicht.« Der Vorschlag kam Malberg entgegen. »Aber Sie werden verstehen, ich kümmere mich erst um das Geld, wenn alle Fakten auf dem Tisch liegen.«
»Das habe ich nicht anders erwartet«, antwortete der Gebrandmarkte. »Man kann nicht vorsichtig genug sein. Die Welt ist schlecht. Ich schlage vor, wir treffen uns morgen um zehn.«
»Einverstanden. Und wo?«
»Vor Michelangelos Pietà im Petersdom gleich rechts am Eingang.«
»Wie bitte?«
»Sie haben mich schon richtig verstanden.«
Noch ehe Malberg seiner Verwunderung Ausdruck verleihen konnte, verschwand das Brandgesicht in Richtung Via dei Coronari.
Kapitel 37
Als Malberg in seine Unterkunft bei Barbieri zurückkehrte, erlebte er eine Überraschung. Barbieri hatte Besuch.
Caterina trug eine weiße Bluse und einen unverschämt kurzen Rock. Die Haare waren offen und die Lippen dezent geschminkt wie damals bei ihrem zweiten Treffen im Colline Emiliane an der Via degli Avignonesi. In dieser Aufmachung hatte sie ihn schon einmal beinahe um den Verstand gebracht.
»Es ist nicht, wie du denkst«, reagierte Barbieri auf Malbergs vorwurfsvollen Blick. »Sie wartete vor meiner Tür, als ich nach Hause kam.«
»Schon gut. Lasst euch nicht stören«, knurrte Malberg und machte auf dem Absatz kehrt.
Aber bevor er die Tür erreichte, holte Caterina ihn ein und stellte sich ihm in den Weg: »Du verdammter Sturkopf!«, sagte sie zornig. Dabei legte sie die Arme um seinen Hals und schob ein Bein zwischen die seinen. »Wie kann ich dich nur überzeugen, dass ich selbst von Paolo hintergangen wurde?«
Malberg spürte ihren warmen Körper, er schnupperte den Duft, den ihr offenes Haar verströmte, er wollte sie an sich ziehen, aber das Gefühl des Misstrauens war immer noch da. Eigentlich hätte er dringend einen Menschen gebraucht, dem er vertrauen konnte. Deutlich sah er das Verlangen in ihren dunklen Augen. Mein Gott, dachte er, wenn es eine Frau gibt, die mich auf andere Gedanken bringen kann, dann ist es Caterina. Marlene musste er endlich vergessen.
Nach außen gab sich Malberg abweisend. Er wandte den Blick ab und versuchte sich aus Caterinas Umklammerung zu lösen, obwohl ihm zum ersten Mal Zweifel kamen, ob er ihr nicht doch Unrecht tat.
»So hör doch wenigstens
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