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Die Achte Suende

Die Achte Suende

Titel: Die Achte Suende Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Philipp Vandenberg
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an, was Caterina dir mitzuteilen hat«, kam Barbieris Stimme aus dem Hintergrund.
    Widerwillig nahm Lukas am Küchentisch gegenüber Barbieri Platz. Caterina reichte ihm wortlos einen Zettel mit einer Anschrift am Lungotevere Marzio, keine schlechte Adresse zwischen Ponte Cavour und Ponte Umberto am linken Tiberufer.
    »Was ist das?«, fragte Malberg mit gespielter Ruhe.
    »Die neue Adresse von Signora Fellini«, erwiderte Caterina. »Von Paolo«, fügte sie beinahe schüchtern hinzu. »Er meinte, es täte ihm leid und er wolle wiedergutmachen, was er verbockt hat. Er will dir ehrlich helfen!«
    »Das wollte er schon einmal«, bemerkte Lukas aufgebracht.
    »Ich weiß. Er hat mir inzwischen gebeichtet, wie alles gelaufen ist. Paolo erfuhr, nachdem wir in Marlenes zugemauerter Wohnung gewesen waren, von einer Nachbarin der Signora Fellini, die zwei Häuser weiter wohnt, dass ihr von einem Unbekannten viel Geld geboten worden war für ihr Schweigen. Sie hatte in dem Haus an der Via Gora irgendwelche Beobachtungen gemacht, über die sie nicht sprechen sollte. Es muss eine respektable Summe gewesen sein, die der Signora geboten wurde. Immerhin reichte sie für eine Wohnung in bester Lage, und der Lebensstil der ehemaligen Hausbeschließerin änderte sich von einem Tag auf den anderen. Paolo gelang es, ich weiß nicht, wie, die neue Adresse der Signora ausfindig zu machen. Und dabei stieß er auf merkwürdige Zusammenhänge, Spuren, die in den Vatikan führen. Auf einmal wusste Paolo Dinge, die er nicht wissen durfte. Jedenfalls waren die von so großer Bedeutung, dass er nun seinerseits Forderungen stellte. Doch man wollte ihn mit einer lächerlichen Summe abspeisen. Bei der Geldübergabe durch Signora Fellini, die wir gemeinsam beobachtet haben, kam es zum Eklat.«
    Malberg schwieg.
    »Und wo ist Paolo jetzt?«, fragte Barbieri.
    »Ich weiß es nicht«, antwortete Caterina. »Wir redeten nur am Telefon. Er meinte, er würde verfolgt und müsse untertauchen. Lukas, er will dringend mit dir reden. Ich weiß, dass es dir schwerfällt, aber du musst ihm verzeihen!«
    Caterinas Worte versetzten Malberg in Rage: »Ach, so einfach stellt sich der feine Herr Bruder das vor: Entschuldigung, soll nicht mehr vorkommen. – Vielen Dank, ich komme schon allein zurecht. Ohne die Hilfe eines zweifelhaften Kleinkriminellen.«
    Malberg zerknüllte den Zettel und schleuderte ihn in die Ecke. Seine Nerven waren nicht die besten im Moment. Plötzlich sah er wieder die scheußliche Fratze von Brandgesicht vor sich. Es wurde ihm langsam alles zu viel.
    »Du bist verrückt!«, erregte sich Barbieri und hob das Papier auf. »Vielleicht kann Paolo uns wirklich weiterhelfen.« Und an Caterina gewandt: »Wo können wir Paolo erreichen?«
    Caterina schüttelte den Kopf. »Er machte nicht einmal eine Andeutung, wo er sich zurzeit aufhält. Ich glaube, er hatte Angst. Aber in den nächsten Tagen will er sich bei mir melden.«
    Giacopo sah Lukas vorwurfsvoll an: »Wenn du es ablehnst, mit Paolo zu reden, dann werde
ich
es tun.«
    »Ich kann dich nicht daran hindern«, erwiderte Malberg. Er erhob sich und schob den Stuhl unter den Küchentisch wie in einer billigen Vorstadtkneipe. »Du darfst nur nicht vergessen, eine respektable Summe Bargeld einzustecken. Denn ohne Geld geht bei Paolo, wie man weiß, gar nichts. Und jetzt entschuldigt mich. Ich muss dringend noch ein bisschen Luft schnappen.«
    Auf der Straße sog er die kühle Nachtluft in seine Lungen. Er fröstelte und schlug den Jackenkragen hoch. Planlos, die Hände in den Taschen, schlenderte er die Via Caio Cestio entlang und wandte sich in Richtung Porta San Paolo. Der klotzige Bau aus der Antike lag in fahles Scheinwerferlicht getaucht.
    In einer Bar um die Ecke nahm Lukas einen doppelten Grappa und kippte ihn in einem Zug hinunter. Er fühlte sich unwohl in seiner Haut. Der barsche Wortwechsel mit Caterina tat ihm leid. Er glaubte selbst nicht mehr, dass Caterina von Paolos Machenschaften gewusst hatte; aber er war zu stolz, das zuzugeben.

Kapitel 38
    Zehn Minuten vor der vereinbarten Zeit fand sich Malberg in St. Peter ein. Im blassen Kirchenlicht erschien die
Pietà
des Michelangelo beinahe unscheinbar, zumal sich eine Horde erlebnishungriger Touristen vor der Seitenkapelle drängte und gegenseitig die Sicht nahm.
    Mit ehrfürchtig gedämpfter Stimme erzählte eine bebrillte, in ein dunkelgraues Kostüm gekleidete Fremdenführerin unbestimmten Alters von Michelangelo. Mit einundzwanzig,

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