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Die Achte Suende

Die Achte Suende

Titel: Die Achte Suende Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Philipp Vandenberg
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Sicherheit und der Aufforderung, auf dem muffigen Sofa Platz zu nehmen.
    »Nur einen Schluck«, entschuldigte sich Caterina und nippte an dem übervollen Glas. Dann setzte sie sich. Mit einer gewissen Befriedigung beobachtete sie, wie die Fellini ihr eigenes Glas ebenfalls bis zum Rand füllte und zwei, drei kräftige Schlucke nahm.
    »Sie bezweifeln die Lauterkeit der Herren in der Kurie?«, fragte Caterina unverblümt.
    Die Signora machte eine abfällige Handbewegung, als wolle sie sagen: Wenn Sie wüssten!
    Durch Caterinas Gehirn schossen die unterschiedlichsten Gedanken. Wie konnte sie die Fellini zum Reden bringen? Ohne großes Zutun hatte sie in einem günstigen Augenblick anscheinend ihr Vertrauen gewonnen. Jetzt keine falsche Bemerkung. Dann wäre die Chance vertan. Innerlich zitterte Caterina vor Aufregung. Nach außen gab sie sich gelassen, nippte an ihrem Glas, ohne zu trinken, und sagte mitfühlend: »Sie scheinen viel durchgemacht zu haben, Signora!«
    Die Fellini blickte zu Boden und presste die Lippen aufeinander. »Ich möchte nicht daran erinnert werden«, bemerkte sie bitter.
    »Ich will Sie auch gar nicht bedrängen«, erwiderte Caterina. Sie erhob sich, als wollte sie gehen.
    »Bitte bleiben Sie!«, entgegnete die Fellini. Sie nahm erneut einen tiefen Schluck aus dem Rotweinglas. Dabei fiel ihr Blick auf das Blumengebinde auf dem Sessel gegenüber.
    Wie eine Löwin, die sich an ihre Beute heranschleicht, näherte sie sich den Blumen, packte sie und peitschte die Blütenkelche auf den Tisch, dass sie in Fetzen durch das Zimmer flogen. »Gonzaga soll sich seine Blumen in den Arsch stecken!«, rief sie wie von Sinnen und machte weiter, bis sie nur noch die leeren Stängel in Händen hielt.
    Caterina sah sie fassungslos an. Das Haar von Signora Fellini war zerzaust wie nach einem Kampf. Rinnsale von schwarzer Augenschminke rannen über ihre Wangen. Ihr Bademantel hing halb geöffnet an ihr herab. Doch es schien, als störe sich die Signora nicht weiter an ihrem jämmerlichen Erscheinungsbild. Sie nahm ihr Glas in die Hand und blickte von oben hinein wie in einen Spiegel. Dann trank sie es leer und knallte es auf den Tisch.
    »War wohl etwas heftig«, meinte sie, ohne die fremde Besucherin anzusehen.
    »Wenn es Ihnen gut tut«, erwiderte Caterina scheinbar verständnisvoll. »So ein Wutausbruch reinigt die Seele.«
    Mit dem Ärmel ihres Bademantels fuhr sich die Signora über das Gesicht. Ihr Aussehen verbesserte das in keiner Weise, im Gegenteil.
    »Sie hassen diesen Gonzaga«, bemerkte Caterina vorsichtig.
    Die Fellini ging zum Fenster und blickte in die Dunkelheit. Im trägen Wasser des Tibers spiegelten sich die Straßenlaternen des gegenüberliegenden Flussufers.
    »Gonzaga ist ein Teufel«, murmelte sie vor sich hin, »glauben Sie mir.«
    »Aber ist nicht
er
es, der Ihnen dieses Leben ermöglicht?«
    »Ja, aber das ist kein Widerspruch.« Sie wandte sich um und kam auf Caterina zu. Ihre hervorquellenden Augen und das verwischte Gesicht wirkten furchteinflößend. »Als Hausbeschließerin in der Via Gora war ich jedenfalls glücklicher. Hier fühle ich mich abgeschoben und gefangen in einem goldenen Käfig. Man hat mir jeden Kontakt zu meiner Vergangenheit untersagt, mehr noch, ich wurde zum Schweigen verurteilt. Allein unser Gespräch versetzt mich in Panik. Mir ist es strikt untersagt, mich mit irgendjemandem über das Geschehen der letzten Zeit zu unterhalten.«
    Caterina schüttelte kaum merklich den Kopf: Welche düsteren Geheimnisse mochte diese Frau mit sich herumschleppen?
    »Manchmal«, fuhr die Fellini fort, »sehe ich schon Gespenster. Ich fühle mich verfolgt, wenn ich durch die Stadt gehe, und schlage Haken wie ein flüchtender Hase. Das bringt mich noch an den Rand des Wahnsinns. Inzwischen weiß ich, dass meine Furcht nicht unbegründet ist.« Ihre Stimme drohte zu versagen, als sie laut und heftig ausrief: »Ich habe Angst, Angst, Angst!«
    Die Signora ließ sich in einen Sessel sinken und starrte vor sich hin.
    »Es geht mich ja nichts an«, bemerkte Caterina, um die Situation herunterzuspielen, »aber hinter Ihrer Angst steckt wohl dieser Gonzaga?«
    »Der feine Herr Kurienkardinal Philippo Gonzaga!« Die Signora lächelte zynisch. »Kein Mensch würde mir glauben, wenn ich mit meiner Geschichte an die Öffentlichkeit ginge.«
    In Dreiteufelsnamen, so reden Sie schon!, wollte Caterina sagen, aber sie hielt sich zurück. Schließlich meinte sie: »Sie sollten sich ein paar Tage

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