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Die Achte Suende

Die Achte Suende

Titel: Die Achte Suende Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Philipp Vandenberg
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misstrauisch.«
    »Ja, man kann nie vorsichtig genug sein«, erwiderte Caterina verständnisvoll, »allerdings hätte ich nie geglaubt, dass man mich für einen Einbrecher halten könnte.«
    »Eben. Mir kamen dann auch Zweifel. Entschuldigen Sie.«
    »Schon vergessen.«
    Im Salon, der von zwei Appliken spärlich beleuchtet wurde, überreichte Caterina das Blumengebinde. Sie hatte bewusst Lilien ausgewählt. Denn wenn es eine Blume gab, welcher der Duft des Klerikalen anhing, dann war es die Lilie.
    Keine Blume muss in der christlichen Ikonographie für so viele Dinge herhalten wie die Lilie. Weil das Mark des Lilienstängels wie frische Milch riecht, gilt sie als Symbol der jungfräulichen Mutterschaft. Und damit bedeutet sie auch so viel wie »Unschuld«.
    »Von wem, sagten Sie, stammen die Blumen?«, fragte die Signora mit schlecht gespielter Gleichgültigkeit.
    »Von einem gewissen Signor Gonzaga«, antwortete Caterina, »Sie wüssten schon!«
    »Ach, Gonzaga, ja natürlich!« Die Haltung, mit der Signora Fellini den Strauß in Empfang nahm, veriet nur allzu deutlich, dass sie vermutlich noch nie oder wenn, dann höchst selten, Blumen geschickt bekommen hatte.
    »Ich will Ihre kostbare Zeit nicht weiter in Anspruch nehmen«, bemerkte Caterina und machte Anstalten zu gehen. Ihr Plan ging auf.
    »Ich habe Zeit genug«, entgegnete die Signora. »Wissen Sie, ich lebe hier mutterseelenallein in der großen Wohnung. Zugegeben, ein vornehmes Haus in allerbester Lage, aber ich bin gerade umgezogen und kenne kaum jemanden in der Gegend. An Wochentagen treibe ich mich auf den Märkten der Stadt herum. Das bringt mich auf andere Gedanken. Früher, da war ich Hausbeschließerin, da war immer was los.«
    »Hausbeschließerin?« Caterina tat verwundert. Sie sah sich in dem riesigen Wohnzimmer um, in dem sich ein paar abgewohnte und nicht gerade geschmackvolle Möbel verloren.
    »Eine Erbschaft? Da kann man Ihnen nur gratulieren!«
    Signora Fellini nickte. »Nein, materielle Sorgen habe ich nicht. Aber –«, sie schien etwas durcheinander, »wie war der Name des Blumenspenders?«
    »Signor Gonzaga – wie der Kardinalstaatssekretär!« Caterina beobachtete jede Regung der Fellini.
    Sie schien zutiefst verunsichert, und wie eine schlechte Schauspielerin versuchte sie diese Unsicherheit zu überspielen: »Vielleicht stammen die Blumen ja von Kardinalstaatssekretär Gonzaga. Wäre doch möglich!«
    »Warum nicht, Sie kennen den Kardinalstaatssekretär persönlich?«
    »Und ob, das heißt nein, ich habe ihn nur kurz kennengelernt. Nein, eigentlich kenne ich ihn überhaupt nicht.«
    »Er soll ein ziemliches Ekel sein und knallhart, was die Belange der Kurie angeht.«
    »Da haben Sie wohl recht.«
    »Also ist Philippo Gonzaga Ihnen doch nicht ganz unbekannt.«
    Die Signora warf einen Blick auf den Blumenstrauß, den sie achtlos auf einen alten, abgewetzten Sessel gelegt hatte. »Natürlich kenne ich Gonzaga«, brach es plötzlich aus ihr heraus, »ich kenne ihn sogar viel zu gut!« Sie hatte die Worte kaum ausgesprochen, da erschrak sie vor ihrer eigenen Mitteilsamkeit: »Ach, vergessen Sie’s, ich rede zu viel. Ich will Sie nicht weiter mit meinen Problemen belästigen.«
    »Problemen? Entschuldigen Sie, Signora, Sie leben hier in einer feudalen Wohnung in einer der besten Adressen von Rom. Wirklich, ich beneide Sie! Wenn Sie sich aus dem Fenster lehnen, haben Sie die Engelsburg und den Vatikan vor sich, und da reden Sie von Problemen! Ich bin übrigens Margarita Margutta.« Caterina streckte ihre Hand aus.
    »Ein schöner Name.« Signora Fellini schüttelte ihr die Hand.
    »Finde ich auch«, antwortete Caterina und dachte: In Anbetracht der Tatsache, dass ich den Namen auf die Schnelle erfunden habe, klingt er wirklich nicht schlecht.
    »Sie können sich vermutlich nicht vorstellen«, holte die Signora aus, »dass der Blick auf den Vatikan eher deprimierend als begeisternd ist.«
    »Ehrlich gesagt, das kann ich beim besten Willen nicht nachvollziehen. Die Silhouette von St. Peter ist einer der bekanntesten und erhebendsten Anblicke von ganz Italien.«
    »Das mag ja sein«, erwiderte Signora Fellini, »aber das bedeutet nicht zwangsläufig, dass die Vorgänge innerhalb der Mauern ebenso erhebend sind. Wollen Sie auch einen Schluck?«
    Ohne eine Antwort abzuwarten, ging die Fellini zu einem Tisch, auf dem eine Flasche Rotwein stand, nahm ein Glas und goss es beinahe bis zum Rand voll. Dann reichte sie es Caterina mit erstaunlicher

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