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Die Achte Suende

Die Achte Suende

Titel: Die Achte Suende Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Philipp Vandenberg
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Urlaub gönnen! Auf Sizilien ist es noch warm um diese Jahreszeit.«
    »Urlaub! Als ich noch eine einfache Hausbeschließerin war, konnte ich mir keinen Urlaub leisten. Wer hätte meine Arbeit verrichtet? Heute, wo ich mir Urlaub leisten könnte und sogar über genügend Zeit verfüge, darf ich es nicht. Es ist mir untersagt, Rom zu verlassen. Dann stünde ich ja nicht mehr unter Gonzagas Kontrolle.«
    »Und Sie haben noch nie versucht, aus Ihrem unsichtbaren Gefängnis auszubrechen?«
    Die Signora schlug die Hände zusammen. »Da unterschätzen Sie die Macht Gonzagas. Ich würde nicht weit kommen. Gonzaga hat überall seine Leute.«
    »Wie kam die Beziehung zu Kardinalstaatssekretär Gonzaga denn überhaupt zustande?«, erkundigte sich Caterina vorsichtig.
    »He, was denken Sie von mir«, entrüstete sich Signora Fellini. »Sie glauben doch nicht etwa, ich hätte etwas mit dem kahlköpfigen Ungeheuer gehabt. Da sei Gott vor. Klar, so ein Kardinal hat auch seine Bedürfnisse – Zölibat hin oder her. Aber wenn, dann sucht er sich schon etwas Besseres aus als eine Hausbeschließerin, die ihre besten Jahre hinter sich hat.«
    »So war das nicht gemeint«, entschuldigte sich Caterina. »Ich wollte Sie nicht beleidigen.«
    »Schon gut, schon gut.« Die Zunge der Signora wurde schwerer und schwerer, und Caterina hatte Mühe, sie zu verstehen, als sie jetzt sagte: »Als Concierge bekommt man einiges mit, müssen Sie wissen. Manchmal mehr, als einem lieb ist. Es war nicht die Neugierde, wenn bei mir die Tür von früh bis spät offen stand. Aber eine anständige Hausbeschließerin sollte immer den Überblick haben, wer sich im Haus aufhält. Und natürlich fiel mir der schwarz-grau gekleidete Kahlkopf auf, der regelmäßig sonntags vorbeikam und eine penetrante Duftwolke hinter sich herzog. Er blickte stur geradeaus und hielt für gewöhnlich die Nase nach oben wie ein Mann von altem römischem Adel. Selbst wenn ich den Kopf durch die Tür steckte, schenkte er mir keine Beachtung, von einem ›Buona sera, Signora‹ ganz zu schweigen. Nein, der Kerl hatte keine Manieren, auch wenn er sehr vornehm tat und eine gewisse Unnahbarkeit ausstrahlte. Für mich war von Anfang an klar, dass es sich bei dem Kahlkopf nur um einen Pfaffen handeln konnte. Dass es sich allerdings um einen Kardinal, sogar um den Kardinalstaatssekretär handelte, das erfuhr ich erst später und unter grauenvollen Umständen.«
    Caterina spielte die Ahnungslose: »Und was wollte der Kardinal bei Ihnen in der Via Gora?«
    Die Signora leerte den Rest der Flasche in ihr Glas, nahm einen Schluck und begann mit einem hämischen Grinsen: »Im fünften Stock des Hauses, für das ich verantwortlich war, lebte eine feine Dame. Nicht, was Sie jetzt meinen, Signorina, eine wirkliche Dame! Sie stammte aus Schweden oder Deutschland, jedenfalls hoch aus dem Norden. Ich glaube, sie war eine Studierte, aber wovon sie lebte, ist mir nie klar geworden. Sie ging auch keiner geregelten Arbeit nach. Ihr Name war Ammer.«
    Mit zittrigen Händen klammerte sich Caterina an ihr noch immer übervolles Glas. Es fiel ihr nicht leicht, ihre Aufregung zu verbergen. »Und diese Frau aus dem fünften Stock bekam tatsächlich Besuch vom Kardinal? Wie aufregend.« Caterina gab sich beeindruckt.
    »Der Kardinal kam so regelmäßig wie das Amen in der Kirche.«
    »Vielleicht zu wissenschaftlichen Studien? Oder war er gar mit ihr verwandt?«
    »Dass ich nicht lache! Frisch rasiert und parfümiert und mit einem Blumenstrauß in der Hand? Das sollen mir schöne Studien gewesen sein!«
    Caterina tat erstaunt. »Trotzdem sagten Sie, Marlene Ammer sei keine
puttana
gewesen, sondern eine Dame!«
    »Ein brünftiger Kardinal macht noch keine Nutte!«, erwiderte die Fellini, während sie mit der Rechten die leere Flasche umklammerte. Plötzlich hielt sie inne und starrte Caterina mit weit aufgerissenen Augen an. »Sagten Sie
Marlene
Ammer?« Ihre Stimme klang verwaschen, leise und bedrohlich.
    »Ja, Marlene Ammer«, wiederholte Caterina.
    »Woher kennen Sie ihren Namen?«
    Caterina hätte sich am liebsten auf die Zunge gebissen. Wie hatte sie nur so dumm sein können. »Sie waren es doch, die den Namen erwähnte!«, sagte sie schließlich.
    »Iiich? So ein Quatsch. Sie glauben wohl, Sie haben eine besoffene Alte vor sich, der Sie alles erzählen können. Wer sind Sie, und was wollen Sie?«
    »Ich habe nur die Blumen überbracht, sonst nichts!« Caterina wurde heiß und kalt. Sie hatte alles so gut

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