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Die Achte Suende

Die Achte Suende

Titel: Die Achte Suende Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Philipp Vandenberg
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konnte sie ihr helfen?
    Caterina erhob sich, trat ans Fenster und blickte auf die menschenleere Via Pascara. Nichts Verdächtiges war zu erkennen, keine finsteren Gestalten, die auf der Straße herumlungerten.
    »Wie ist es Ihnen gelungen, Ihre Aufpasser abzuschütteln?«, fragte sie gegen die Fensterscheibe.
    »Durch den Hinterhof über die Mülltonnen und ein Garagendach, von dem ich in das Mietshaus einer Parallelstraße flüchtete.« Signora Fellini zupfte an ihrer ramponierten Kleidung. »Ich glaube, man sieht es mir an.«
    Minutenlang behielt Caterina die nächtliche Straße im Blick. Sie spürte eine merkwürdige, beunruhigende Atmosphäre. Nach allem, was bisher geschehen war, musste sie damit rechnen, dass Signora Fellini ihr – ohne es zu wollen – Gonzagas Männer auf den Hals hetzte. Sie presste die Stirn gegen die kühle Scheibe. Was sollte sie tun?
    Malberg! Sie musste mit Lukas reden. Caterina brauchte seinen Rat.
    »Und was haben Sie sich jetzt vorgestellt?«, fragte Caterina in die Nacht.
    Als sie auch nach längerem Warten keine Antwort bekam, drehte sie sich um.
    Die Wohnungstür stand offen. Signora Fellini war verschwunden.

Kapitel 55
    Achille Mesomedes strahlte hinter seinem Schreibtisch übers ganze Gesicht wie ein Triumphator, dem ein großer Sieg gelungen ist. Der junge Staatsanwalt bot Caterina einen Platz an und kam ohne Umschweife zur Sache.
    »Ich habe Sie vorgeladen«, begann er von oben herab und etwas gönnerhaft, »weil Sie die Erste sein sollen, die davon erfährt. Ich darf doch mit Ihrer Diskretion rechnen?«
    Schon am Telefon hatte sich Mesomedes ziemlich geheimnisvoll gegeben, weshalb er sie in sein Büro bei der Staatsanwaltschaft einbestellte. »Wollen Sie mir nicht endlich sagen, worum es geht?«
    »Burchiello ist tot. Herzinfarkt.«
    »Oberstaatsanwalt Giordano Burchiello?«
    »Seine Sekretärin fand ihn heute Morgen an seinem Schreibtisch sitzend, die Augen gen Himmel verdreht. Die Schreibtischlampe brannte noch. Es muss gestern am späten Abend passiert sein.«
    »Das ist sehr bedauerlich, Dottor Mesomedes; aber ich kannte Oberstaatsanwalt Burchiello überhaupt nicht. Und um mir das mitzuteilen, lassen Sie mich in Ihr Büro kommen?«
    »Nicht deshalb«, grinste Mesomedes überheblich. »Sie werden es gleich begreifen. Auf dem Schreibtisch des toten Oberstaatsanwalts lag diese Akte!«
    Caterina nahm die Akte mit der Aufschrift »Streng geheim« und begann darin zu blättern, neugierig zuerst und langsam. Dann aber, als sie die Brisanz des Inhalts erkannte, immer hektischer. Kurz blickte sie auf und sah Mesomedes unsicher an, als wolle sie etwas fragen.
    Doch der kam ihrer Frage zuvor: »In dieser Akte«, begann er sachlich, »befinden sich alle Antworten auf die Fragen, die sich im Zusammenhang mit dem Tod Marlene Ammers gestellt haben.«
    »Aber das ist doch nicht möglich!«
    »Ist es
doch
!« Mesomedes nahm Caterina die Akte aus der Hand. »Offensichtlich hatte Burchiello, ein alter Hase in dem Geschäft, schon früh erkannt, dass Gonzagas Geheimhaltetaktik eines Tages platzen würde, und auf eigene Faust weiterermittelt. Es gab einfach zu viele Mitwisser, deren Schweigen der Kardinalstaatssekretär teuer erkauft hatte. In der Akte …« – Mesomedes blätterte hastig in den Unterlagen – »… hier, findet sich sogar eine formlose Notiz: ›Fünfzigtausend Euro erhalten, Giordano Burchiello‹. Staatsanwälte werden nicht gerade so fürstlich entlohnt, dass sie fünfzigtausend Euro bar auf die Hand nicht in Versuchung bringen könnten.«
    »Wie es scheint, plagte den Oberstaatsanwalt jedoch ein schlechtes Gewissen. Es plagte ihn sogar so sehr, dass sein Herz nicht mehr mitspielte.«
    »So war es. Burchiello hatte seinem Körper nicht viel mehr als den Gang zur nächsten Trattoria zugemutet. So etwas rächt sich in Verbindung mit psychischer Belastung.«
    Caterina zögerte. »Was mich interessieren würde«, begann sie umständlich, »geht aus der Akte auch hervor, wer auf die Marchesa geschossen hat?«
    »Allerdings. Zwar ist der Mörder nicht namentlich genannt, aber es geschah im Auftrag von Gonzaga.«
    »Der Kardinal ist wirklich der Teufel in Purpur. Bei aller Abneigung – diesen Mann hat die Kirche nicht verdient.«
    »Bei Gott nicht!«
    »Dann hat Gonzaga wohl auch diesen Brandgesicht auf dem Gewissen? Gibt die Akte darauf eine Antwort?«
    Mesomedes nickte bedächtig. »Das wird Sie vielleicht am meisten überraschen. Selbst Gonzaga, dieser Teufel, hatte

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