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Die Achte Suende

Die Achte Suende

Titel: Die Achte Suende Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Philipp Vandenberg
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Marchesa Falconieri mit ihrem Hinweis bezweckt haben könnte?
    Also antwortete er. »Für einen Mann wie mich, der sich mit alten Büchern beschäftigt, gehört die Apokalypse schlechthin zur Allgemeinbildung.«
    Die Antwort traf ins Schwarze.
    Jedenfalls nickte Anicet anerkennend. »Leute wie Sie«, meinte er nach kurzem Überlegen, »sind wie geschaffen für unsere Bruderschaft. Sie sollten darüber nachdenken.« Dann winkte er den Ober herbei und verlangte nach der Rechnung.
    Im selben Augenblick summte Malbergs Mobiltelefon in der Jackentasche.
    »Entschuldigen Sie mich«, sagte er, stand auf und eilte aus dem Lokal auf die Straße.
    Caterina meldete sich am Telefon.
    Malberg unterbrach sie: »Ich kann jetzt nicht sprechen. Verzeih. Ich rufe in zehn Minuten zurück«, beendete er das Gespräch.
    Als er in das Lokal zurückkehrte, war Anicets Platz leer.
    Einen Augenblick lang war Malberg irritiert. Aber nur einen Augenblick lang.

Kapitel 54
    Es war gegen zweiundzwanzig Uhr. Im Fernsehen lief gerade auf Rai Uno eine der unsäglichen TV-Shows mit leicht bekleideten Mädchen und einem dümmlichen Moderator mit Halbglatze, als jemand an der Tür Sturm klingelte. Caterina blickte auf die Uhr. Um diese Zeit?
    »Ja bitte?«, fragte sie durch die geschlossene Tür.
    »Signora Fellini«, kam die Antwort. »Ich muss Sie dringend sprechen!«
    »Sie hätte ich zuallerletzt erwartet«, sagte Caterina, während sie die Sperrkette beiseiteschob und die Tür öffnete. Sie erschrak. »Um Gottes willen, was ist passiert?«
    Die Frau, die seit Kurzem teure Kleider trug und Handtaschen aus der Via Condotti, machte einen heruntergekommenen Eindruck. Keine Frage, sie hatte wieder getrunken. Ihr Gesicht war verschmiert. Wirr hingen ihr die Haare ins Gesicht. Sie rang nach Luft.
    »Gestern am Flughafen«, stammelte sie in abgehackten Worten, »Sie haben mich doch erkannt?«
    »Ja. Was war da los? Aber kommen Sie doch erst einmal herein!«
    Im Wohnzimmer schob Caterina der unerwarteten Besucherin einen Stuhl hin. »Ich hatte den Eindruck, dass Sie einer der Männer mit einer Waffe bedrohte. Jedenfalls sah es nicht so aus, als ob Sie den Kerlen freiwillig gefolgt wären.«
    Zusammengesunken wie ein Häufchen Elend und mit den Tränen kämpfend nickte die Signora. »Ich wollte weg. Einfach weg. Egal wohin. Ich dachte, ich könnte mir ein Last-MinuteTicket kaufen, in den nächsten Flieger steigen und alles hinter mir lassen. In der Hektik ist mir entgangen, dass ich schon auf dem Weg zum Flughafen von zwei Männern verfolgt wurde. Gerade als ich den Passagierbereich betreten wollte, hakten sich plötzlich zwei Männer bei mir unter. Der eine sagte leise: ›Aber, aber, Signora, gefällt es Ihnen denn nicht mehr bei uns? Sie können doch nicht einfach abhauen. Das ist ganz und gar gegen alle Vereinbarungen. Das wissen Sie!‹ Der andere drückte mir von der Seite den Lauf einer Pistole in die Rippen. Er sagte kein einziges Wort, aber ich fasste seine Haltung durchaus als Drohung auf. Haben Sie schon mal einen Pistolenlauf auf den Rippen gespürt?«
    »Gott bewahre. Ich glaube, mir bliebe das Herz stehen.«
    »Das glaubte ich anfangs auch. Aber es blieb einfach nicht stehen. Im Gegenteil, es schlug wie verrückt, dass mir die Ohren dröhnten wie eine Kirchenorgel.«
    »Kannten Sie die Kerle?«
    »Nein, jedenfalls nicht dem Namen nach. Aber dass sie in Gonzagas Auftrag handelten, daran gibt es für mich keinen Zweifel. Der eine hat sich nämlich verraten, als er sagte, meine Flucht sei gegen alle Vereinbarungen.«
    »Das verstehe ich nicht. Was heißt das: gegen alle Vereinbarungen?«
    Signora Fellini strich sich die Haare aus dem Gesicht und hielt den Blick starr auf den Boden gerichtet. Nach einer Weile sagte sie: »Ich habe Angst, furchtbare Angst.«
    »Ja, ich verstehe«, erwiderte Caterina. Sie erhob sich und holte eine Flasche Amaretto aus dem Kühlschrank. Die Signora, dachte sie, verspürt ein Mitteilungsbedürfnis wie nie zuvor. Vermutlich bedarf es nur eines kleinen Anstoßes, um sie zum Reden zu bringen.
    Sie füllte zwei Gläser fast bis zum Rand. Eines schob sie der Fellini zu. »
Salute!
«, sagte sie, ohne die Signora anzusehen.
    Die Signora nahm das Glas und kippte es in einem Zug hinunter.
    Caterina rückte näher. »Was meinten die Kerle, als sie sagten, das sei gegen alle Vereinbarungen?«
    »Na ja«, begann die Fellini zögernd, »da ist dieser gottverdammte Vertrag!«
    »Mit Kardinalstaatssekretär Gonzaga?«
    Die Signora

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