Die Achte Suende
ändern?« Sie schien irgendwie enttäuscht.
»Ich glaube, das ist nicht die passende Gelegenheit für ein reumütiges Geständnis. Aber wenn Sie wollen, entschuldige ich mich.«
»Nicht nötig«, erwiderte Caterina schnippisch. Dann fügte sie ernst hinzu: »Der Staatsanwalt hat Marlenes Leiche freigegeben. Ich habe durch Zufall erfahren, dass sie heute um vierzehn Uhr auf dem Cimitero Campo Verano beerdigt werden soll.«
»Das geht alles sehr schnell. Finden Sie nicht?«
»
Zu
schnell. Ich werde auf jeden Fall dort sein und das Geschehen aus der Ferne beobachten.«
»Sie glauben doch nicht im Ernst, auf dem Friedhof Marlenes Mörder zu finden.«
»Nein, das bestimmt nicht! Es interessiert mich einfach, was dort abläuft. Im Übrigen lernt man auf Beerdigungen die interessantesten Leute kennen.«
Caterinas Worte klangen ziemlich ironisch, oder bildete er sich das nur ein?
»Ich würde auch ganz gerne als Beobachter dabei sein«, sagte Malberg nach einer nachdenklichen Pause. Er blickte auf die Uhr. Es war kurz vor eins. »Wo, sagten Sie, findet die Beerdigung statt?«
»Auf dem Campo Verano. Das ist bei San Lorenzo fuori le mura. Dann sollten Sie sich allerdings jetzt auf den Weg machen. Ich erwarte Sie in der Nähe des Haupteingangs.«
Mit dem Taxi musste Malberg die ganze Innenstadt durchqueren. Vorbei an der Stazione Termini, wo sich der Mittagsverkehr staute, gelangte er nach etwa einer Stunde zum angegebenen Treffpunkt.
Vor dem Cimitero drängten sich viele Menschen. Die Beerdigungen fanden im Halbstundentakt statt. Caterina war sichtlich nervös. Malberg konnte sich ihre Unruhe nicht erklären.
»Ich muss Ihnen etwas zeigen«, sagte sie und hakte sich bei Malberg unter.
Neben dem Haupteingang gab es eine Tafel, auf der alle Beerdigungen des Tages aufgeführt und die Grabstellen bezeichnet waren.
»Fällt Ihnen etwas auf?«, fragte Caterina, während Malberg auf der Liste nach Marlenes Namen suchte.
Malberg nickte. »Sind Sie sicher, dass wir hier richtig sind?«
Mit dem Zeigefinger deutete Caterina auf einen Eintrag: Vierzehn Uhr Sconosciuto, 312 E.
»Unbekannt?« Malberg sah Caterina fragend an. »Warum unbekannt?«
»Irgendjemand scheint daran interessiert zu sein, den letzten Weg von Signora Marlene Ammer zu verheimlichen. Kommen Sie!«
312 E lag im hinteren Teil des Cimitero. Vorbei an pompösen Mausoleen einflussreicher römischer Familien gelangten sie nach einem längeren Fußmarsch durch eine Wüste von Grabsteinen zu dem genannten Areal.
Caterina hielt Malberg am Ärmel fest. »Da!«
Einen Steinwurf entfernt sah man ein Dutzend vornehmer, in Schwarz gekleideter Männer vor einer offenen Grabstelle stehen. Ein Padre im Chorrock, flankiert von zwei Weihrauch schwingenden Ministranten, redete salbungsvoll. Aus der Entfernung waren seine Worte nur schwer verständlich.
Was sie im Schutz eines Grabsteins hörten, klang wie: »… Sie war kein schlechter Mensch, auch wenn es den Anschein haben mag … War nicht Maria Magdalena, die Sünderin, die treueste Gefährtin unseres Herrn … Wer von euch ohne Schuld ist, der werfe den ersten Stein …«
Aus dem Augenwinkel nahm Malberg wahr, wie Caterina eine Kamera aus der Tasche zog und eine neue Speicherkarte einlegte. Dann fuhr sie das Objektiv heraus und schoss in kurzem Abstand mehrere Bilder.
»Fragen Sie mich bitte nicht, warum ich das tue«, flüsterte sie, um Malbergs Frage zuvorzukommen.
Der musterte jeden einzelnen der Trauergäste. Plötzlich wurde es unruhig. Zwei der vornehmen Herren prügelten aufeinander ein.
»Ich fass es nicht«, sagte Malberg. »So etwas hab ich auch noch nicht gesehen.«
»Das Beste wird sein, wir verschwinden, ehe uns jemand bemerkt.«
Caterina wandte sich um und erstarrte: Vor ihnen stand ein baumlanger Kerl im dunklen Anzug, eine durchaus gepflegte Erscheinung mit einem kantigen Gesicht und drohendem Blick.
Blitzschnell ließ Caterina die Kamera hinter dem Rücken verschwinden.
»Ich möchte, dass Sie sofort Ihre Aktivitäten einstellen«, sagte der Schwarzgekleidete mit einer hohen Stimme, die so gar nicht zu seiner äußeren Erscheinung passte.
»Ich weiß nicht, wovon Sie reden«, entgegnete Caterina, die als Erste die Fassung wiedergewonnen hatte.
»Das hier ist eine rein private Angelegenheit«, bekräftigte der Schwarzgekleidete, »ich möchte nicht, dass dabei fotografiert wird. Also geben Sie mir die Speicherkarte!«
Caterina zögerte. Nach einem Blick auf Malberg, der zustimmend
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