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Die Achte Suende

Die Achte Suende

Titel: Die Achte Suende Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Philipp Vandenberg
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Angst gehabt hätte, das Haus zu verlassen! Er fühlte sich ziemlich sicher, und er glaubte keine Spuren hinterlassen zu haben, welche die Polizei auf seine Fährte hätten bringen können.
    Caterinas Wohnung bestand aus zwei Zimmern, einer Küche und einem altmodischen Badezimmer mit einer noch altmodischeren Dusche, die in eine Mauernische eingelassen war. Zwei Fenster des Wohnzimmers und eines von Caterinas Schlafzimmer zeigten zur Straße. Ein Küchen-und das Badfenster gingen in einen Innenhof, der am Vormittag von geschwätzigen Matronen und am Nachmittag von lärmenden Kindern bevölkert wurde. Die Einrichtung erinnerte an Versandhaus-Kataloge – von einem klotzigen schwarzen Sekretär aus dem neunzehnten Jahrhundert einmal abgesehen.
    Das alles war nicht gerade dazu angetan, seine miese Stimmung zu heben, und so setzte sich Malberg an den klotzigen Sekretär, stützte den Kopf auf seine Hände und dachte nach. In aller Ruhe ließ er das, was seit dem Mord an Marlene passiert war, noch einmal an sich vorüberziehen. Im Sternzeichen der Jungfrau geboren, den Löwen im Aszendent, war Malberg es gewöhnt, die Dinge nüchtern zu analysieren und entsprechend zu handeln. Aber so sehr er auch nach dem Schlüssel suchte, nach dem Detail, welches das Geschehen der letzten Tage erklärte, seine Gedanken landeten immer wieder in einer Sackgasse. Malberg hatte das Gefühl, als drehte er sich im Kreis.
    Welche Rolle spielte Kardinalstaatssekretär Philippo Gonzaga in Marlenes Leben? Oder noch besser: für Marlenes Tod? Warum die heimliche, anonyme Beerdigung? Warum wurde Marlenes Wohnung zugemauert wie ein Mausoleum? Warum sollte ihre Vergangenheit einfach ausgelöscht werden?
    Warum? Warum? Warum?
    Plötzlich begann Malberg auf einem Blatt Papier den Grundriss von Marlenes Wohnung zu skizzieren – so wie er ihn im Gedächtnis hatte. Mit unsicheren Strichen zeichnete er den Treppenabsatz, die große Eingangstür zur Wohnung, das Badezimmer, in dem er Marlene aufgefunden hatte, und die Eingangstür zum Dachboden. Malberg hielt inne.
    Seine Skizze mochte den tatsächlichen Abmessungen vielleicht nur nahe kommen. Dennoch stellte er sich die Frage, ob es zwischen Marlenes Salon und dem Dachboden nicht einen weiteren Raum oder eine Verbindungstür geben musste. Verständlicherweise hatte er sich bei seinem ersten Besuch für alles andere als den Grundriss der Wohnung interessiert. Und als er das Haus zum zweiten Mal aufsuchte und den Dachboden inspizierte, war ihm in dem Wirrwarr von Gerümpel und altem Mobiliar nur ein scheußlicher Kleiderschrank aus der Zeit Vittorio Emanueles im Gedächtnis geblieben.
    Den ganzen Tag über, den er grübelnd in der fremden Umgebung verbrachte, rang Malberg mit sich, ob er das Haus, in dem Marlenes Wohnung wie vom Erdboden verschluckt schien, noch einmal aufsuchen sollte. Denn dass hinter dem Zumauern der Wohnung und dem Verschwinden der Hausbeschließerin der Plan steckte, alle Spuren, die an Marlene erinnerten, zu beseitigen, das stand für Malberg fest.
    Allerdings fand er keine Antwort auf die Frage, wie er unbemerkt in das Haus und auf den Dachboden gelangen sollte. Jedenfalls durfte er unter keinen Umständen entdeckt werden. Er durfte kein Risiko eingehen.
    Caterina schien sich zu verspäten, und weil Malberg wenig Lust hatte, mit Paolo, der wahrscheinlich gleich zurückkehrte, in der Wohnung allein zu sein, ging er auf die Straße, kaufte sich eine Zeitung und ließ sich unter der Markise einer kleinen Trattoria nieder.
    Lustlos blätterte er im Tagesgeschehen der Gazette und trank einen Campari. Mit einem Mal hatte er das Gefühl, beobachtet zu werden. Ein Kerl mittleren Alters, mit sonnenverbranntem Gesicht und kurz geschorenen gräulichen Haaren, musterte ihn mit zusammengekniffenen Augen. Er machte einen leicht heruntergekommenen Eindruck und trank einen Macchiato nach dem anderen.
    Obwohl durchaus nicht unsympathisch, wirkte der Fremde auf Malberg irgendwie verdächtig. Gewiss, seine Nerven waren nicht die besten, dazu hatte sich in letzter Zeit zu viel ereignet; außerdem musste er damit rechnen, dass nicht nur die Polizei nach ihm fahndete. Betont lässig winkte er den Cameriere herbei, beglich seine Rechnung und wollte gerade aufbrechen, als der Fremde sich erhob und auf ihn zutrat.
    »Scusi, Signore«, sagte der Mann und nahm ihm gegenüber an dem Tisch Platz. »Ich will nicht aufdringlich sein.«
    »Kennen wir uns?«, fragte Malberg mit gespielter Gleichgültigkeit.
    Der

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