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Die Achte Suende

Die Achte Suende

Titel: Die Achte Suende Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Philipp Vandenberg
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hat dieser Anbau aus Quadersteinen die Form eines großen D. Spötter veranlasste dies zu der Bemerkung, dies sei die Abkürzung von Diabolo, was nichts anderes bedeutet als Teufel.
    John Duca, wie stets dezent in grauen Flanell gekleidet und beschlipst mit silbergrauer Krawatte, galt als knallharter Banker. Im Gegensatz zu seinen Vorgängern ging ihm der Ruf absoluter Seriosität voraus, eine Reputation, die durchaus nicht selbstverständlich war in diesem Gewerbe. Dabei hatte er diesen Beruf nie studiert, schon gar nicht praktiziert, sondern seine Aufgabe von heute auf morgen übernommen und den Vatikanstaat, der 2002 noch 13,5 Millionen Euro Verlust machte, binnen Jahresfrist zu einem gewinnträchtigen Unternehmen zurückgeführt. Seither galt John Duca als Wundertäter und Aspirant für die Ehre der Altäre, wie die Heiligsprechung dezent umschrieben wird.
    »Verstehen Sie mich recht«, Duca trat dem Kardinalstaatssekretär gegenüber, »es geht mir nicht um die Summe, welche Sie Ihrem Geheimetat entnommen haben. Dafür werden Sie eine Erklärung finden oder auch nicht. Ich frage Sie vielmehr, ob Ihr Geschäftsgebaren in der Öffentlichkeit nicht böse Erinnerungen wachruft.«
    Gonzaga wandte sich ab. Seine Halskrause zwang ihn dabei zu einer Haltung, die an eine Holzfigur erinnerte.
    »Meinen Sie, ich mach so etwas extra«, geiferte der Kardinalstaatssekretär. »Vielleicht war der Unfall die göttliche Vorsehung.«
    John Duca zog die Stirn in Falten, und seine Lippen wurden schmal. »Excellenza, es hat über zehn Jahre gedauert und großen Einsatz erfordert, um das dunkle Finanzgebaren der Kurie vergessen zu machen. Vielleicht darf ich daran erinnern, dass ich dazu einen nicht geringen Anteil beigetragen habe!«
    Der Kardinalstaatssekretär warf Duca einen verächtlichen Blick zu, als wollte er sagen: Sie? Ausgerechnet Sie?
    Jedenfalls fasste ihn Duca so auf, und er fuhr fort: »Oder haben Sie schon vergessen, was uns der unglückselige Monsignor Paul Marcinkus aus Chicago, wo auch Al Capone herkam, eingebrockt hat? Oder der Mafioso Michele Sidona aus Patti bei Messina? Papst Paul VI., der Geld bekanntlich hasste wie die Sünde, vertraute dem Geldwäscher des New Yorker Gambino-Clans so viel Geld an, dass man damit St. Peter einreißen und wieder aufbauen hätte können.«
    »Schweigen Sie, ich will das nicht mehr hören!« Gonzaga fuhr sich nervös über die feuchte Glatze, und ein leichter Schweißgeruch erfüllte den Raum.
    »Wollen Sie mich daran hindern, die Wahrheit auszusprechen?«, gab Duca lautstark zurück. »Es ist kein Geheimnis: Die Päpste haben es noch nie verstanden, mit Geld umzugehen. Und die, welche das wussten, haben immer den falschen Beratern vertraut. Nachdem Michele Sidona in den siebziger Jahren des vergangenen Jahrhunderts von Staats wegen aus dem Verkehr gezogen wurde, vertraute Marcinkus sich und die Millionen der Kurie dem nicht weniger zwielichtigen Roberto Calvi an, der Banco Ambrosiano in Milano leitete und Anleger um 1,4 Milliarden Dollar prellte. Wir wissen alle, wie das Abenteuer ausging. Calvi wurde in London unter der Blackfriars Bridge erhängt aufgefunden. Michele Sidona segnete nach einem schmackhaften Mittagessen im Gefängnis von Voghera das Zeitliche, weil seine Pasta mit Rattengift gewürzt war. Und Monsignor Marcinkus? Der avancierte zum Kardinal. Doch der Purpur ließ bei ihm nicht die rechte Freude aufkommen, weil er sich nur in den Mauern des Vatikans frei bewegen konnte. Auf italienischem Staatsgebiet hätte ihn die Polizei verhaftet.«
    »Ja«, wiegelte Gonzaga ab, »es waren unselige Zeiten, die ich in keiner Weise zu verantworten habe. Also warum erzählen Sie das alles?«
    Soffici, der den Worten des Bankers mit versteinerter Miene zugehört hatte, nickte heftig.
    »Weil diese Geschichte« – Duca klopfte mit dem Handrücken auf seine Zeitung, »weil diese Geschichte dazu angetan ist, die Ereignisse von damals wieder wachzurufen! Sie kennen die Folgen: Die Kirchenaustritte schnellten damals dramatisch in die Höhe. Und dies war der wirtschaftlichen Lage unserer heiligen Mutter Kirche nicht gerade förderlich.«
    Der Kardinalstaatssekretär wandte sich seinem Sekretär zu: »Monsignore, Sie werden umgehend eine Gegendarstellung formulieren und an alle Zeitungen schicken, die diese Meldung gebracht haben!«
    »Um Gottes willen, Excellenza!«, rief John Duca aufgeregt, »das würde die Angelegenheit nur noch verschlimmern.«
    »Verschlimmern? Wieso? Die

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