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Die Achte Suende

Die Achte Suende

Titel: Die Achte Suende Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Philipp Vandenberg
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vorstellen, dass der Papst in Rom das nicht gerne hörte. Und die Manichäer?«
    »Der Manichäismus entstand schon in frühchristlicher Zeit. Er geht zurück auf einen gewissen Manichäus aus Babylon, der sich im dritten Jahrhundert als der Erleuchtete ausgab und der angeblich wie Jesus gekreuzigt wurde. In einer Mischung aus Christentum und Buddhismus erfand er eine neue Religion, in welcher der König der Finsternis, eine Art Teufel, eine gewichtige Rolle spielt. Seine radikale Weltverneinung trieb er so weit, dass er sogar die Enthaltsamkeit von der Fortpflanzung predigte. Jesus war für die Manichäer nur ein äonischer Gesandter des Lichtherrschers. Solche Ketzereien konnten der Kirche natürlich auch nicht gefallen, und sie verbot schon im Mittelalter das ketzerische Treiben. Trotzdem tauchten immer wieder manichäische Keimzellen auf, die meist geheimnisumwittert waren wie die Geheime Offenbarung.«
    »An Ihnen ist ein Theologe verloren gegangen!«
    »Ich weiß«, bemerkte Dulazek mit einer gewissen Ironie in der Stimme, »ich will Ihnen ein Geheimnis anvertrauen: Bevor ich mich der Zellforschung zuwandte, war ich Benediktinermönch.«
    »So richtig mit Kutte und Tonsur?«
    Dulazek neigte den Kopf. Im Scheitel seines leicht ergrauten Haupthaares erkannte Gruna einen von zartem Haarflaum überwachsenen Kreis.
    »So etwas wirst du dein ganzes Leben nicht mehr los«, brummte Dulazek leise.
    »Und warum ...?«
    »Sie meinen, warum ich die Kutte an den Nagel gehängt habe?«
    Gruna nickte und sah Dulazek gespannt an.
    »Weil ich schon nach einem halben Jahr als Benediktiner zu der Überzeugung gelangte, dass ich mich auf einem Irrweg befand. So ein Kloster ist ein riesiger verkorkster Laden, in dem jeder mit mehr oder weniger Erfolg versucht, seine psychischen Probleme in den Griff zu bekommen. Meist jedoch vergeblich. Der Tagesablauf im Kloster gestattete mir, mich viel mit Religionsphilosophie zu beschäftigen. Und je tiefer ich in die Thematik eindrang, desto mehr wurde mir bewusst, dass der christliche Glaube eine Utopie ist, eine Religion mit pseudowissenschaftlichem Hintergrund, der einer exakten Überprüfung nicht standhält. Auf diesem Umweg gelangte ich zur Naturwissenschaft. Mein Doktorgrad ist übrigens kein
doctor rerum naturalium,
sondern ein schlichter
doctor theologiae
. Aber das ahnt hier niemand. Sie verraten mich doch nicht?«
    »Natürlich nicht!«, entgegnete Gruna entrüstet.
    Im Schein der Taschenlampe nahmen sie schweigend die Wendeltreppe nach unten, über die sie gekommen waren. Auf dem Absatz des ersten Stockwerks angelangt, wo sich ihre Wege trennten, weil ihre Zellen in entgegengesetzter Richtung lagen, hielt Gruna inne und stellte Dulazek im Flüsterton die Frage: »Entschuldigen Sie meine Neugierde. Was bezwecken Sie damit, dass Sie Muraths Arbeit sabotieren? Sie wissen, ich bin auf Ihrer Seite. Sie können mir also ruhig die Wahrheit sagen.«
    »Die Wahrheit? Ganz einfach. Ich gönne Murath den Erfolg nicht.« Dulazeks Stimme klang hart und unerbittlich.

Kapitel 19
    In den folgenden Tagen, die Lukas Malberg bei Caterina verbrachte, tauchten erste Probleme des Zusammenlebens auf. Es war nicht einfach, auf so engem Raum miteinander auszukommen. Vor allem hatte Malberg Schwierigkeiten, sich mit dem von Paolo tagtäglich verursachten Chaos in der Wohnung abzufinden.
    Verschlimmert wurde die Situation noch dadurch, dass, kaum hatte Caterina das Haus am Morgen verlassen, angebliche Freunde von Paolo auftauchten und schon zu früher Stunde dem Alkohol zusprachen: Schauspieler ohne Engagement, Automechaniker, die sich zum Rennfahrer berufen fühlten, und goldberingte Typen, über deren Broterwerb Malberg lieber nicht nachdenken wollte. Kurz bevor Caterina aus der Redaktion zurückkehrte, verschwanden die Kerle unter Zurücklassung von Rauchschwaden und schmutzigen Gläsern.
    Auf Malberg machten die Typen, unter denen sich auch ein reizendes Mädchen mit samtiger Stimme, angeblich eine Synchronsprecherin, befand, einen nicht gerade vertrauenerweckenden Eindruck. Daher beschloss er, sich eine andere Bleibe zu suchen.
    Als er Caterina von seinem Vorhaben in Kenntnis setzte, stieß er zunächst auf Unverständnis.
    »Also gut, die Situation ist nicht gerade einfach, aber in Anbetracht der besonderen Umstände vielleicht doch die sicherste Möglichkeit, unentdeckt zu bleiben. Ich weiß, Sie sind Besseres gewohnt; aber mehr kann ich Ihnen nun einmal nicht bieten.«
    »Unsinn«, versuchte Malberg

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