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Die Achte Suende

Die Achte Suende

Titel: Die Achte Suende Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Philipp Vandenberg
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zur Aufklärung dieses Verbrechens beitragen. Meinen Sie nicht?«
    Gleichmütig neigte Lorenza den Kopf zur Seite und sagte: »Ich weiß nicht, wozu das alles gut sein soll. Weder Sie noch dieser Malberg werden je herausfinden, was wirklich geschehen ist. Und wenn, wäre es für Sie alles andere als vorteilhaft, das können Sie mir glauben. Mir bedeutet das Leben nichts mehr – sonst müsste ich froh sein, dass ich in Untersuchungshaft sitze. Hier kann man sich noch halbwegs sicher fühlen. Und jetzt entschuldigen Sie mich.«
    Sie erhob sich, begab sich zur Tür und klopfte.
    Man hörte, wie sich Schritte näherten.
    Bevor die Tür aufging, wandte sich die Marchesa noch einmal um. Und mit einem hinterhältigen Lächeln, so als bereite es ihr eine teuflische Lust, Caterina im Unklaren zu lassen, sagte sie: »Sie werden die Wahrheit nie erfahren …«
    »Warum nicht? Ich beschwöre Sie!«
    »Kennen Sie die Geheime Offenbarung des Johannes, die Apokalypse?«
    Caterina schüttelte den Kopf.
    »Das dachte ich mir. Lesen Sie Kapitel 20, Vers 7.« Ihr Lachen fuhr Caterina durch Mark und Bein.
    Von außen wurde die Tür geöffnet, und Lorenza Falconieri verschwand.

Kapitel 28
    Zurück aus München nahm Lukas Malberg ein Taxi zum Corso Vittorio Emanuele und ging zu Fuß auf der Via dei Baullari in Richtung Campo dei Fiori.
    Am späten Vormittag herrschte hier ein buntes Markttreiben, auf das der in Bronze gegossene Dominikaner Giordano Bruno finster herabblickte. Niemand würdigte den eigensinnigen Philosophen auf seinem hohen Steinsockel eines Blickes. Das war auch gar nicht möglich, weil die zahllosen Marktschirme den Blick zum Himmel verwehrten. Dabei hätte Giordano Bruno durchaus ein wenig Zuwendung verdient gehabt. Schließlich starb er genau an jener Stelle, wo sich sein Denkmal befindet, vor über vierhundert Jahren auf dem Scheiterhaufen. Das war sieben Jahre nachdem ihn die Heilige Inquisition als Ketzer verurteilt hatte.
    Malberg, mit Geschichte und Literatur vertraut, hatte vor seiner Rückkehr diesen Treffpunkt vorgeschlagen, freilich weniger, um mit Caterina Brunos Schicksal zu beklagen. Vielmehr, hatte er am Telefon gemeint, sei ein belebter Markt für ein Treffen besser geeignet als jeder andere Ort.
    Caterina umrundete das Denkmal in der Vormittagshitze nun schon zum achten Mal. Plötzlich legten sich von hinten zwei Hände um ihre Taille. Sie wandte sich um, und Malberg schloss sie in die Arme.
    »Ich bin so froh, dass du da bist«, bemerkte Caterina, und ein bisschen verschämt löste sie sich aus seiner Umarmung.
    »Und ich erst«, gab Lukas zurück. »Es zerrt an den Nerven, wenn man mit niemandem über seine Probleme reden kann.«
    »Bist du vorangekommen? Du machtest am Telefon so eine Andeutung.«
    Mit dem Handrücken wischte sich Malberg den Schweiß von der Stirn. »Weißt du, das Deprimierende ist, mit jeder neuen Erkenntnis, von der du glaubst, sie könnte dich ein Stück weiterbringen, tauchen zwei neue Fragen auf. Aber lass uns in Ruhe darüber reden. Ich habe einen Riesenhunger.«
    Caterina wandte den Blick nach beiden Seiten, dann hob sie den Zeigefinger der linken Hand und fragte: »Kennst du
Filetti di baccalà

    »
Filetti
was?«
    »–
di baccalà

    »Klingt auf jeden Fall exotisch. Es ist doch etwas zum Essen?«
    »Dorschfilets! Ganz in der Nähe, am Largo dei Librai, ist ein kleines Lokal. Dort gibt es die besten
Filetti di baccalà
der Stadt!«
    »Worauf warten wir noch?« Lukas nahm Caterina an der Hand. Vorbei an Bergen von Tomaten, Zucchini und Artischocken, an getrockneten Pilzen und an eingelegten Antipasti, deren Duft einem das Wasser im Mund zusammenlaufen ließ, drängten sie dem Ausgang zu.
    Marktfrauen und Standbesitzer priesen ihre Ware um diese Zeit zu Schleuderpreisen an, denn es ging auf die Mittagsstunde zu.
    In das lärmende Durcheinander hinein fragte Malberg Caterina: »Und du, was hast du erreicht?«
    »Mir geht es nicht anders als dir«, erwiderte sie im Gehen. »Ich habe der Marchesa im Gefängnis einen Besuch abgestattet. Ich hatte die Hoffnung, etwas über Marlenes Doppelleben zu erfahren. Aber außer einigen dunklen Andeutungen, die uns kaum weiterhelfen, habe ich nichts Wesentliches in Erfahrung gebracht. Bisweilen hatte ich den Eindruck, dass die Marchesa nicht mehr ganz bei Trost ist. Kennst du die Geheime Offenbarung des Johannes?«
    »Die Apokalypse?«
    »Genau diese!«
    »Wie kommst du ausgerechnet auf die Apokalypse?«
    »Na ja - zuerst deutete die

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