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Die Achte Suende

Die Achte Suende

Titel: Die Achte Suende Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Philipp Vandenberg
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Leonardo
nicht
Selbstmord begangen hatte. Gleichzeitig wurde ihm klar, dass es Zeit war, diesen Ort möglichst rasch zu verlassen.

Kapitel 27
    Auf der ganzen Fahrt nach Santa Maddalena machte sich Caterina Gedanken, wie die Marchesa Falconieri so tief hatte sinken können. Santa Maddalena war der Name des Frauengefängnisses von Rom, in dem Lorenza Falconieri seit zwei Wochen einsaß. Gewiss, verarmter Adel war in Italien eher die Regel als die Ausnahme, aber dass eine Marchesa derart auf die schiefe Bahn geriet, geschah nicht gerade häufig.
    In ihrem Job als Polizeireporterin hatte Caterina Erfahrungen gesammelt, wie man es anstellte, einen Besucherschein im Gefängnis zu bekommen. Sie
musste
mit der Marchesa reden. Schließlich war sie mit Marlene befreundet gewesen. Vielleicht konnte
sie
Licht ins Dunkel von Marlenes Leben bringen.
    Während der Fahrer das Taxi durch den dichten Vormittagsverkehr steuerte, wurde Caterina den Gedanken nicht los, Lorenza Falconieri könnte sogar in irgendeiner Weise an der Ermordung Marlenes beteiligt gewesen sein. Zumindest als Mitwisserin. Doch aus welchem Motiv heraus?
    Auf dem Parkplatz vor dem finsteren Backsteingebäude, das einem allein durch seine martialische Architektur Furcht einflößte, trieb ein kühler Wind Staubwolken vor sich her. Der Eingang zum Gefängnis war unverhältnismäßig klein für einen Gebäudekomplex von diesem Ausmaß. Aber das lag wohl in der Absicht der Erbauer. Jedenfalls empfand Caterina eine gewisse Beklemmung, als sich die Eingangstür hinter ihr schloss.
    Im Vorraum gab es einen Schalter mit einer Trennscheibe aus Panzerglas. Ein ausgeschnittenes Oval in der Mitte trug die Aufschrift »Hier sprechen«. Caterina brachte ihr Anliegen vor, die Marchesa Falconieri sprechen zu wollen.
    Eine bebrillte Matrone in einer Art Uniform und mit kurz geschorenen Haaren fragte barsch durch das Oval: »Verwandt?«
    Caterina, auf die Frage gefasst, erwiderte ebenso knapp: »Zweiten Grades.«
    Irritiert blickte die Matrone durch das Panzerglas.
    »Meine Mutter und die Schwester der Marchesa stammten aus derselben Familie.«
    Die Uniformierte dachte kurz nach, jedenfalls schien es so, dann reichte sie ein Formular durch das Oval und sagte mit plötzlicher Höflichkeit: »Wenn Sie das ausfüllen wollen. Und Ihren Ausweis – bitte.«
    Nachdem Caterina die Forderungen erfüllt hatte, summte links neben dem Schalter ein elektrischer Türöffner und gab den Weg frei.
    In einem fensterlosen, weiß gekachelten Raum mit greller Neonbeleuchtung wurde sie von einer weiteren Uniformierten erwartet, die hinter einem Tisch stand. Die Uniformierte forderte Caterina auf, ihre Tasche zu hinterlegen. Dann streifte sie mit einem jaulenden Instrument, das wie ein Tischtennisschläger aussah, an ihrem Körper entlang. Endlich entließ sie Caterina in einen langen Korridor, wo sie von einer weiteren Aufseherin erwartet wurde. Die nickte unerwartet freundlich und bat, ihr zu folgen.
    Der Besucherraum lag im Tiefparterre und hatte nur zwei schmale Lichteinlässe aus Glasbausteinen dicht unter der Decke. Die Möblierung bestand aus einem quadratischen Tisch und zwei Stühlen und einem weiteren Stuhl neben der klinkenlosen Eingangstür.
    Caterina nahm am Tisch Platz.
    Es dauerte eine Weile, bis die Marchesa erschien.
    »Sie?«, sagte sie verwundert, »Sie hätte ich zuallerletzt erwartet!«
    Die Marchesa trug einen graublauen Rock und eine ebensolche Bluse, von denen der Geruch eines Desinfektionsmittels ausging. Ihre Haare hatte sie flüchtig zu einem Knoten gebunden. Sie wirkte blass und resigniert.
    »Ich bin wegen Marlene Ammer hier«, begann Caterina ohne Umschweife.
    »Da sind Sie umsonst gekommen!«, erwiderte die Marchesa unwillig und machte Anstalten, sich zu erheben und den Raum zu verlassen.
    Caterina legte ihre Hand auf den Unterarm der Signora: »Marchesa, ich bitte Sie!«
    »Mit Journalisten will ich nichts mehr zu tun haben«, giftete Lorenza Falconieri. »Ich habe da nur schlechte Erfahrungen gemacht, verstehen Sie?«
    »Marchesa, ich komme nicht als Journalistin, sondern aus privaten Gründen. Bitte glauben Sie mir!«
    »Was soll das heißen: aus privaten Gründen?«
    »Sie erinnern sich an Lukas Malberg?«
    »Den Antiquar aus Deutschland?« Die Marchesa grinste hämisch. »Wie sollte ich mich nicht an ihn erinnern. Er hat mir doch die ganze Scheiße eingebrockt!«
    Caterina erschrak. Eine so vulgäre Sprache hatte sie von der Marchesa nicht erwartet.
    »Sie irren«,

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