Die Achtsamkeits-Revolution
In solchen Fällen neigen wir dann dazu, uns auf Gedanken und Erinnerungen zu fixieren, die solche Düsternis und Untergangsstimmung noch verstärken. Daher ist es wichtig, dass wir uns durch die Besinnung auf andere, uns inspirierende Aspekte der Realität aus diesen emotionalen Senkgruben herausholen. Eine Praxisübung in diesem Kontext ist das Kultivieren von Mitfreude. Beim Praktizieren von Liebender Güte und Mitgefühl entwickeln und pflegen wir den sehnlichen Wunsch, dass andere zum Glück und seinen Ursachen finden und von Leiden und seinen Ursachen frei sein mögen. Das Kultivieren der Mitfreude beinhaltet die innige Hinwendung zu etwas, das bereits Realität ist - unsere eigenen und anderer Freuden, Erfolge und Tugenden. Empa thie heißt mit anderen mitfühlen, und bei dieser Praxis richten wir unser Augenmerk nicht auf ihre Kümmernisse und Schwierigkeiten, sondern auf ihr Glück und ihre Triumphe. Diese Übung ist ein direktes Gegenmittel für Gefühle der Depression, Angst und Hoffnungslosigkeit, die im Laufe der intensiven anhaltenden Meditation oder auch einfach im Alltagsleben auftreten können.
MITFREUDE-MEDITATION
Nehmen Sie eine bequeme Sitzhaltung ein, halten Sie das Rückgrat gerade aufgerichtet. Versetzen Sie den Körper in den Ruhezustand, der sich durch Entspanntheit, Stille und Wachsamkeit auszeichnet. Denken Sie an eine Person, die Sie gut kennen, und die Fröhlichkeit und Wohlbefinden ausstrahlt. Vergegenwärtigen Sie sich ihre physische Präsenz, ihre Worte und Taten. Wenden Sie sich ihrer Freude zu, öffnen Sie Ihr Herz für diese Freude, lassen Sie sich von ihr entzücken. Das wird Ihnen leicht fallen, wenn Sie sich diesem Menschen bereits nahe fühlen. Stellen Sie sich nun eine andere Person vor. Denken Sie an jemanden, dem kürzlich oder vor längerer Zeit etwas Wunderbares widerfahren ist. Empfinden Sie wieder die große Freude dieser Person, teilen Sie sie mit ihr. Richten Sie Ihr Augenmerk nun auf eine Person, die Ihnen aufgrund ihrer Tugenden wie zum Beispiel Großzügigkeit, Güte und Weisheit eine Inspiration ist. Freuen Sie sich über diese Tugenden um dieser Person willen, um ihretwillen und um all derer willen, die Nutznießer dieser Tugenden sind.
Richten Sie nun Ihr Gewahrsein auf Ihr eigenes Leben. Die Freude über unsere eigenen Tugenden und Kräfte ist wichtig, wird aber häufig übersehen. Wenden Sie sich Zeiten in Ihrem Leben zu, die Ihnen und vielleicht auch anderen eine Quelle der Inspiration waren. Denken Sie an Fälle, in denen Sie Ihre persönlichen Ideale verkörpert haben. Wenden Sie sich Ihren eigenen Tugenden und Kräften zu und freuen Sie sich über sie. Das ist nicht unbedingt mit Aufgeblasenheit, Stolz oder Arroganz verbunden. Während Sie sich der Leute und Umstände erinnern, die es Ihnen ermöglichten, ein gutes Leben zu führen und die süßen Früchte Ihrer Anstrengungen und Bemühungen zu genießen, empfinden Sie vielleicht auch tiefe Dankbarkeit und Freude. Das hindert Sie daran, in oberflächliche Selbstbeglückwünschung und Überheblichkeit abzugleiten. Manche Praxisübungen sind schwierig, aber die Übung in Mitfreude ist leicht. Wenn Sie im Verlauf des Tages etwas von den Tugenden, Kräften, guten Eigenschaften oder dem Glück eines anderen zu sehen oder hören bekommen, dann freuen Sie sich mit diesem Menschen mit. Das hebt Ihre eigene Stimmung und hilft Ihnen, aus den emotionalen Senkgruben von Depression und niedrigem Selbstwertgefühl herauszuklettern.
STUFE 4
ZUNEHMEND GERICHTETE ACHTSAMKEIT
W enn Sie dieses Training im Rahmen eines Retreat-Ambientes kontinuierlich durchführen, werden Sie schließlich die vierte der neun Entwicklungsstufen der Achtsamkeit errei chen: zunehmend gerichtete Achtsamkeit. In diesem Stadium werden Sie aufgrund der Kraft des gesteigerten Achtsamkeitsvermögens Ihr gewähltes Objekt nicht mehr völlig vergessen. In unserem Fall sind das die mit der Atmung verbundenen taktilen Sinneswahrnehmungen im Bereich der Nasenlöcher. Vielleicht haben Sie schon vor dem eigentlichen Erlangen dieser Stufe gelegentlich Einblicke in diese Ebene stärker gefestigter Achtsamkeit gewonnen, nun aber ist sie der Normalzustand geworden. Ihre Sitzungen dauern jetzt möglicherweise eine ganze Stunde oder länger, und in diesem Zeitraum können Aufmerksamkeit und Achtsamkeit nicht mehr unwillentlich vom Objekt vollkommen abgezogen werden. Sie sind jetzt frei von grober Erregung. Es ist, als hätte die
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