Die Achtsamkeits-Revolution
lässt - es sei denn, man ist reich und kann sich einen Ort kaufen, an dem man mona- te- oder jahrelang in Ruhe meditieren kann. Es ist aber unbedingt notwendig, dass solche Orte geschaffen werden, wenn Leute in der modernen Welt auf dem Shamatha-Pfad weit vorankommen möchten.
2 und 3. Wenige Wünsche haben und zufrieden sein
Die erste dieser beiden Vorbedingungen meint, dass man wenig Verlangen nach Dingen haben soll, die man nicht hat, und die zweite bezieht sich darauf, dass man zufrieden ist mit dem, was man hat. Ohne diese beiden Bedingungen wird der Geist in der Praxis nie zur Ruhe gelangen. Sie werden fortwährend an Dinge denken, die Sie haben wollen, aber nicht haben, und Sie werden sich darüber aufregen, dass Ihre gegenwärtigen Umstände auf die eine oder andere Weise unzureichend sind. Das bedeutet nicht, dass Sie Ihr Verlangen nach Glück ersticken müssen. Sie müssen aber Ihre Bestrebungen unbedingt wieder auf das Transformieren Ihres Geistes als dem Weg zu echtem Wohlbefinden ausrichten. Und damit das geschehen kann, müssen Sie die Begrenzungen eines Lebens erkennen, das von so weltlichen Bestrebungen wie Reichtum, Luxus, Unter haltung und hohes Ansehen angetrieben wird. Alle diese Dinge können Ihnen lediglich einen zeitweiligen Schub an Vergnügung berei ten, der abebbt, sobald der angenehme Reiz ein Ende hat. Die mentale Ausgewogenheit ist das Tor zum wahren Glück, und Shamatha ist der Schlüssel, der dieses Tor aufschließt.
Der Buddha veranschaulichte diesen Sachverhalt mit der Geschichte von einem Elefanten, der an einem heißen Sommertag in einen Tümpel stieg, um sich zu erfrischen. 24 Bei seiner Körpergröße konnte er auch im tieferen Wasser leicht Fuß fassen und sich vergnügen. Dann kam eine Katze daher, die ebenfalls der Hitze des Tages entfliehen wollte, und hüpfte auch in den Teich. Aber im Gegensatz zum Elefanten konnte sie keinen Halt finden und hatte jetzt nur zwei Möglichkeiten: entweder bis zum Grund hinabzusinken oder obenauf zu schwimmen. Ganz ähnlich können die, die sich daran gewöhnt haben, nur wenige Wünsche zu haben, Zufriedenheit und Freude in der Einsamkeit finden. Wer aber nicht zu einem solchen inneren Gleichgewicht gefunden hat, muss entweder in Laschheit und Depression versinken oder aber obenauf in der Aufgeregtheit und Rastlosigkeit herumschwimmen.
4. Wenigen Aktivitäten nachgehen
Es ist wichtig, dass Sie, während Sie sich dem Shamatha-Training widmen, andere Aktivitäten auf ein Minimum beschränken. Wenn nämlich Ihr Verhalten in der Zeit zwischen den Meditationssitzungen die Kohärenz Ihrer Achtsamkeit untergräbt, werden Sie nicht weiterkommen. Angesichts des rasanten Tempos des modernen Lebens und des allgemeinen Nachdrucks auf permanente Geschäftigkeit kann es schwierig sein, diesen Wechsel zur Einfachheit vorzunehmen. Unsere Arbeit kann auch eine Art Narkotikum sein, das die Rastlosigkeit und Turbulenz unseres Geistes verbirgt. Und eine zwischen harter Arbeit und intensiver Vergnügung hin- und herpendelnde Daseinsweise kann uns fortwährend beschäftigt halten, ohne dass wir auch nur je eine Ahnung vom Sinn des Lebens oder den Potenzialen des menschlichen Bewusstseins bekommen.
5. Ethische Disziplin
Ein notwendiges Fundament für das Ausbalancieren des Geistes bildet die ethische Disziplin, die weit mehr beinhaltet als das bloße Befolgen gesellschaftlicher Regeln oder religiöser Gebote, die von einer Autoritätsquelle im Außen erlassen wurden. Um mit anderen in Harmonie leben zu können, müssen wir eine soziale Ethik praktizieren, und um mit unserer natürlichen Umwelt in Harmonie leben zu können, müssen wir eine auf die Umwelt bezogene Ethik einhalten. Diese Formen der Ethik beinhalten in der Praxis, dass wir anderen durch unser Verhalten und Handeln auf physischer, verbaler oder mentaler Ebene kein Leid und keinen Schaden zufügen. Die Einhaltung dieser Ethik führt zum Blühen und Gedeihen der Gesellschaft und natürlichen Umwelt und gestattet ganzen Gemeinschaften ein harmonisches Miteinander und ein Leben in Einklang mit ihrer natürlichen Umwelt. 25
Eine dritte Form ethischer Disziplin ist die psychophysische Ethik. Um das innere Wohlbefinden zu fördern, müssen wir eine ethische Verhaltensweise gegenüber unserem Körper und Geist einhalten. Das bedeutet, dass wir uns gut um unseren Körper kümmern, uns gesund ernähren und uns auf richtige Art und im richtigen Maß körperlich fit halten. Sie impliziert zudem ein
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