Die Achtsamkeits-Revolution
anderen Senders gelangen, aber nicht so sehr, dass wir den gewählten Sender gar nicht mehr hören können. Wir hören ihn, aber er wird durch andere Laute gedämpft. Die Meisterung der vierten Stufe bringt das Gefühl mit sich, etwas erreicht zu haben. Jetzt sind Sie ein erfahrener Shamatha- Trainee und kein völliger Anfänger mehr. Wenn Sie über kein gründliches Verständnis des gesamten Shamatha-Pfades verfügen, könnten Sie meinen, dass Sie schon an seinem Gipfelpunkt angelangt sind. Das könnte dann zu einer gewissen Selbstzufriedenheit in Bezug auf die Meditationspraxis führen, die ihre eigenen Gefahren in sich birgt.
DIE PRAXIS: ACHTSAMKEIT AUF DIE ATMUNG MIT DEM ERLANGTEN ZEICHEN ODER AUFGEFASSTEN BILD
Nachdem Körper und Atmung in ihrem natürlichen Zustand zur Ruhe gekommen sind, bleibt die Achtsamkeit weiterhin auf die mit der Atmung verbundenen bloßen Empfindungen im Nasenlöcherbereich konzentriert. In diesem Praxisstadium wird die Atmung sehr ruhig und still und die damit verbundenen taktilen Sinnesempfindungen werden entsprechend sehr subtil sein. Sie können sogar so fein werden, dass Sie diese gar nicht mehr wahrzunehmen vermögen. Wichtig ist in diesem Fall, dass Sie nicht annehmen, dass es eben keine Empfindungen mehr gibt. Auch sollten Sie nun nicht bewusst kräftiger atmen, damit Sie diese Empfindungen wieder spüren können. Beobachten Sie stattdessen immer genauer und genauer, bis Sie die äußerst feinen mit dem Atmen verbundenen Empfindungen doch wahrnehmen.
Wie bereits erwähnt, ist dies ein einzigartiges, der Atmung als Meditationsobjekt eignendes Merkmal. Bei anderen Methoden zur Entwicklung von Shamatha wird dieses Objekt mit fortschreitender Praxis zunehmend erkennbarer. Aber bei der Technik der Achtsamkeit auf die Atmung wird der Atem mit sich zunehmend vertiefender Praxis immer subtiler und subtiler, was Sie dazu herausfordert, Wachheit und Schärfe Ihrer Achtsamkeit immer weiter zu steigern. Werden Sie also dieser Herausforderung gerecht, indem Sie simultan tiefere Entspanntheit, stärkere Stabilität und klarere Wachheit und Schärfe der Achtsamkeit entwickeln, entfalten und pflegen. Lassen Sie Ihre Atmung, die für das »Luftelement« mit seiner Leichtigkeit und seinen Bewegungen steht, den Heilungs-, Aus- balancierungs- und Beruhigungsprozess immer weiter und tiefer reichend fortsetzen. Ihre Sinneseindrücke einschließlich der taktilen Sinneswahrnehmungen werden von unwillkürlich aufsteigenden, der Gewohnheit entspringenden geistigen Bildern überlagert werden. Bei dieser Praxis gehen Sie wie ein Chemiker vor, der die Unreinheiten der Uberlagerungen aus den reinen taktilen Atemwahrnehmungen herausfiltert. Mit den beseitigten Überlagerungen verschwindet auch das Gefühl von einer klaren Begrenztheit des physischen Körpers, und Sie treten in immer tiefere und tiefere Schichten der Ruhe und Gelassenheit ein.
Bisher haben Sie beim Praktizieren in verschiedener Weise auf die mit der Atmung verbundenen taktilen Sinneswahrnehmungen geachtet. Um nun aber den Shamatha-Weg zur Gänze fortsetzen zu können, müssen Sie schließlich die Achtsamkeit von den taktilen Empfindungen auf ein Erlangtes Zeichen oder Aufgefasstes Bild (Pali: uggaha-nimitta) verlagern: Auf ein Sinnbild, ein Symbol des Luftelements, das mit fortschreitender Shamatha-Praxis vor dem geistigen Auge erscheint. Diese mit der Atem-Praxis erlangten Zeichen können je nach Person wie ein Stern, ein Häufchen Edelsteine oder Perlen, ein Blumenkranz, eine Rauchwolke, ein Spinnweben, eine Wolke, eine Lotosblume, ein Rad oder wie der Mond oder die Sonne aussehen. Die unterschiedlichen Erscheinungsformen des »Aufgefassten Bildes« haben mit den mentalen Veranlagungen der jeweiligen Meditierenden zu tun. Wenn Sie den Pfad der Achtsamkeit auf die Atmung weiterverfolgen möchten - der sich an dieser Stelle explizit in eine »Achtsamkeit in Verbindung mit der Atmung« verwandelt - müssen Sie, sobald ein solches Zeichen auftaucht, Ihre Achtsamkeit auf dieses Zeichen verlagern. Es wird dann für den Rest der zu Shamatha führenden Stufen das Objekt Ihrer Achtsamkeit sein. Zunächst wird das Aufgefasste Bild nur sporadisch in Erscheinung treten, und wenn es wieder verschwindet, wenden Sie sich wieder wie zuvor den Atemempfindungen zu. Doch schließlich wird es immer regelmäßiger und stetiger erscheinen, und ab diesem Zeitpunkt konzentrieren Sie die Achtsamkeit auf dieses Objekt. Verlängern Sie mit
Weitere Kostenlose Bücher