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Die Adler von Lübeck: Historischer Roman

Die Adler von Lübeck: Historischer Roman

Titel: Die Adler von Lübeck: Historischer Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Norbert Klugmann
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zu setzen, macht mich stolz, in der Tat. Es macht mir auch Angst. Es gibt keine Garantie, dass am Ende der Erfolg steht. Wo gebaut wird, kann der Bau misslingen. Dafür halten wir den Kopf hin. Das macht Angst, das spornt auch an. Die Fehler lauern ja nicht hinter der nächsten Hausecke. Du siehst sie kommen, du kannst dich wappnen.«
    »Ihr seid selbstbewusst.«
    »Ich weiß, was ich kann. Und ich will noch mehr können. Ihr werdet verstehen, dass ich mit der Herrin sprechen muss, bevor wir beide weitersprechen .«
    »Sie hat zugestimmt.«
    »Mit Verlaub, das muss ich aus ihrem Mund hören.«
    Anna Rosländer stimmte zu, die Prinzessin erfuhr alles, was sie wissen musste. Größe der Segelfläche, Größe der Segel pro Mast, Größe jedes einzelnen Segels. Vor allem erfuhr sie die Namen der Firmen, die die Segel und die Takelage bauten. Von denen erfuhr sie die Namen der Firmen, die die Farben herstellten. Adam Kropf behauptete, dass er als Künstler alles über Farben wisse. Aber er wusste nicht, wie bestimmte Farben auf bestimmte Unterlagen reagierten. Und ob sie einen Sturm überstehen würden.
    Die Prinzessin träumte vom größten Bild, das das Land jemals gesehen hatte. Ihrem Vater rang sie die Erlaubnis ab, die Scheune auf dem alten Bauernhof neben dem Sommersitz nach ihrem Gusto herzurichten. Die Prinzessin träumte vom größten Atelier des Landes. Sie durfte Helfer benennen und machte sich die Entscheidung nicht leicht.
    Bevor sie Anna Rosländer ihren Plan vorstellte, wollte sie erst einen genauen Eindruck vom späteren Ergebnis haben. Nachmittags traf sie sich mit den ersten Anwärtern für das Atelier. Der junge Mann, den sie gleich gemocht hatte, entpuppte sich als naseweis und vorlaut. Sie musste sich wieder von ihm trennen. Am nächsten Vormittag hatte der junge Mann eine weitere Besprechung, diesmal in Lübeck. Man traf sich im Rathaus, weil es nicht auffiel, wenn einer wie er das Rathaus betrat und nicht ein vornehmes Privathaus und sich auf dem Rathaus mit jemandem traf, der ins Rathaus gehörte.
    Zwei Tage später stellte die Prinzessin den Mann ein, der sich auf eigene Faust bei ihr vorgestellt hatte. Er stammte aus Thüringen und war erst vor Kurzem nach Lübeck gekommen. Frau und Kinder wollten später nachkommen. Die Prinzessin war gerührt, wie sehr dem Mann seine Familie am Herzen lag. Aber sie hätte ihn nicht als Helfer eingestellt, hätte er nicht so kenntnisreich über Farben gesprochen.

16
    »Mir gefällt das nicht «, sagte Hippolyt Vierhaus und zog den Kragen vor der Brust zusammen. Wenn seine Frau dabei war, durfte er diese, wie sie es nannte, »weibischen Gesten« nicht zeigen. Doch im Kreis von Geschlechtsgenossen hielt er sich nicht zurück. Seine Freunde tadelten ihn nicht, wenn ihm kalt war, mochte es auch ein milder Sommertag sein. Und wie die Freunde hinter dem Rücken des Kürschnermeisters über ihn sprachen, hörte er ja nicht. So lebte er frohgemut und friedlich in seiner tragischen Fehleinschätzung.
    Vor der Rosländer-Werft hielten sich kaum noch Schaulustige auf. Bei der Handvoll konnte es sich genauso gut um Menschen handeln, die beruflich im Hafen zu tun hatten. Pferde zogen einen Wagen heran, Planen deckten die Ladung ab, von der alle wussten, dass es sich um Holz handelte.
    »Das geht mir zu glatt«, murmelte Vierhaus. »Das kann unmöglich ein Bauen aus der Laune heraus sein.«
    Vierhaus war nicht vom Fach, aber soviel wusste er doch. Bei keinem Holzhändler und keinem Tischler lagen Balken in der benötigten Menge auf dem Hof. Bevor mit dem Bau eines Schiffs begonnen wurde, schwärmten Zimmerleute in die Wälder aus. Im Alltag handelte es sich um 100 Eichen oder einige mehr. Über die Zahl der Bäume, die für das Rosländer-Schiff geschlagen wurden, existierten in der Stadt Schätzungen, die mit jedem Tag mehr ins Unermessliche wuchsen. Die untere Schätzung lautete auf 800 Eichen, die obere war bei 3.000 angelangt, und noch war kein Ende absehbar. Um so viele Bäume zu schlagen, hatten die Zimmerleute mehrere Wochen zu tun.
    Das war es, was Hippolyt Vierhaus ärgerte. Die Witwe hatte alles von langer Hand geplant! Das Mitleid, das Anna Rosländer aus weiten Kreisen der Bevölkerung entgegenschlug, stand ihr nicht zu. Sie war keine bemitleidenswerte Frau, sie war eine machtgierige Vettel, die über den Tod ihres Mannes nicht hinwegkam und sich dafür an allen Lübeckern rächen wollte.
    »Warum bist du so zornig?«, fragte die Gestalt neben Vierhaus. Was auf

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