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Die Adler von Lübeck: Historischer Roman

Die Adler von Lübeck: Historischer Roman

Titel: Die Adler von Lübeck: Historischer Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Norbert Klugmann
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suche ich weitere Hinweise. Wie viele Zerstörungen haben die Diebe angerichtet? Wo haben sie überall nach wertvollen Gegenständen gesucht? Wenn sie viel umgeworfen haben und alles durcheinander liegt, weiß ich, dass sie keine Männer sind, die öfter Einbrüche begehen. Wenn sie sorgfältig und zielsicher zuschlagen, weiß ich, dass es sich um Männer handelt, die diese Beschäftigung regelmäßig betreiben.«
    »Ihr redet immer von Männern.«
    »Ihr habt recht, das sollte ich nicht tun. Es kann auch eine Frau dabei gewesen sein. Ich suche nach Spuren, ob es zwei oder mehr Einbrecher waren. Ich werde auch nach der Außentür sehen. Wurde sie mit Gewalt aufgebrochen oder haben die Einbrecher Werkzeuge benutzt? Ist es sogar möglich, dass sie einen Schlüssel besitzen? Wenn ja, wo kommt der her? Ich werde Euch fragen müssen, wie viele Schlüssel es gibt und wer sie besitzt. Wir werden darüber reden, ob die Einbrecher gekommen sind, um Schmuck zu stehlen.«
    »Was? Aber wieso? Deshalb kommen Einbrecher doch. Sie nehmen uns das Wertvollste weg. Sie sind doch nicht dumm.«
    »Entschuldigt, wenn ich Euch widersprechen muss, aber ich   …«
    »Wisst Ihr was, Trine Deichmann? Wenn Ihr meint, mir widersprechen zu sollen, so tut das einfach. Es regt mich auf, wenn Ihr Euch jedes Mal dafür entschuldigt. Unser Verhältnis ist nicht so, dass eine niedriger steht. Also frei heraus, ich entschuldige mich auch nicht für meine dummen Fragen.«
    »Ihr stellt doch keine dum …«
    »Ihr fangt schon wieder an.«
    Sie lächelten sich an. Die Witwe hatte in der letzten Nacht erkennbar wenig geschlafen.
    Trine Deichmann fuhr fort: »Hätte dieser Einbruch vor einem halben Jahr stattgefunden, hätte ich sofort an Einbrecher geglaubt, an Durchreisende, Zigeuner, Menschen vom Hafen, Lumpenpack eben.«
    Ins Gesicht der Witwe zog Verstehen ein, als Trine sagte: »Das Geld ist nicht das Interessanteste an Euch. Mancher in der Stadt findet, dass Euer Schiff bedeutender ist.«
    »Aber wenn sie die Pläne wollen, müssen sie in der Werft einbrechen.«
    »Wer sagt Euch, dass sie das nicht getan haben? Und sicherheitshalber auch hier? Für den Fall, dass Ihr nach allem, was bisher vorgefallen ist, vorsichtig geworden seid und wichtige Unterlagen ausgelagert habt?«
    Die Witwe schwankte   plötzlich, Trine sprang hinzu, hielt sie und sorgte dafür, dass sie sich setzte. Da saß Anna Rosländer und schüttelte fortgesetzt den Kopf.
    »Es hört nie auf«, murmelte sie.
    »Noch wissen wir nichts Genaues«, sagte Trine beruhigend und setzte behutsam die Untersuchung fort. Jeden Fleck des Fußbodens suchte sie ab, sie kniete sich hin, schnüffelte an einigen Stellen, und man wusste nicht mehr, warum Anna ihren Kopf schüttelte: aus Kummer oder aus Verwunderung.
    »Was tut Ihr da bloß?«, murmelte die Witwe.
    »Benutzt Ihr Kardamom? Und Zimt?«
    »Das sind wertvolle Gewürze. Ich glaube, sie sind im Haus. Aber man benutzt sie für die Winterbäckerei. Wir haben späten Sommer.«
    Sie schloss aus, dass sich in diesem Raum kürzlich ein Gebäck aufgehalten hatte, das diese Gewürze enthielt.
    Und warum auf dem Fußboden? Dazu konnte Trine nichts sagen. Sie sagte überhaupt wenig in den folgenden Minuten, kroch über den Teppich, blickte unter die Schränke, förderte ein Tuch zutage, das Anna als ein lange vermisstes Stück erkannte.
    Trine nahm sich auch die anderen Räume vor. Dann ging man gemeinsam an den Sekretär, wo die Pläne steckten, die Querner zur Lektüre vorbeigebracht hatte. Es waren vier Bögen gewesen, Anna erinnerte sich genau, alles war noch vorhanden.
    Die Außentür erbrachte ein beunruhigendes Ergebnis: Sie war unversehrt. Die Kratzer waren im Lauf der Zeit entstanden und deuteten nicht darauf hin, dass kürzlich Gewalt angewendet worden war. Im Gegensatz zu dem Fenster neben der Tür, das war eingeschlagen worden. Aber die meisten Scherben lagen draußen, selbst Anna erkannte sofort, was das bedeutete. Das Fenster war von drinnen eingeschlagen worden, weil jemand den Eindruck erwecken wollte, durchs Fenster eingedrungen zu sein und den Hebel benutzt zu haben. Klug war das nicht, die Einbrecher mussten damit rechnen, dass dieser Täuschungsversuch schnell aufgedeckt werden würde.
    »Vielleicht hat das Personal vergessen, abzuschließen«, sagte Anna.
    Aber von innen steckte kein Schlüssel. Das wäre für jemanden von Vorteil, der von draußen aufschließt – mit dem passenden Schlüssel.
    Sie befragten die Bediensteten.

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