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Die Adler von Lübeck: Historischer Roman

Die Adler von Lübeck: Historischer Roman

Titel: Die Adler von Lübeck: Historischer Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Norbert Klugmann
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einen Becher eingeflößt. Gewürgt und gespuckt hatte sie, aber es war ja kein Gift, und Schnaps schwamm im Becher, um den Geschmack zu überdecken.
    Sie hatten die Frau nach Hause zurückgetragen und sie dem Medicus in die Arme gedrückt. In dieser Nacht hatte der Medicus aus dem Fenster um Hilfe gerufen. Die Nachbarn hatten ihn nicht ernst genommen. Wo käme man hin, wenn jetzt schon die Medici anfingen, nachts Lärm zu veranstalten?
    Irgendwann stand eine Frau vor seiner Tür, eine der Hebammen von Trine Deichmann. Das Geschrei des Medicus hatte sie auf dem Rückweg von einer Entbindung erreicht. Dem Mann war das wohl unangenehm, kein Medicus lässt sich von einer Hexe helfen. Aber er war in heller Aufregung um seine Frau, der unerträgliche Schmerzen Bauch und Därme zu zerreißen drohten.
    Die Hebamme, eine von den jungen, sehr jung, sehr schön, hatte ihrer Tasche ein Mittel entnommen, das angeblich Krämpfe lindern sollte. Der Medicus wollte sie eindringlich befragen, sie klappte die Tasche zu. An der Haustür holte er sie ein und stellte ihr frei zu verfahren, wie sie es für nötig hielt.
    Es handelte sich um ein Mittel, das Frauen bekamen, um die Geburt leichter zu machen. Es war ein starkes Mittel, rabiat und gnädig. Der pochende Bauch der Kranken fand Frieden, sie schlief ein. Der Medicus wollte der Hebamme seinen Dank in die Hand drücken. Sie lehnte ab, das sei in ihrem Lohn enthalten, den sie von der Stadt bezöge.
    »Eine schreckliche Geschichte«, sagte Anna Rosländer. »Leider habe ich keinen Grund, daran zu zweifeln, dass es sich so zugetragen haben könnte – jedenfalls soweit es meinen Mann betrifft. Oh, was konnte der Kerl bloß dumm sein!«
    »Falls Ihr Euch Vorwürfe macht, solltet Ihr das unterlassen. Der Mann war ein starker Charakter. In ihm war nicht vorgesehen, auf seine Frau zu hören.«
    »Ihr kennt Euch aus mit Frauen?«
    Einen Moment zögerte Poulsen , in diesem Moment war es, als würde sich vor Anna ein Buch öffnen. Dann war der Moment vorüber, und Poulsen sagte: »In meinem Beruf komme ich mit vielen Menschen zusammen, auch mit Frauen.«

42
    Am Abend desselben Tages starrte Katharina Tüschen verdutzt die späte Besucherin an. Trine Deichmann kam sofort zum Thema, nachdem sie die junge Kollegin gebeten hatte, mit ihr vors Haus zu treten. Niemand sollte hören, was sie zu besprechen hatten.
    Katharinas erste Worte lauteten: »Dieser Abend? Das liegt doch Jahre zurück!«
    So lange war es nicht her, und das tat auch nichts zur Sache. Im nachlassenden Licht des späten Tages erkannte Katharina wohl, dass Trine Deichmann unzufrieden war. Sie bestätigte alles, was Poulsen der Witwe berichtet und diese später Trine übermittelt hatte.
    »Die Frau hat sehr gejammert, und ihr Mann hat sehr gelitten. Ich hielt es für richtig, ihr zu helfen, obgleich sie nicht schwanger war.«
    »Du hast richtig gehandelt. Die Frau hatte Schmerzen. Dann geht man nicht an ihr vorbei, zumal wenn du über die richtigen Mittel verfügst.«
    Trine wusste selbst am besten, dass sie ihre Kolleginnen gewarnt hatte, ihren Sachverstand freigiebig zur Verfügung zu stellen. Der Auftrag der Hebammen war streng begrenzt, die Vertreter der anderen medizinischen Bereiche beäugten argwöhnisch, ob sie sich an die Grenzen hielten. In diesem speziellen Fall sah Trine keine Gefahr heraufziehen, immerhin hatte ein Medicus ausdrücklich zugestimmt.
    »Aber darum geht es mir auch nicht«, sagte Trine. »Ich möchte von dir wissen, ob das die Geschichte war. Von vorn bis hinten.«
    Katharina war erfahren darin, Trines Rede zu interpretieren. Trine sah der schönen Kollegin dabei zu, wie sich die Gedanken zu Worten verfestigten. Für Katharinas Verhältnisse nahm dieser Vorgang viel Zeit in Anspruch. Trine zwang sich, abzuwarten und sich nichts auszumalen, wofür ihr nur dunkle Farben zur Verfügung standen.
    »Das ist die Geschichte – soweit sie die kranke Frau betrifft«, sagte Katharina gewunden.
    »Ich höre.«
    »Hinterher hörte ich, dass es ihr wieder gut ging. Das hat mich gefreut. Man hilft ja gern, wenn man   …«
    »Katharina, ich höre immer noch!«
    Die Jüngere stieß einen Seufzer aus. Als sie fortfuhr, war ihre Stimme nur noch halb so laut: »Er hat mich später noch einmal besucht.«
    »Wer, Katharina, wer?«
    »Himmel, ich rede ja schon, so schnell ich kann.«
    »Ich habe dich schon schneller erlebt.«
    Es ging um den Medicus . Er hatte Katharina auf der Straße abgepasst. Überrascht hatte er

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