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Die Adlon - Verschwoerung

Die Adlon - Verschwoerung

Titel: Die Adlon - Verschwoerung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Philip Kerr
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spürte ich, wie jemand an meinem Ärmel zupfte. Ich drehte mich um und sah eine Frau vor mir stehen. Sie trug ein langes, dunkles Kleid mit hohem Gürtel, einen hellbraunen Regenmantel und keinen kleinen Hut ohne Krempe.
    «Bitte, mein Herr», sagte sie leise. «Waren Sie vielleicht im Polizeigewahrsam?»
    Ich rieb mir erneut über das Kinn. «Sieht man das nicht?»
    «Sind Sie vielleicht zufällig einem Mitgefangenen namens Dettmann begegnet? Ludwig Dettmann? Ich bin seine Frau.»
    Ich schüttelte den Kopf. «Es tut mir leid, Frau Dettmann, aber nein. Ich bin niemandem begegnet. Ich war die ganze Zeit allein in der Zelle. Was bringt Sie auf den Gedanken, Ihr Mann wäre im Polizeigewahrsam?»
    Sie zuckte die Schultern und senkte traurig den Blick. «Das glaube ich nicht mehr. Aber als sie ihn verhaftet haben, brachten sie ihn hierher. So viel weiß ich mit Bestimmtheit. Aber hinterher? Wer weiß? Niemand denkt daran, seine Familie zu benachrichtigen. Er könnte überall sein, aber niemand informiert mich, seine Frau. Ich war schon mehrere Male in dieser Polizeistation und habe nach meinem Ludwig gefragt, aber sie sagen mir nicht, was aus ihm geworden ist. Sie haben mir sogar gedroht, mich ebenfalls zu verhaften, wenn ich mich noch einmal dort blicken lasse.»
    «Wäre vielleicht eine Möglichkeit, etwas herauszufinden», murmelte ich.
    «Sie verstehen das nicht. Ich habe drei Kinder. Was soll aus ihnen werden, wenn man mich auch noch verhaftet?» Sie schüttelte den Kopf. «Niemand versteht das. Niemand will es verstehen.»
    Ich nickte. Sie hatte recht. Ich verstand überhaupt nichts. Ich wusste ja nicht einmal, was von Helldorf dazu bewogen hatte, mich wieder freizulassen.
    Ich durchquerte den Potsdamer Lustgarten. Vor dem Schloss führte eine Brücke über die Havel und zum Bahnhof Teltower Tor, wo ich in einen Zug nach Berlin stieg.
     

Kapitel 25
    Gewaschen und rasiert und in frischer Kleidung begab ich mich ins Adlon, wo man mich erfreut und überrascht begrüßte. Behlert begrüßte mich wie einen streunenden Kater, der mehrere Tage und Nächte weg gewesen war: halb amüsiert, halb verärgert.
    «Wo haben Sie denn gesteckt?», fragte er stirnrunzelnd. «Wir haben uns Sorgen um Sie gemacht, Herr Gunther. Zum Glück war Ihr Freund Stahlecker imstande, Ihre Pflichten wenigstens teilweise zu übernehmen.»
    «Gut.»
    «Doch selbst er hat nicht herausfinden können, wo Sie abgeblieben sind oder ob Ihnen etwas zugestoßen ist. Niemand im Polizeipräsidium am Alexanderplatz wusste irgendetwas. Es sieht Ihnen überhaupt nicht ähnlich, einfach so zu verschwinden. Was ist passiert, Herr Gunther?»
    «Ich war für ein paar Tage in einem anderen Hotel», berichtete ich. «Dem Polizeigewahrsam in Potsdam, genauer gesagt. Es hat mir nicht gefallen, glauben Sie mir. Nicht ein bisschen. Ich überlege, ob ich zum Reisebüro Unter den Linden gehen und verlangen soll, dass sie es aus ihrer Liste empfehlenswerter Potsdamer Hotels streichen. Man schläft selbst im Fluss noch bequemer. Beinahe hätte ich diese Erfahrung übrigens gemacht.»
    Behlert blickte sich unbehaglich in der riesigen Eingangshalle um. «Bitte, Herr Gunther - nicht so laut, sonst hört uns noch jemand, und dann bekommen wir beide Schwierigkeiten mit der Polizei.»

    «Ich wäre nicht in Schwierigkeiten, wenn nicht einer unserer Gäste kräftig nachgeholfen hätte.» «Wen meinen Sie wohl?»
    Ich hätte den Namen Reles nennen können, doch ich sah keinen Sinn darin, Behlert groß und breit zu erklären, was sich ereignet hatte. Er war wie die Mehrheit der gesetzestreuen Berliner - er zog es vor, so wenig wie möglich über Dinge zu erfahren, die ihn vielleicht in Schwierigkeiten bringen konnten. In gewisser Weise konnte ich es verstehen - angesichts meiner eigenen jüngsten Erfahrungen jedenfalls. Es war wahrscheinlich der vernünftigere Weg, mit dem System umzugehen. Also sagte ich stattdessen: «Frau Charalambides natürlich. Sie wissen, dass ich für sie gearbeitet habe. Bei ihren Recherchen für diesen Artikel geholfen.»
    «Ja, natürlich. Ich kann nicht sagen, dass es mir recht gewesen wäre. Meiner Meinung nach war es falsch von Frau Adlon, Sie überhaupt zu fragen. Es hat Sie in eine sehr schwierige Position gebracht.»
    Ich zuckte die Schultern. «Daran lässt sich jetzt nichts mehr ändern. Ist sie in ihrer Suite?»
    «Nein», antwortete er und senkte verlegen den Blick. «Ich denke, es ist besser, Sie sprechen mit Frau Adlon. Sie hat heute Morgen

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