Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Adlon - Verschwoerung

Die Adlon - Verschwoerung

Titel: Die Adlon - Verschwoerung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Philip Kerr
Vom Netzwerk:
noch die Tatsache, dass ich nur nach Würzburg wollte, weil der tote Doktor von dort kam.
    «Gehen Sie in das Palasthotel Russlandhaus», empfahl sie mir. «Es ist das beste Hotel dort, glaube ich. Ruhen Sie sich aus. Holen Sie ein wenig verlorenen Schlaf nach. Sie sehen müde aus, Bernhard. Legen Sie die Füße hoch. Wenn Sie möchten, rufe ich den Geschäftsführer an und verschaffe Ihnen einen günstigeren Preis.»
    «Vielen Dank.» Ich verriet ihr allerdings nicht, dass Füße hochlegen das Letzte war, was auf meinem Plan stand. Jetzt, nachdem Noreen für immer aus meinem Leben verschwunden war.
     

Kapitel 26
    Ich verließ das Adlon und ging nach Osten in Richtung Alex. Auf dem Bahnhof wimmelte es von SS-Leuten, und eine weitere Militärkapelle bereitete sich darauf vor, irgendeinen aufgeblasenen Bonzen von der Regierung zu begrüßen. Manchmal kam es mir vor, als hätten wir mehr Militärkapellen als die Engländer und die Franzosen zusammen. Vielleicht lag es nur daran, dass so viele Deutsche auf Nummer sicher gehen wollten. Niemand kann dich beschuldigen, ein vaterlandsloser Geselle zu sein, wenn du eine Tuba oder ein Flügelhorn spielst. Nicht in Deutschland.
    Ich machte mich Richtung Präsidium am Alex auf, wo ich Heinz Seldtke über den Weg lief, dem intelligenten jungen Beamten von der Schupo, der immer noch am Empfangsschalter Dienst schob.
    «Wie ich sehe, machen Sie mit Riesenschritten Karriere.»
    «Ja, nicht wahr?», erwiderte er. «Wenn ich noch viel länger hier bleibe, werde ich selbst zu einem von diesen Irren. Falls Sie nach Herrn Trettin suchen, ich habe ihn vor vielleicht zwanzig Minuten nach draußen gehen sehen.»
    «Danke, aber eigentlich wollte ich zu Liebermann von Sonnenberg.»
    «Möchten Sie, dass ich in seinem Büro anrufe?»
    Fünfzehn Minuten später saß ich dem Chef der Berliner Kripo gegenüber und rauchte eine der teuren Zigarren der Marke Black Wisdom, die Bernhard Weiß hatte zurücklassen müssen, als er von seinem Posten abgelöst worden war.

    «Falls es um diese unglückselige Geschichte mit August Krichbaum geht», sagte Sonnenberg, «dann brauchen Sie sich keine Gedanken zu machen, Bernie. Sie und die anderen Beamten, die als mögliche Verdächtige galten, sind sauber. Alles hat sich mehr oder weniger in Wohlgefallen aufgelöst - es war nichts weiter als Unsinn. Wie ich es mir schon fast gedacht hatte.»
    «Ah? Wie kommt's?», fragte ich, bemüht, mir meine Erleichterung nicht anmerken zu lassen. Doch nach Noreens Abreise war es mir fast egal - auch wenn ich gleichzeitig hoffte, dass sie nicht jemand anderen gefunden hatten, dem sie den Mord in die Schuhe schieben konnten. Da hätte mir mein Gewissen wohl eine ganze Weile zu schaffen gemacht.
    «Wir haben keinen verlässlichen Zeugen mehr», sagte der Kripo-Chef. «Der Portier, der den Ganoven gesehen hat, war ein Expolizeibeamter, wie Sie wahrscheinlich wissen. Nun, wie sich herausgestellt hat, ist er außerdem schwul und ein Kommunist. Es scheint, als wären dies die Gründe, warum er den Polizeidienst quittiert hat. Tatsächlich glauben wir, dass seine Aussage von Böswilligkeit gegen ehemalige Kollegen und die Polizei im Allgemeinen motiviert war. Wie dem auch sei, das alles ist irrelevant, weil die Gestapo ihn seit Monaten auf einer Arrestliste hat. Nicht, dass er eine Ahnung davon gehabt hätte.»
    «Und wo steckt er jetzt?»
    «Im kz natürlich. In Lichtenburg.»
    Ich nickte, während ich mich fragte, ob sie ihn gezwungen hatten, einen Vordruck D-Elf zu unterschreiben.
    «Es tut mir leid, dass Sie das alles durchmachen mussten, Bernie.»
    Ich zuckte die Schultern. «Es tut mir leid, dass ich nicht mehr tun konnte für Ihren Protege Börner.»
    «Sie haben getan, was Sie unter den Umständen tun konnten, Bernie.»
    «Geben Sie mir Bescheid, wenn ich Ihnen wieder mal aushelfen kann.»
    «Diese jungen Männer heutzutage», sagte Sonnenberg versonnen. «Sie haben es viel zu eilig mit allem, wenn Sie mich fragen.»
    «Diesen Eindruck habe ich auch. Wissen Sie, unten am Empfang gibt es einen aufgeweckten jungen Burschen in Uniform, Heinz Seldtke. Vielleicht sollten Sie ihm eine Chance geben. Er ist zu gescheit, um hinter einem Schreibtisch zu versauern.»
    «Danke, Bernie. Ich sehe ihn mir an.» Er steckte sich eine Zigarette an. «Was kann ich für Sie tun, Bernie? Sind Sie hergekommen, um Akkordeon zu spielen, oder haben Sie etwas Geschäftliches mit mir zu besprechen?»
    «Kommt darauf an.»
    «Worauf?»
    «Auf Ihre

Weitere Kostenlose Bücher