Die Adlon - Verschwoerung
Heinrich Rubusch wusste und dass die Würzburger Jura-Kalkstein die Firma von Rubuschs Witwe gekauft hatte. «Sie sagten, Max Reles habe Verbindungen zur Chicagoer Unterwelt geknüpft», sagte ich. «Zu wem beispielsweise?»
«Bis vor kurzem hatte Al Capone persönlich das Sagen in Chicago. Er stammt ebenfalls aus Brooklyn. Aber jetzt ist Capone im Gefängnis, und das organisierte Verbrechen von Chicago hat sich diversifiziert und zurzeit das Baugewerbe und den Handel mit illegalen Arbeitskräften in der Hand. Das fbi mutmaßt, dass die Gangster aus Chicago in großem Stil Baukontrakte für die Olympischen Spiele von Los Angeles 1932 manipuliert haben.»
«Das passt. Max Reles hat einen engen Freund im amerikanischen Olympischen Organisationskomitee, der außerdem eine Chicagoer Baufirma besitzt. Einen Kerl namens Brundage. Er kriegt eine Art Prämie von unserem Komitee als Gegenleistung dafür, dass er den Boykott der Amerikaner verhindert.»
«Geld?»
«Nein, nein. Er kriegt einen stetigen Strom fernöstlicher Kunstschätze. Sie waren Bestandteil einer Sammlung, die ein alter Jude dem Ethnologischen Museum Berlin gestiftet hat.» Ich nickte anerkennend. «Wie ich bereits sagte, Hauptmann, Sie waren fleißig. Ich bin beeindruckt, wie viel Sie herausgefunden haben. Offen gestanden denke ich, der stellvertretende Polizeichef wird genauso beeindruckt sein wie ich. Bei Ihren Talenten sollten Sie vielleicht eine Karriere bei der richtigen Polizei in Betracht ziehen. Bei der Kripo.»
«Bei der Kripo?» Weinberger schüttelte den Kopf. «Nein danke», sagte er. «Die Gestapo ist die Polizei der Zukunft. Wie ich das sehe, werden SS und Gestapo die Kriminalpolizei auf lange Sicht übernehmen. Nein, nein, Herr Gunther, ich danke Ihnen für das Kompliment, aber ich bleibe bei der Gestapo. Vorzugsweise natürlich der Berliner Gestapo.»
«Natürlich.»
«Sagen Sie, Herr Gunther, Sie glauben nicht, dass wir Eier sind, die versuchen, schlauer zu sein als die Henne? Ich meine, dieser Reles mag ein Jude sein und ein Gangster, aber er hat eine Reihe sehr einflussreicher Freunde in Berlin.»
«Ich habe bereits mit Frau Rubusch gesprochen. Sie ist einverstanden mit einer Exhumierung des Leichnams ihres Mannes. Wir werden beweisen, dass Heinrich Rubusch ermordet wurde. Ich denke, ich kann sogar die Mordwaffe beschaffen. Wie die meisten Amis mag Reles viel Eis in seinem Whisky. Auf dem Sideboard in seinem Hotelzimmer liegt ein mörderisch aussehender Eispickel. Und wenn das noch nicht reicht, so bleibt immer noch die Tatsache, dass er Jude ist, wie Sie sagen. Ich würde gerne sehen, was all diese einflussreichen Freunde in der Partei dazu sagen. Ich spiele diese Karte zwar nur ungern, aber am Ende bleibt vielleicht keine andere Wahl, wenn ich diesen Mistkerl erledigen will. Liebermann von Sonnenberg wurde von Hermann Göring persönlich ernannt. Möglicherweise müssen wir ihm sämtliche Fakten präsentieren. Und weil Göring nicht in irgendeinem olympischen Komitee ist, fällt es mir schwer zu glauben, dass er die Korruption der Komiteemitglieder ignoriert, selbst wenn es andere vielleicht täten.»
«Sie sollten sich vollkommen sicher sein und unumstößliche Beweise präsentieren können. Wie heißt es doch so schön: Dem Hahn, der zu früh kräht, dreht man den Hals um.»
«Lernen Sie das in der Gestapo-Schule? Nein, ich werde sicher nichts unternehmen, bevor ich nicht alle Beweise zusammenhabe. Ich kann sehr geduldig sein, wenn es sein muss.»
Weinberger nickte. «Ich muss mit der Witwe reden. Ich brauche ihre schriftliche Einverständniserklärung, um den Leichnam zu exhumieren. Wahrscheinlich muss ich die Würzburger Kripo hinzuziehen und einen Richter. All das könnte ein wenig Zeit in Anspruch nehmen. Wenigstens eine Woche. Vielleicht auch länger.»
«Heinrich Rubusch hat alle Zeit der Welt, Hauptmann. Aber er muss von den Toten auferstehen und uns sein Geheimnis verraten, wenn dieser Fall aufgeklärt werden soll. Heimliche Absprachen im Baugewerbe zu ignorieren, das ist das eine. Aber einen prominenten deutschen Staatsbürger zu ermorden? Insbesondere einen richtigen Arier. Sie sind ein wenig rustikal für meinen Geschmack, mein lieber Weinberger, aber wir machen schon noch einen erstklassigen Polizisten aus Ihnen. Damals, als ich selbst noch Polizist war, hatten wir einen Spruch am Alex. Der Knochen kommt nicht zum Hund. Es ist der Hund, der zum Knochen muss.»
Kapitel 29
Bis nach Frankfurt waren es mit dem
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