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Die Adlon - Verschwoerung

Die Adlon - Verschwoerung

Titel: Die Adlon - Verschwoerung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Philip Kerr
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war. Wie ich das alte Berlin vermisste.
    Ich stopfte die Statue zurück in die Holzwolle und blickte mich in der Suite um. Das Schlafzimmer hinter der halboffenen Tür lag im Dunkeln. Die Tür zum Badezimmer war geschlossen. Ich fragte mich, ob die Maschinenpistole und die Goldmünzen noch hinter dem Fliesenpaneel der Toilette versteckt waren.
    Gleichzeitig fiel mein Blick auf den Eiskübel neben dem Getränketablett auf dem Büfett. Neben dem Kübel lag ein Eispickel.
    Ich nahm ihn auf. Das Werkzeug war etwa fünfundzwanzig Zentimeter lang und so scharf wie eine Ahle. Der rechteckige Griff aus Stahl war graviert; auf der einen Seite stand Citizens Ice Pure, auf der anderen nur Citizens. Im Prinzip merkwürdig, so etwas aus Amerika mitzubringen - aber es handelte sich ja um Reles' bevorzugte Mordwaffe. Sah jedenfalls äußerst effektiv aus. Ich hatte Schnappmesser im Rücken toter Männer stecken sehen, die wesentlich harmloser aussahen. Doch es schien wenig sinnvoll, den Eispickel auszuborgen in der Hoffnung, dass jemand am Alex ein paar Tests damit durchführte. Nicht, solange Max Reles das Werkzeug noch benutzte, um damit Eis für seine Drinks zu zerkleinern.
    Ich legte den Eispickel wieder ab und wandte mich zum Schreibtisch um, weil ich die Schreibmaschine untersuchen wollte. Ein halb fertiggeschriebener Brief steckte auf der Walze der schicken kleinen Toledo-Reisemaschine. Der Brief war an Avery Brundage in Chicago adressiert und auf Englisch geschrieben, was mich nicht daran hinderte, zu erkennen, dass der Buchstabe «g» einen halben Millimeter höher saß als die übrigen Lettern.
    Ich hatte die mutmaßliche Mordwaffe. Ich hatte die Schreibmaschine, mit der Reles die falschen Angebote für die olympischen Kontrakte geschrieben hatte. Ich hatte eine Kopie des Berichts vom amerikanischen fbi. Und ein Schreiben von der Wiener Kripo. Jetzt musste ich nur noch kontrollieren, ob die Maschinenpistole noch dort war, wo ich sie glaubte. Selbst Reles würde Schwierigkeiten haben, zu erklären, warum er so eine Waffe besaß. Ich blickte mich suchend nach seinem Schraubenzieher um, und als ich ihn nicht fand, begann ich die Schubladen zu durchwühlen.
    «Suchst du was Bestimmtes?»
    Es war Dora Bauer. Sie stand in der Tür zum Schlafzimmer, nackt, wie Gott sie erschaffen hatte, obwohl sie sich mühelos mit ihrer riesigen Mauser Bolo hätte bedecken können. Ich fragte mich, wie lange sie wohl mit ausgestreckter Hand auf mich zielen konnte, bevor ihr der Arm einschlief.
    «Ich dachte, es wäre niemand zu Hause», sagte ich lahm. «Ich hatte nicht erwartet, Sie anzutreffen, Dora, meine Liebe. Und so ausgesprochen hübsch zurechtgemacht obendrein.»
    «Es ist nicht das erste Mal, dass mich jemand angafft, Schmiermichel.»
    «Wie kommen Sie denn auf die Idee? Ich und ein Schmiermichel? Tsss-tsss.»
    «Erzähl mir nicht, du durchwühlst die Schubladen, um zu stehlen. Nicht du. Du bist nicht der Typ.» «Wer sagt das?»
    «Nein.» Sie schüttelte den Kopf. «Du hast mir diesen Job besorgt, und du hast keinen Anteil verlangt. Welcher Dieb würde so etwas tun?»
    «Gut, dass Sie sich daran erinnern. Sie schulden mir einen Gefallen, Dora.»
    «Den habe ich dir längst getan.» «Ach?»
    «Sicher. Ein Mann mit einer Flasche in der Tasche verschafft sich Zugang in die Suite und durchwühlt die Schubladen? Ich hätte dich schon vor fünf Minuten erschießen können. Nur weil ich noch nicht abgedrückt habe, heißt das noch lange nicht, dass ich es nicht tue, Polizist hin oder her. Nach allem, was ich bereits über dich weiß, Gunther, denken deine alten Kollegen am Alex noch, ich tue ihnen einen Gefallen.»
    «Ich bin es, der Ihnen einen Gefallen tut, Fräulein Bauer. Ich habe kein so hübsches Mädchen mehr gesehen, seit das Eldorado dichtgemacht wurde. Ist das Ihre gewöhnliche Kleidung für Steno und Maschineschreiben? Oder ziehen Sie das erst an, wenn Max Reles fertig ist mit Diktieren? Wie dem auch sei, ich beschwere mich nicht - selbst mit einer Pistole in der Hand sind Sie ein wunderbarer Anblick für müde Augen, Dora.»
    «Ich hatte geschlafen», sagte sie. «Zumindest so lange, bis das Telefon wie verrückt anfing zu läuten. Ich schätze, das warst du. Du wolltest dich überzeugen, dass die Luft rein ist.»
    «Zu schade, wirklich, dass Sie nicht rangegangen sind. Dann hätte ich Sie nun nicht in Verlegenheit gebracht.»
    «Du kannst meine Muschi anstarren, solange du willst, Kerl, du wirst nicht erleben, dass ich

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