Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Adlon - Verschwoerung

Die Adlon - Verschwoerung

Titel: Die Adlon - Verschwoerung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Philip Kerr
Vom Netzwerk:
Tür aufgesperrt, oder nicht? Ich hatte sie von außen abgesperrt. Viele Hotelhuren haben immer einen Zentralschlüssel oder einen Schlüsseldreher bei sich oder wissen, wie sie sich den einen oder anderen beschaffen können. Manchmal gibt ein Kunde kein Trinkgeld. Und manchmal ziehen sie ein paar Scheine aus einem dicken Bündel, das einfach zu verlockend ist. Also wartet man eine Weile draußen, bevor man wieder reingeht und sich das Geld holt. Du bist mir ein schöner Hoteldetektiv, Gunther. Der andere Polizist, wie war noch gleich sein Name? Der Betrunkene. Muller. Er kannte das Spiel. Er hat mir den Schlüsseldreher verkauft und einen guten Zentralschlüssel obendrein. Als Gegenleistung ... du kannst dir sicher denken, was er wollte. Beim ersten Mal jedenfalls. In der Nacht, als Max diesen Rubusch erledigt hat, bin ich ihm über den Weg gelaufen, und mir blieb nichts anderes übrig, als ihm ein paar Scheine abzudrücken.»
    «Rein zufällig die Scheine, die du von Rubusch bekommen hast.»
    «Rein zufällig.»
    Inzwischen hatte ich die Suche nach dem Schraubenzieher aufgegeben. Stattdessen nahm ich mein Kleingeld in Augenschein; vielleicht hatte ich eine Münze, die schmal genug war, um auf die Schraubenköpfe zu passen, die das Fliesenpaneel hielten. Ich hatte keine. Ich hatte eine Geldscheinklammer aus Sterlingsilber - ein Hochzeitsgeschenk meiner verstorbenen Frau - und machte mir mehrere Minuten lang damit an den Schrauben zu schaffen, aber so verkratzte ich nur die Klammer. Wie es aussah, würde ich schon bald Gelegenheit haben, mich bei meiner Frau dafür zu entschuldigen.
    Dora Bauer hatte aufgehört zu reden. Was mir recht war. Jedes Mal, wenn sie den Mund aufmachte, musste ich daran denken, wie dämlich ich gewesen war. Ich nahm den Zahnbecher, spülte ihn aus und schenkte mir einen Korn ein. Dann setzte ich mich auf den Toilettendeckel. Die Dinge sehen meistens ein wenig besser aus bei einer Zigarette und einem Drink.
    Du sitzt in der Klemme, Bernie, sagte ich mir. Bald kommt ein Mann mit einer Kanone durch die Tür, und entweder erschießt er dich auf der Stelle, oder er versucht dich aus dem Hotel zu bugsieren und erschießt dich irgendwo anders. Natürlich könnte er auch versuchen, dir einen Schlag über den Kopf zu geben und dich mit seinem Eispickel zu töten, um dich in einem Wäschekorb nach draußen zu schmuggeln. Er wohnt schon eine ganze Weile hier. Er weiß, wie die Dinge laufen. Wo er alles finden kann.
    Oder er wirft deine Leiche in den Aufzugsschacht. Es kann eine Weile dauern, bis dich jemand da unten findet. Oder er ruft seine Freunde in Potsdam an und lässt einen von ihnen herkommen und mich verhaften. Niemand wird dagegen protestieren. In Berlin sieht heutzutage jeder weg, wenn jemand anderes verhaftet wird.
    Es geht niemanden etwas an.
    Niemand will irgendetwas gesehen haben.
    Andererseits können sie kaum das Risiko eingehen, dass ich den Mund aufmache, während sie mich an anderen Leuten vorbei nach draußen fuhren. Was von Helldorf sicher nicht gefallen würde. Genauso wenig wie unserem ehrenwerten Reichssportführer von Tschammer und Osten.
    Ich nahm noch einen Schluck Korn.
    Ich fühlte mich nicht besser davon. Wenigstens kam mir eine Idee. Wenn auch keine besonders vielversprechende Idee. Andererseits war ich ja auch kein besonders guter Detektiv. So viel war inzwischen klar.
     

Kapitel 31
    Ein paar Stunden vergingen. Ich trank noch mehr Korn. Was sonst blieb mir zu tun? Ich hörte das Geräusch des Schlüssels im Schloss und erhob mich von meinem Toilettendeckel. Die Tür öffnete sich. Statt Max Reles stand ich Gerhard Krempel gegenüber, was meine ohnehin nicht vielversprechende Idee zunichte machte. Krempel war nicht besonders helle, und es fiel mir schwer zu sehen, wie ich mich herausreden sollte, wenn seine Blumenkohlohren mir kein Gehör schenkten. Er hatte eine Zweiunddreißiger in der einen und ein Kissen in der anderen Hand.
    «Wie ich sehe, hast du dir die Zeit vertrieben», sagte er.
    «Ich muss mit Max Reles sprechen.»
    «Zu schade, dass er nicht hier ist.»
    «Ich habe ihm ein Geschäft vorzuschlagen. Er wird meinen Vorschlag hören wollen. Ich garantiere, dass er ihn hören will.»
    Krempel grinste. «Dann lass mal hören.»
    «Soll ich die Überraschung vorwegnehmen? Ich sage nur so viel, es hat mit der Polizei zu tun.»
    «Sicher, aber mit welcher? Der nichtsnutzigen Polizei, bei der du gewesen bist, Gunther, oder der Polizei, die mein Boss kennt und die

Weitere Kostenlose Bücher