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Die Adlon - Verschwoerung

Die Adlon - Verschwoerung

Titel: Die Adlon - Verschwoerung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Philip Kerr
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Probleme aus dem Weg räumt? Du hast drei Karten weggeworfen, und jetzt willst du den Einsatz erhöhen. Schön, ich will sehen. Es ist mir egal, was du zu sagen hast, klar? Ich sage Folgendes: Es gibt zwei Möglichkeiten, wie du aus diesem Badezimmer kommst: tot oder total betrunken. Es ist deine Entscheidung. Beide sind unangenehm für mich, aber eine ist weniger unangenehm für dich. Insbesondere angesichts der Tatsache, dass du so schön mitgedacht und eine Flasche mitgebracht hast - und wie es aussieht, auch schon angefangen hast zu trinken.» «Was geschieht danach?»
    «Das entscheidet Reles. Ich werde dich jedenfalls nicht aus dem Hotel schaffen, solange du nicht völlig außer Gefecht bist. Wenn du sturzbetrunken bist, kannst du reden wie ein Wasserfall, und niemand wird dir zuhören. Nicht einmal hier im Adlon. Im Gegenteil, erst recht nicht hier im Adlon. Sie mögen keine Betrunkenen hier. Betrunkene machen den Damen Angst. Wenn wir jemanden sehen, der dich kennt, dann bist du einfach ein ehemaliger Bohler, der zum Säufer geworden ist. Genau wie dieser andere Kerl, der früher hier gearbeitet hat, dieser Fritz Muller.»
    Krempel zuckte die Schultern.
    «Andererseits kann ich dich auch gleich hier erschießen, auf der Stelle, Schnüffler. Mit dem Kissen über dieser hübschen kleinen Zweiunddreißiger ist der Schuss nicht lauter als eine Fehlzündung eines vorbeifahrenden Wagens. Anschließend werfe ich dich aus dem Fenster. Gibt keinen hässlichen Aufprall da unten. Es ist ja nur ein Stockwerk. Und bevor dich einer im Regen und in der Dunkelheit entdeckt, hab ich dich hübsch im Kofferraum verstaut. Nächste Haltestelle: der Fluss.»
    Seine Stimme klang gelassen und ruhig, als machte es ihm nicht das Geringste aus, mich zu töten. Er legte das Kissen über die Pistole. Es war ihm offensichtlich ernst.
    «Los, trink aus», sagte er. «Ich bin fertig mit Reden.»
    Ich schenkte mir ein Glas voll und kippte es in einem Zug hinunter.
    Krempel schüttelte ungeduldig den Kopf. «Vergessen wir mal für einen Moment, dass wir hier im Adlon sind, ja? Trink aus der Flasche, Kerl, wenn es keine Umstände macht. Ich habe nicht die ganze Nacht Zeit.»
    «Keine Lust, mir Gesellschaft zu leisten?»
    Er machte einen schnellen Schritt vor und schlug mir ins Gesicht. Der Schlag war nicht hart genug, um mich von den Beinen zu holen, doch er reichte, dass ich ein wenig taumelte.
    «Halt die Klappe und trink.»
    Ich setzte die große Steingutflasche an die Lippen und trank den Schnaps in großen Zügen, als wäre es Wasser. Mein Magen krampfte sich zusammen, und ich würgte, doch ich biss die Zähne aufeinander und zwang mich, das Zeug bei mir zu behalten. Krempel erweckte nicht den Anschein, als würde er geduldig abwarten, bis ich mich ausgekotzt hatte. Ich setzte mich auf den Rand der Badewanne, holte tief Luft und trank ein paar weitere Schlucke. Und noch ein paar. Als ich die Flasche zum dritten Mal ansetzte, fiel mein Hut hintenüber in die leere Wanne. Es hätte genauso gut mein Kopf sein können. Der Hut rollte unter den tropfenden Hahn und blieb halb auf der Seite liegen wie ein großer brauner und hilfloser Käfer. Ich streckte die Hand aus, um ihn aufzuheben, konnte die Entfernung nicht einschätzen und fiel hinein, doch ohne die Schnapsflasche loszulassen. Ich denke, wenn ich sie hätte fallen lassen, hätte Krempel mich an Ort und Stelle erschossen. Ich trank einen weiteren Schluck aus der Flasche, um ihm zu zeigen, dass noch jede Menge übrig war, dann packte ich meinen Hut und rammte ihn mir auf den Kopf, in dem sich langsam alles zu drehen anfing.
    Krempel musterte mich mit so viel Mitgefühl, als wäre ich ein vertrockneter Schwammkürbis, und setzte sich auf den Toilettendeckel. Seine Augen waren zwei verquollene Schlitze. Er zündete sich eine Zigarette an, schlug die langen Beine übereinander und stieß einen langen, tabakschwangeren Seufzer aus.
    Mehrere Minuten verstrichen. Sie waren ereignislos für ihn, doch für mich zunehmend gefährlich. Der Fusel war stark und drohte mich besinnungslos zu machen.
    «Gerhard? Was würden Sie davon halten, eine Menge Geld zu machen? Und ich meine wirklich eine Menge. Tausende von Mark.»
    «Tausende, wie?» Er schüttelte sich und stieß ein verächtliches Lachen aus. «Und das von dir, Gunther. Einem Mann mit einem Loch im Schuh, der mit dem Bus nach Hause fährt. Falls du das Fahrgeld hast.»
    «Das ist vollkommen richtig, mein Freund.» Mit dem Rücken in der Wanne

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